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Die Schuld

Titel: Die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Eine Stunde später tötete Washad nur sechs Häuserblocks entfernt mit seinen letzten beiden Kugeln einen ihm bekannten Kleindealer. Die Freunde des ermordeten Dealers brachten ihn nicht um, sondern hielten ihn fest, bis die Polizei eintraf.
    Bisher hatte Jermaine nur während der Vernehmung zur Anklage einmal kurz mit seinem Mandanten gesprochen. »Er hat alles abgestritten«, sagte er. »Er hatte diesen leeren Blick und beteuerte immer wieder, er könne sich einfach nicht vorstellen, dass er jemanden erschossen habe. Er sagte: ›Das kann nur der alte Washad gewesen sein, nicht der neue.‹«
7
    C lay konnte sich nur an eine Gelegenheit in den letzten vier Jahren erinnern, bei der er Bennett den Bulldozer angerufen oder es zumindest versucht hatte. Seine Bemühungen waren kläglich gescheitert, weil er Bennett, der sich aus Wichtigtuerei rar machte, nicht an den Apparat bekommen hatte. Der große Mr BvH wollte die Menschheit in dem Glauben lassen, dass er seine gesamte Zeit ausschließlich mit »Arbeiten« verbrachte. Am liebsten hielt er sich mitten zwischen Baggern und Planierraupen auf, wo er andere dirigieren und die fantastische Zukunft Nordvirginias förmlich riechen konnte. Im Haus der Familie van Horn hingen große Fotos, die Bennett beim »Arbeiten« zeigten samt maßgefertigtem Sturzhelm mit Monogramm. Er zeigte entschlossen mal in die eine, mal in die andere Richtung. Immer wurden Flächen planiert oder Malls und Einkaufszentren errichtet. Bennett behauptete, zu beschäftigt zu sein, um sich mit müßigem Geschwätz abgeben zu können. Angeblich hasste er Telefone, aber er hatte immer mindestens eines griffbereit, um sich um seine Geschäfte kümmern zu können.
    In Wahrheit spielte Bennett häufig Golf, und zwar ziemlich schlecht, wie der Vater eines ehemaligen Kommilitonen von Clay behauptete. Mehr als nur einmal hatte Rebecca erzählt, ihr Vater spiele pro Woche mindestens vier Runden Golf im Potomac Country Club. Sein geheimer Traum sei es, eines Tages die Clubmeisterschaft zu gewinnen.
    Bennett van Horn war ein Mann der Tat und zu ungeduldig, um sein Leben hinter einem Schreibtisch zu verbringen. Seinen eigenen Worten nach traf man ihn dort nur selten an. Als Clay jetzt anrief, erklärte sich der Wachhund, der sich mit »BvH Group« meldete, nur zögernd bereit, ihn mit einer Sekretärin zu verbinden, die schon etwas näher am Chefbüro residierte. Sie meldete sich mit einem barschen »Landerschließung«, als hätte Bennetts Laden unendlich viele Abteilungen. Bis Clay schließlich seine persönliche Sekretärin am Apparat hatte, verstrichen mindestens fünf Minuten. »Er ist nicht in seinem Büro«, sagte sie.
    »Wie kann ich ihn erreichen?«, fragte Clay.
    »Er arbeitet.«
    »Ja, das habe ich schon verstanden. Aber wie kann ich ihn erreichen?«
    »Geben Sie mir Ihre Nummer, und ich setze Sie auf die Liste der Leute, die er zurückrufen soll.«
    »Vielen Dank.« Clay nannte ihr die Nummer seines Büros.
    Eine halbe Stunde später rief Bennett zurück. Es klang nicht so, als würde er »arbeiten«. Vielleicht saß er in der Men's Lounge des Potomac Country Club und spielte mit seinen Freunden eine Partie Rommee, den obligatorischen doppelten Scotch in der Hand und eine dicke Zigarre im Mund. »Wie geht's denn so, Clay?«, fragte Bennett, als hätten sie sich monatelang nicht gesehen.
    »Gut, Mr van Horn, und Ihnen?«
    »Großartig. Unser gemeinsames Essen gestern habe ich sehr genossen.«
    Clay hörte weder Dieselmotoren noch Sprengungen im Hintergrund. »O ja, es war wirklich nett«, log er. »Ist mir immer ein Vergnügen, mit Ihrer Familie zu speisen.«
    »Was kann ich für Sie tun, mein Sohn?«
    »Nun, Sie sollten wissen, dass ich Ihre Bemühungen, mir den Job in Richmond zu verschaffen, sehr zu schätzen weiß. Ich hatte nicht damit gerechnet, und es war sehr nett von Ihnen, bei Ihrem Freund für mich einzutreten.« Clay musste kurz schlucken. »Aber ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass ich in der nächsten Zeit nach Richmond umziehen möchte, Mr van Horn. Ich habe immer hier gelebt. Washington ist meine Heimat.«
    Clay hatte etliche Gründe, die Offerte zurückzuweisen, und sein Wunsch, in Washington zu bleiben, stand keineswegs ganz oben auf der Liste. Der vorrangige Grund für seine Absage bestand darin, dass er keine Lust hatte, sich sein Leben von Bennett van Horn planen zu lassen und anschließend in seiner Schuld zu stehen.
    »Das kann nicht Ihr Ernst sein«, erwiderte van

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