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Die Schuld

Titel: Die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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heute Morgen zehn Millionen abgelehnt«, meldete er.
    »Hat Fleet Ihnen das erzählt?«
    »Nein, den habe ich noch nicht gesehen. Ich werde versuchen, ihn in der Mittagspause zu erwischen.«
    »Wer ist der nächste Zeuge?«
    »Noch eine von Goffman benannte Sachverständige, eine Professorin von der Duke-Universität, die die Maxatil-Studie der zuständigen Behörde infrage stellt. Mooneyham wetzt bereits die Messer. Könnte hässlich werden.«
    »Was meinen Sie zu den Gerüchten?«
    »Ich weiß nicht recht, was ich glauben soll. Die Wall Street scheint positiv zu reagieren. Die halten einen Vergleich für das Beste, weil die Kosten damit kalkulierbar bleiben. Ich rufe Sie in der Mittagspause wieder an.«
    Im Prozess in Flagstaff waren drei Entscheidungen denkbar, und zwei davon konnten sich für Clay nur günstig auswirken. Ein Urteil gegen Goffman würde das Unternehmen enorm unter Druck setzen. Um jahrelange Verfahren und einen Hagel von vernichtenden Urteilen zu verhindern, würde sich die Firma auf einen Vergleich einlassen müssen. Und ein Vergleich während des laufenden Verfahrens bedeutete wahrscheinlich einen nationalen Entschädigungsplan für alle Kläger.
    Ein für Goffman günstiges Urteil wiederum bedeutete, dass Clay sich in aller Eile auf seinen Prozess in Washington vorbereiten musste. Bei dieser Aussicht kehrten die stechenden Schmerzen in Schädel und Beinen schlagartig zurück.
    Stundenlang bewegungslos in einem Krankenhausbett liegen zu müssen war an sich schon qualvoll genug. Dass nun auch noch das Telefon stumm blieb, verschlimmerte seine Lage weiter. Jeden Augenblick konnte Goffman Mooneyham so viel Geld anbieten, dass er sich auf einen Vergleich einließ. Sein Ego verlangte vielleicht nach einem Urteil, aber konnte er die Interessen seiner Mandantin ignorieren?
    Eine Krankenschwester schloss die Jalousien und schaltete Licht und Fernseher aus. Als sie das Zimmer verlassen hatte, stellte Clay das Telefon auf seinen Bauch, zog sich die Decke über den Kopf und wartete.
40
    A m nächsten Morgen wurde Clay noch einmal operiert, um kleinere Korrekturen am Sitz der Nägel und Schrauben in seinen Beinen vorzunehmen. »Nur zur Optimierung«, hatte der Arzt es genannt. Was auch immer es war, er bekam eine Vollnarkose und war für einen Großteil des Tages nicht ansprechbar. Kurz nach zwölf wurde er in sein Zimmer gebracht, wo er drei Stunden schlief, bevor die Wirkung der Narkose nachließ. Als er endlich erwachte, saß Paulette an seiner Seite - nicht Ridley und auch nicht Rebecca. »Hat sich Mulrooney gemeldet?«, fragte er mit schwerer Zunge.
    »Er hat angerufen. Das Verfahren läuft gut, viel mehr war nicht zu sagen«, erwiderte Paulette. Sie stellte das Bett ein, rückte sein Kissen zurecht und gab ihm Wasser zu trinken. Als er endgültig wach war, ging sie, um Besorgungen zu erledigen. Auf dem Weg nach draußen reichte sie ihm einen ungeöffneten Umschlag, der mit Expresspost gekommen war.
    Er war von Patton French. Eine handschriftliche Notiz mit den besten Wünschen für seine baldige Genesung und noch etwas, das Clay nicht entziffern konnte. Das beigefügte Memo war an den aus den Anwälten der Dyloft-Kläger gebildeten Ausschuss (jetzt die Beklagten) gerichtet. Miss Helen Warshaw meldete die wöchentlichen Neuzugänge bei ihrer Sammelklage. Die Liste wuchs ständig. Überall im Land wurden Dyloft-Spätschäden bekannt, und die Beklagten versanken immer tiefer im Treibsand. Mittlerweile vertrat Miss Warshaw dreihunderteinundachtzig Kläger, von denen vierundzwanzig ehemalige JCC-Mandanten waren. Das waren drei mehr als in der Vorwoche. Wie immer las Clay die Namen langsam und fragte sich, wie es gekommen war, dass sich ihre Pfade gekreuzt hatten.
    Wie würden sich seine ehemaligen Mandaten freuen, wenn sie ihn mit Platzwunden, Knochenbrüchen und Prellungen im Krankenhaus liegen sehen könnten. Vielleicht wartete nur ein paar Zimmer weiter einer von denen, bei denen Tumore und ganze Organe entfernt werden mussten, im Kreis seiner Lieben auf das nahe Ende. Clay war klar, dass er die Erkrankungen nicht verursacht hatte; trotzdem fühlte er sich für das ganze Leid verantwortlich.
    Schließlich kam Ridley auf dem Rückweg vom Fitnessstudio vorbei. Sie schleppte ein paar Bücher und Illustrierte an und versuchte, besorgt zu wirken. »Clay, der Innenarchitekt hat angerufen«, sagte sie nach ein paar Minuten. »Ich muss zurück zur Villa.«
    Ist es ein Innenarchitekt oder eine Innenarchitektin?

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