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Die Schuld

Titel: Die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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über sein neuestes Luxusauto oder seine soeben erworbene Ranch. Keiner der fünf prahlte mit seinen letzten Triumphen. Die Stimmung war angespannt, als Clay die Suite betrat, und blieb es auch. Die reichen Jungs hatten Angst.
    Aus gutem Grund. Carlos Hernández aus Miami wusste von sieben Dyloft-Klägern der Kategorie eins, die mittlerweile unter bösartigen Nierentumoren litten. Sie hatten sich der Sammelklage angeschlossen und wurden nun von Helen Warshaw vertreten. »Die schießen wie Pilze aus dem Boden«, sagte er verzweifelt. Er sah aus, als hätte er seit Tagen nicht geschlafen. Alle fünf wirkten müde und zerschlagen.
    »Die Frau ist knallhart«, meinte Wes Saulsberry, und die anderen nickten zustimmend. Offenbar kannte jeder die legendäre Helen Warshaw. Bis auf Clay. Wes wurde von vier früheren Mandanten verklagt, Dämon Didier von drei, French von fünf.
    Clay war ungeheuer erleichtert, dass es bei ihm nur einer war, aber dieses Gefühl war von kurzer Dauer. »Tatsächlich haben Sie sieben«, klärte ihn French auf und reichte ihm einen Ausdruck, der mit Clays Namen überschrieben war. Darunter waren seine Exmandanten und jetzigen Kläger aufgeführt.
    »Wicks von Ackerman meint, die Liste wird schnell länger werden«, sagte French.
    »Wie ist die Stimmung dort?«, fragte Wes.
    »Nacktes Entsetzen. Das Medikament kostet immer mehr Patienten das Leben. Und Philo hätte am liebsten nie von Ackerman Labs gehört.«
    »Geht mir genauso«, stimmte Didier mit einem giftigen Blick auf Clay zu, dem er offenbar die Schuld an dem Dilemma gab.
    Clay sah sich die sieben Namen auf seiner Liste an. Außer Ted Worley kannte er keinen Einzigen davon. Kansas, South Dakota, Maine, zwei aus Oregon, Georgia, Maryland. Wie war er dazu gekommen, diese Leute zu vertreten? Was für eine lächerliche Art, Recht zu praktizieren, im Namen von Menschen Klage einzureichen und Vergleiche abzuschließen, die er nie gesehen hatte! Und jetzt verklagten sie ihn!
    »Können wir davon ausgehen, dass das medizinische Beweismaterial stichhaltig ist?«, erkundigte sich Wes. »Ich wüsste gern, ob sich der Versuch lohnt nachzuweisen, dass die Rückfälle bei Krebspatienten nichts mit Dyloft zu tun haben. Wenn uns das gelingt, sind wir aus dem Schneider und Ackerman auch. So wenig es mir gefällt, mit diesen Clowns in einen Topf geworfen zu werden, uns bleibt keine Wahl.«
    »Vergessen Sie's! Wir sind dran«, sagte French mit brutaler Offenheit. Warum sollten sie ihre Zeit mit falschen Hoffnungen verschwenden? »Wicks hält das Medikament für gefährlicher als einen Kopfschuss. Die eigenen Wissenschaftler verlassen die Firma wegen dieser Sache. Ganze Karrieren sind ruiniert, und niemand weiß, ob das Unternehmen das übersteht. «
    »Sie meinen Philo?«
    »Ja. Als Philo Ackerman kaufte, dachte man, die Dyloft-Affäre wäre unter Kontrolle. Jetzt sieht es so aus, als würden Kategorie zwei und drei viel größer und teurer ausfallen als erwartet. Die kämpfen um ihr Überleben.«
    »Genau wie wir«, murmelte Carlos und sah Clay an, als hielte er einen Kopfschuss bei ihm für völlig angemessen.
    »Wenn wir haftbar sind, können wir in diesen Fällen unmöglich die Verteidigung übernehmen«, meinte Wes, obwohl das ohnehin jedem klar war.
    »Wir müssen verhandeln«, sagte Didier. »Es geht um unsere Existenz.«
    »Was ist ein Fall wert?«, fragte Clay, der fürchtete, seine Stimme würde versagen.
    »Vor einem Geschworenengericht zwei bis zehn Millionen, je nachdem, wie hoch der Strafanteil ausfällt«, meinte French.
    »Das ist relativ niedrig«, sagte Carlos.
    »Mich bekommt kein Geschworenengericht zu sehen«, verkündete Didier. »Nicht bei diesen Fakten.«
    »Der durchschnittliche Kläger ist achtundsechzig und Rentner«, warf Wes ein. »Das heißt, der wirtschaftliche Schaden durch den Tod des Klägers ist relativ gering. Schmerz und Leid treiben die Rechnung natürlich in die Höhe, aber wenn die Geschworenen in Bezug auf uns unvoreingenommen wären, könnten diese Fälle für eine Million geregelt werden.«
    »Sie sind aber nicht unvoreingenommen«, fuhr ihn Didier an. »Was Sie nicht sagen«, zischte Wes zurück. »Wenn sie die Beklagten bloß als einen Haufen geldgieriger Anwälte sehen, die sich auf Schadenersatzklagen spezialisiert haben, gibt es nach oben keine Grenze.«
    »Ich wäre lieber auf der Seite der Kläger als auf meiner«, sagte Carlos und rieb sich die müden Augen.
    Clay fiel auf, dass nicht ein Tropfen Alkohol

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