Die Schuld
dafür geworben, obwohl es nicht ausreichend erprobt war, und Informationen zurückgehalten. Jetzt stellte sich heraus, dass Dyloft noch heimtückischer war als ursprünglich angenommen. Miss Warshaw befand sich bereits im Besitz von überzeugenden medizinischen Beweisen dafür, dass eine Verbindung zwischen immer wieder auftretenden Tumoren und Dyloft bestand.
Der zweite Schuldige war der Arzt, der das Medikament verschrieben hatte, aber seine Schuld war nur gering. Er hatte sich auf Ackerman Labs verlassen. Das Medikament wirke Wunder. Und so weiter und so fort.
Leider waren die beiden ersten Schuldigen bei dem Vergleich, den Mr Worley im Rahmen der Biloxi-Sammelklage geschlossen hatte, vollständig von ihrer Haftung freigestellt worden. Obwohl der Arzt, der Mr Worleys Arthritis behandelt hatte, gar nicht verklagt worden war, galt die generelle Freistellung auch für ihn.
»Aber Ted wollte keinen Vergleich schließen«, sagte Mrs Worley immer wieder.
Völlig egal, er hatte es getan, indem er seinem Anwalt die Vollmacht dazu erteilte. Der Anwalt hatte den Vergleich geschlossen und wurde so zum dritten Schuldigen. Und zum Letzten, der noch übrig war.
Eine Woche später reichte Helen Warshaw Klage ein gegen J. Clay Carter II., F. Patton French, M. Wesley Saulsberry und alle anderen bekannten und unbekannten Anwälte, die sich bei Dyloft-Fällen auf vorzeitige Vergleiche eingelassen hatten. Hauptkläger war wiederum Mr Ted Worley aus Upper Marlboro, Maryland, für und im Namen aller bekannten und zum gegenwärtigen Zeitpunkt unbekannten Geschädigten. Das Verfahren war im Bezirksgericht für den Distrikt Columbia anhängig, nicht weit von Carters Kanzlei entfernt.
Dem Beispiel der Beklagten folgend, faxte Helen Warshaw eine Viertelstunde, nachdem sie die Klage eingereicht hatte, Kopien davon an ein Dutzend führende Zeitungen.
Am Empfang von Clays Kanzlei erschien ein stämmiger Zustellungsbeamter, der Mr Carter zu sehen verlangte und darauf bestand, dass es dringend sei. Er wurde zu Miss Glick geschickt, die ihren Chef rief. Dieser verließ nur widerwillig sein Büro und nahm die Papiere entgegen, die ihm den Tag und vielleicht sogar das ganze Jahr verderben würden.
Als Clay die Sammelklage eben zu Ende gelesen hatte, riefen schon die ersten Reporter an. Oscar Mulrooney war bei ihm, und sie hatten die Tür abgeschlossen. »Von so was habe ich noch nie gehört«, murmelte Clay, dem schmerzlich bewusst wurde, wie wenig er über das Schadenersatzgeschäft wusste.
Nichts gegen einen Überraschungsangriff, aber zumindest hatten die von ihm verklagten Firmen geahnt, dass sich etwas zusammenbraute. Ackerman Labs war, noch bevor Dyloft auf den Markt kam, klar gewesen, dass das Medikament schwere Nebenwirkungen hatte. Die Hanna Portland Cement Company hatte bereits die ersten Forderungen vor Ort in Howard County begutachten lassen. Goffman war von Dale Mooneyham wegen Maxatil verklagt worden, und weitere Anwälte zogen schon ihre Kreise. Aber das hier? Clay hatte noch nicht einmal gewusst, dass Ted Worley wieder krank war. Nicht der geringste Hinweis darauf, dass ihm Ärger ins Haus stand. Das war nicht fair.
Mulrooney war sprachlos.
»Mr Carter, hier ist ein Reporter von der Washington Post«, meldete Miss Glick über die Gegensprechanlage.
»Erschießen Sie ihn«, knurrte Clay.
»Heißt das nein?«
»Das heißt ›Nur über meine Leiche‹!«
»Sagen Sie ihm, Clay ist nicht hier«, brachte Oscar mühsam heraus.
»Und rufen Sie den Sicherheitsdienst«, setzte Clay hinzu. Wäre ein enger Freund auf tragische Weise ums Leben gekommen, hätte die Stimmung nicht düsterer sein können. Sie sprachen über Schadensbegrenzung - wie sollten sie reagieren? Und wann? Sollten sie in aller Eile ein aggressives Dementi sämtlicher in der Klage erhobener Vorwürfe verfassen und noch am selben Tag bei Gericht vorlegen? Mit Faxkopien an die Presse? Sollte Clay mit den Reportern sprechen?
Sie kamen zu keiner Entscheidung, weil sie nicht dazu in der Lage waren. Das Blatt hatte sich gewendet, das hier war für sie völlig unbekanntes Terrain.
Oscar erklärte sich bereit, die Neuigkeit in der Kanzlei zu verbreiten und möglichst positiv darzustellen, damit die Stimmung gut blieb.
»Wenn ich im Unrecht bin, übernehme ich die Forderung«, sagte Clay.
»Hoffentlich ist Mr Worley der Einzige von unserer Kanzlei.«
»Das ist die große Frage. Wie viele Ted Worleys gibt es?«
Er fand keinen Schlaf. Ridley war immer noch
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