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Die Schuld

Titel: Die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Jeep, etwa einen halben Block entfernt, auf der anderen Straßenseite?«
    Clay blickte aus dem Fenster. »Ja. Und?«
    »Hinter dem Steuer sitzt ein großer Schwarzer mit einer Redskins-Kappe, wie's aussieht. Er beobachtet uns.«
    Clay schaute angestrengt in die Richtung des Jeeps, erkannte aber gerade einmal schemenhaft den Umriss des Fahrers. Über die Hautfarbe und die Kappe konnte er aus dieser Entfernung nichts sagen. »Woher weißt du, dass er uns beobachtet?«
    »In der Lamont Street ist er zweimal an uns vorbeigegangen. Er wirkte desinteressiert, hat uns aber genau beobachtet. Als wir hier geparkt haben, habe ich den Jeep drei Häuserblocks weiter unten gesehen, und jetzt steht er da.«
    »Woher willst du wissen, dass es derselbe Jeep ist?«
    »Weinrot ist eine auffällige Farbe. Und siehst du die Beule am rechten Kotflügel?«
    »Ja. Vielleicht hast du Recht.«
    »Derselbe Jeep, da gibt's keinen Zweifel. Lass uns in seine Richtung fahren, damit wir ihn etwas näher in Augenschein nehmen können.«
    Als sie an dem weinroten Jeep vorbeikamen, versteckte sich der Fahrer blitzartig hinter einer Zeitung. Rodney notierte das Kennzeichen.
    »Aber warum sollte uns jemand folgen?«, fragte Clay.
    »Drogen. Wie immer. Vielleicht hat Tequila gedealt. Vielleicht hatte dieser Pumpkin, den er umgelegt hat, ein paar unangenehme Freunde. Wer weiß?«
    »Ich würde es gern herausfinden.«
    »Alles zu seiner Zeit. Du fährst, und ich beobachte, was sich in unserem Rücken abspielt.«
    Sie fuhren eine halbe Stunde lang in südlicher Richtung die Puerto Rico Avenue hinab, dann bremste Clay an einer Tankstelle in der Nähe des Anacostia River. Während er tankte, beobachtete Rodney die vorbeifahrenden Autos. »Er ist verschwunden«, sagte er, als Clay wieder Gas gab. »Lass uns zum OPD zurückfahren.«
    »Warum folgen die uns nicht mehr?«, fragte Clay. Er war bereit, jeder nur erdenklichen Erklärung Glauben zu schenken.
    »Ich bin mir nicht sicher«, antwortete Rodney, der noch immer in den Seitenspiegel blickte. »Vielleicht wollten die nur sehen, ob wir zum D-Camp fahren. Oder der Kerl hat begriffen, dass wir ihn gesehen haben. Am besten, du passt eine Weile gut auf, ob dir jemand folgt.«
    »Na großartig. Bisher bin ich noch nie observiert worden.«
    »Dann bete, dass es dabei bleibt.«
    Jermaine Vance teilte sich sein Büro mit einem anderen unerfahrenen Anwalt, der gerade nicht im Haus war. Folglich durfte Clay auf dessen Stuhl Platz nehmen. Dann verglichen sie die Notizen, die sie sich zu ihren jüngsten Mordfällen gemacht hatten.
    Jermaines Mandant war ein hartgesottener, vierundzwanzigjähriger Krimineller namens Washad Porter, dessen langes und Furcht erregendes Vorstrafenregister im Gegensatz zu dem Tequila Watsons auf einen gewalttätigen Charakter schließen ließ. Washad war Mitglied von Washingtons größter Gang und bei Schießereien zweimal ernsthaft verwundet worden. Wegen Mordversuchs verurteilt, hatte er sieben von seinen vierundzwanzig Lebensjahren hinter Gittern verbracht. Er hatte wenig Interesse gezeigt, sich von seiner Drogensucht zu befreien. Einmal hatte er es im Gefängnis mit einem Entzug probiert, doch der Versuch war erfolglos geblieben. Jetzt war er angeklagt, weil er vier Tage vor dem Mord an Ramón Pumphrey auf zwei Menschen geschossen hatte. Einer der beiden war auf der Stelle gestorben, der andere schwebte noch in Lebensgefahr.
    Nach dem Fehlschlag im Gefängnis hatte Washad es im Clean Streets noch einmal sechs Monate lang versucht, und offensichtlich war ihm der rigorose Entzug dort gut bekommen. Jermaine hatte mit seinem Betreuer gesprochen. Die Unterhaltung, war ähnlich verlaufen wie die Clays mit Talmadge X. Washad war ein Vorzeigepatient gewesen. Er war bald wieder gesund geworden und hatte jeden Tag mehr Selbstvertrauen gewonnen. Nur einmal hatte es bei der Therapie einen Rückschlag gegeben, als er ausgebüchst war und high zurückgekehrt um Vergebung gebettelt hatte. Anschließend gab es vier Monate lang praktisch keine Probleme.
    Im April wurde er aus dem Clean Streets entlassen. Schon am nächsten Tag schoss er mit einer gestohlenen Waffe auf zwei Männer. Die Opfer schien er sich aufs Geratewohl herausgepickt zu haben. Zuerst provozierte er in der Nähe des Walter Reed Hospital einen Auslieferungsfahrer. Nach einem heftigen Wortwechsel kam es zu einer Rangelei, und Washad schoss dem Mann viermal in den Kopf. Zeugen sahen, wie er flüchtete. Der Fahrer lag noch immer im Koma.

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