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Die Schuld

Titel: Die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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in seinem Drehstuhl hin und her. Keiner der drei wirkte besonders glücklich. Die Vorstellung verlief eher peinlich. Mooneyham weigerte sich, vorzutreten und Clay die Hand zu schütteln. Stattdessen nickte er knapp und warf ihm einen hasserfüllten Blick zu.
    »Ist Ihnen klar, dass ich ein Interviewverbot verhängt hatte, Mr Carter?«, fragte der Richter.
    »Nein, Sir.«
    »So ist es aber.«
    »Ich bin in diesem Fall aber nicht Anwalt«, wandte Clay ein. »Wir hier in Arizona bemühen uns sehr um faire Verfahren, Mr Carter. Beide Seiten wünschen sich Geschworene, die möglichst wenig wissen und daher unvoreingenommen sind. Dank Ihrer Auskünfte ist den potenziellen Geschworenen nun bewusst, dass es mindestens sechsundzwanzigtausend ähnlich gelagerte Fälle gibt.«
    Clay konnte es sich nicht leisten, Schwäche zu zeigen oder sich zu entschuldigen - nicht solange Roger Redding jede seiner Bewegungen beobachtete.
    »Vielleicht war das unvermeidlich«, gab Clay zurück. Er würde vor diesem Richter nie einen Fall verhandeln, es hatte also keinen Sinn, sich einschüchtern zu lassen.
    »Warum verlassen Sie Arizona nicht einfach?«, donnerte Mooneyham aus seiner Ecke.
    »Dazu sehe ich keine Veranlassung«, gab Clay zurück. »Wollen Sie, dass ich verliere?«
    Das reichte Clay. Er hatte zwar keine Ahnung, inwiefern seine Anwesenheit Mooneyhams Fall schaden konnte, aber warum sollte er das Risiko eingehen?
    »Also gut. Euer Ehren, dann verabschiede ich mich jetzt.«
    »Ausgezeichnete Idee«, meinte der Richter.
    Clay blickte Roger Redding an. »Wir sehen uns in Washington.«
    Roger lächelte höflich, schüttelte aber verneinend den Kopf. Oscar erklärte sich bereit, in Flagstaff zu bleiben und den Prozess zu verfolgen. Unterdessen ging Clay an Bord seiner Gulfstream, um eine traurige Heimreise anzutreten. Aus Arizona verbannt!
37
    A ls bekannt wurde, dass die Hannas zwölfhundert Arbeiter entlassen würden, kam das Leben in Reedsburg zum Erliegen. Marcus Hanna hatte sein Personal in einem Brief an alle Mitarbeiter darüber informiert.
    In den fünfzig Jahren ihres Bestehens habe die Firma nur vier Kündigungswellen erlebt. Alle Wirtschaftszyklen und Konjunkturflauten habe das Unternehmen überstanden und sich dabei stets bemüht, niemanden zu entlassen. Nun, da die Firma in Konkurs gegangen sei, würden andere Regeln gelten. Es gehe darum, Gericht und Gläubigern zu beweisen, dass die finanziellen Probleme lösbar seien.
    Schuld an dieser Situation seien Ereignisse, die außerhalb der Kontrolle der Unternehmensleitung lägen. Ein Faktor sei die schlechte Absatzlage, aber so etwas habe die Firma schon oft erlebt. Vernichtend sei vielmehr die Tatsache, dass in dem Sammelverfahren kein Vergleich habe erreicht werden können. Das Unternehmen habe in gutem Glauben verhandelt, aber eine übereifrige, geldgierige Anwaltskanzlei in Washington habe völlig überzogene Forderungen erhoben.
    Nun gehe es ums Überleben. Marcus versicherte seinen Leuten, dass die Firma nicht untergehen werde. Allerdings seien drastische Einsparungen erforderlich. Schmerzhafte Kostensenkungen im nächsten Jahr würden die Rentabilität für die Zukunft garantieren.
    Den zwölfhundert gekündigten Arbeitern versprach Marcus jegliche Unterstützung, die das Unternehmen ihnen geben konnte. Ein Jahr lang würden sie Arbeitslosengeld erhalten. Selbstverständlich werde Hanna sie so bald wie möglich wieder einstellen, aber versprechen wolle er nichts. Vielleicht könnten die Ausstellungen nicht rückgängig gemacht werden.
    In den Cafes, beim Friseur, in den Gängen der Schulen, in den Kirchenbänken, im kleinen Footballstadion, auf dem Marktplatz, in den Kneipen und Billardhallen gab es kein anderes Thema. Jeder der elf tausend Einwohner kannte jemanden, der gerade seinen Job bei Hanna verloren hatte. Die Entlassungen waren die größte Katastrophe in der friedlichen Geschichte von Reedsburg. Obwohl die Stadt versteckt in den Allegheny Mountains lag, blieb dies nicht unbemerkt.
    Dem Reporter von der Baltimore Press, der drei Artikel über die Sammelklage in Howard County verfasst hatte, war nicht entgangen, dass das Unternehmen Konkurs angemeldet hatte, während er noch Gespräche mit Hausbesitzern führte, deren Ziegelfassaden bröckelten. Die Nachricht von den Entlassungen führte ihn nach Reedsburg, wo er in die Cafes und Billardhallen ging und sich im Stadion mit den Leuten unterhie lt.
    Der Erste seiner beiden Artikel war so lang wie eine

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