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Die Schuld

Titel: Die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Er dachte kurz darüber nach, sprach die Frage jedoch nicht aus.
    Jedenfalls war es eine hervorragende Idee.
    »Wann?«, erkundigte er sich.
    »Vielleicht morgen. Wenn das Flugzeug frei ist.« Warum sollte es nicht verfügbar sein? Clay flog bestimmt nirgendwohin.
    »Klar. Ich rufe die Piloten an.« Es würde sein Leben vereinfachen, wenn sie die Stadt verließ. Als Krankenpflegerin war sie nicht zu gebrauchen.
    »Danke.« Damit setzte sie sich auf einen Stuhl und fing an, in einer Illustrierten zu blättern. Nach einer halben Stunde hatte sie ihre Zeit abgesessen. Sie küsste ihn auf die Stirn und entschwand.
    Kurz darauf erschien der Detective. Am Sonntagmorgen waren nach einer Schlägerei drei Männer aus Reedsburg vor einer Bar in Hagerstown, Maryland, verhaftet worden. Die drei hatten versucht, in einem dunkelgrünen Kleintransporter zu fliehen, aber der Fahrer hatte sich verschätzt und war in einem Entwässerungsgraben gelandet. Der Detective legte Clay Farbfotos der Verdächtigen vor - dem Aussehen nach alles harte Burschen. Clay konnte nicht einen von ihnen identifizieren.
    Laut Auskunft des Polizeichefs von Reedsburg arbeiteten sie im Hanna-Werk. Zwei von ihnen waren vor kurzem entlassen worden, aber mehr hatte der Detective nicht herausbekommen. »Die da oben sind nicht sehr kooperativ«, sagte er. Nach seinem Besuch in Reedsburg konnte Clay das gut verstehen.
    »Wenn Sie die Burschen nicht ident ifizieren können, muss ich die Akte schließen«, erklärte der Detective.
    »Ich habe sie noch nie gesehen.«
    Der Detective legte die Fotos wieder in seine Mappe und verschwand auf Nimmerwiedersehen. Eine Parade von Ärzten und Krankenschwestern folgte, die Clay eingehend untersuchten und betasteten. Nach einer Stunde schlief er ein.
     
    Gegen halb zehn abend rief Oscar Mulrooney an. Die Verhandlung war soeben auf den nächsten Morgen vertagt worden. Alle waren erschöpft, hauptsächlich, weil Dale Mooneyham im Gerichtssaal ein wahres Gemetzel angerichtet hatte. Widerstrebend hatte Goffman seinen dritten Sachverständigen präsentiert, eine rückgratlose Laborratte mit Hornbrille. Der Mann war bei Goffman intern für die klinische Erprobung von Maxatil zuständig gewesen. Nach der brillant geführten Hauptvernehmung durch den einfallsreichen Roger Redding hatte Mooneyham den armen Kerl in der Luft zerrissen.
    »Goffman bezieht ständig Prügel«, meinte Oscar lachend. »Die trauen sich bald nicht mehr, irgendwelche Zeugen zu präsentieren.«
    »Vergleich?«, murmelte Clay benommen. Er war von den Medikamenten benebelt und fühlte sich schläfrig, aber er versuchte verzweifelt, die Details zu erfassen.
    »Nein, aber es dürfte eine lange Nacht werden. Es heißt, Goffman wird morgen noch einen einzigen weiteren Sachverständigen präsentieren, dann die Schotten dicht machen und bis zum Urteil in Deckung gehen. Mooneyham weigert sich, mit ihnen zu reden. So wie er aussieht und sich benimmt, erwartet er ein Rekordurteil.«
    Als Clay einschlief, lag das Handy noch an seinem Ohr. Eine Krankenschwester entfernte es eine Stunde später.
     
    Spät am Mittwochabend traf der CEO von Goffman in Flagstaff ein und wurde in aller Eile zu einem Hochhaus in der Innenstadt gebracht, wo die Anwälte berieten. Roger Redding und die übrigen Vertreter der Verteidigung berichteten über den aktuellen Stand, und die Finanzleute zeigten ihm die neuesten Zahlen. Bei den Diskussionen ging es ausschließlich um Katastrophenszenarien.
    Weil Redding so gründlich niedergemacht worden war, bestand er darauf, dass sich die Verteidigung an den ursprünglichen Plan hielt und die verbleibenden Zeugen aufrief. Irgendwann musste sich das Blatt wenden, dann würde er zu gewohnter Form zurückfinden und bei den Geschworenen punkten. Aber Vice President Bob Mitchell, der Leiter der Rechtsabteilung, und Sterling Gibb, langjähriger Anwalt der Firma und Golfpartner des CEO, hatten genug gesehen. Wenn Mooneyham noch einen ihrer Zeugen zu Kleinholz zerlegte, bestand das Risiko, dass die Geschworenen dem nächstbesten Goffman-Manager an die Gurgel gingen. Reddings Ego war schwer angeschlagen, deswegen wollte er nicht aufgeben. Er hoffte auf ein Wunder. Ein solcher Mann war ein schlechter Ratgeber.
    Um drei Uhr morgens setzten sich Mitchell und Gibb mit dem CEO bei ein paar Donuts zusammen. Sonst war niemand zugegen. So schlecht es für die Firma auch aussah, es gab Geheimnisse über Maxatil, die nie jemand erfahren durfte. Falls Mooneyham im Besitz

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