Die Schuld
zu sprechen. Zu allem Überfluss veröffentlichten sie auch noch das Foto von Clay und Ridley im Weißen Haus und erwähnten, dass er zweihundertfünfzigtausend Dollar für den Expertenrat des Präsidenten gespendet hatte.
»Freunde wie den Präsidenten wird er auch brauchen«, meinte Helen Warshaw dazu, und Clay konnte die Kugel geradezu zwischen seinen Augen einschlagen fühlen. Er wünschte sich, er wäre nie im Weißen Haus gewesen, nie dem Präsidenten begegnet. Hätte er doch niemals diesen verfluchten Scheck ausgestellt, wäre er doch Ted Worley und Max Pace nie begegnet. Warum hatte er überhaupt Jura studieren müssen?
Er rief seine Piloten an und schickte sie zum Flughafen. »Wohin geht's, Sir?«
»Das weiß ich nicht. Wo wollen Sie hin?«
»Wie bitte?«
»Also, dann Biloxi, Mississippi.«
»Ein oder zwei Passagiere?«
»Nur ich.« Er hatte Ridley seit vierundzwanzig Stunden nicht gesehen und keine Lust, sie mitzunehmen. Er brauchte Abstand von Washington und allem, was ihn daran erinnerte.
Doch die beiden Tage, die er auf Frenchs Jacht verbrachte, halfen auch nicht viel. Clay sehnte sich nach der Gesellschaft eines Mitverschwörers, aber Patton war zu beschäftigt mit anderen Sammelklagen. Außerdem aßen und tranken sie zu viel.
Zwei von Frenchs Anwälten saßen im Gerichtssaal in Flagstaff und schickten ihm stündlich E-Mails. Obwohl Maxatil für ihn als mögliches Ziel weiterhin nicht infrage kam, verfolgte er alle Vorgänge genau. Das war sein Job, meinte er, schließlich war er der Größte unter den Anwälten, die sich auf Schadenersatzklagen spezialisiert hatten. Er besaß Erfahrung, Geld und den entsprechenden Ruf. Früher oder später musste jede Sammelklage dieser Art auf seinem Schreibtisch landen.
Clay las die E-Mails und sprach mit Mulrooney. Die Auswahl der Geschworenen hatte einen ganzen Tag gedauert. Dale Mooneyham präsentierte nun in aller Ruhe die Vorwürfe der Klägerin gegen das Medikament. Die Studie der zuständigen Behörde untermauerte seinen Vortrag eindrucksvoll, und die Geschworenen waren sehr interessiert. »So weit, so gut«, meinte Oscar. »Mooneyham ist ein brillanter Schauspieler, aber Roger versteht es besser, mit dem Gericht umzugehen.«
Während French trotz seines mörderischen Katers drei Anrufe zur gleichen Zeit managte, sonnte sich Clay auf dem oberen Deck und versuchte, seine Probleme zu vergessen. Spät am Nachmittag des zweiten Tages fragte French nach ein paar Wodkas an Deck: »Wie viel Geld haben Sie noch übrig?«
»Weiß ich nicht. Ich habe Angst vor den Zahlen.«
»Schätzen Sie.«
»Vielleicht zwanzig Millionen.«
»Und wie hoch ist Ihre Versicherung?«
»Zehn Millionen. Sie ist mir gekündigt worden, aber für Dyloft müssen sie noch zahlen.«
»Ich fürchte, dreißig Millionen werden nicht reichen«, meinte French, während er an einer Zitronenscheibe lutschte.
»Sieht nicht danach aus, was?«
»Nein. Sie haben es mittlerweile mit einundzwanzig Forderungen zu tun, und es können nur mehr werden. Wir dürfen uns glücklich schätzen, wenn wir einen Vergleich für drei Millionen pro Fall erreichen.«
»Wie viele haben Sie?«
»Bis gestern neunzehn.«
»Und wie viel flüssiges Geld?«
»Zweihundert Millionen. Für mich gibt es kein Problem.«
Und warum leihst du mir dann nicht einfach fünfzig Millionen? Clay fand es geradezu amüsant, wie sie mit Zahlen um sich warfen. Ein Steward brachte mehr Alkohol, den sie auch dringend brauchten.
»Und die anderen?«, wollte Clay wissen.
»Wes ist okay. Carlos kann überleben, wenn er nicht mehr als dreißig Fälle hat. Aber Didier… Seine beiden letzten Ehefrauen haben ihn bis aufs Hemd ausgezogen. Der Mann ist erledigt. Er wird als Erster bankrott sein, aber das ist für ihn nichts Neues.«
Als Erster? Und wer würde der Zweite sein?
»Was passiert, wenn Goffman in Flagstaff gewinnt?«, fragte Clay nach langem Schweigen. »Ich habe diese ganzen Fälle am Hals.«
»Dann wird es Ihnen dreckig gehen, so viel ist klar. Ist mir vor zehn Jahren mit verkrüppelten Babys passiert. Ich war voll in Aktion, habe überall Mandanten angeworben und übereilt Klage eingereicht. Als die Sache nicht lief, war das Geld futsch. Meine Mandanten hatten Millionen für ihre behinderten Kinder erwartet und waren deswegen emotional völlig von der Rolle. Mit denen war überhaupt nicht zu reden. Ein paar von ihnen haben mich verklagt, aber ich habe nie gezahlt. Ein Anwalt kann keine Ergebnisse garantieren. Hat
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