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Die Schuld

Titel: Die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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angemietet. Möchten Sie Ihr neues Büro gern sehen?«
    Nachdem sie Kramer's durch den Hintereingang verlassen hatten, schlenderten sie den Bürgersteig hinab, als wären sie zwei alte Freunde auf einem Spaziergang. »Werde ich immer noch beschattet?«, erkundigte sich Clay.
    »Warum fragen Sie?«
    »Keine Ahnung, nur so, aus Neugier. Kommt bei mir nicht jeden Tag vor, dass man mir folgt. Ich wüsste nur gern, ob man auf mich schießt, falls ich Reißaus nehme.«
    Dieser Gedanke ließ Pace lächeln. »Das wäre ziemlich absurd, oder?«
    »Ja, ziemlich.«
    »Mein Auftraggeber ist äußerst nervös, Clay.«
    »Dazu hat er auch allen Grund.«
    »Im Augenblick sind Dutzende Leute in der Stadt unterwegs, die die Lage beobachten und beten, dass nicht noch mehr Morde passieren. Außerdem hoffen sie, dass Sie unserem Geschäft zustimmen und die Sache schaukeln werden.«
    »Was ist mit dem Berufsethos?«
    »Was genau meinen Sie damit?«
    »Ich meine zum Beispiel die Standesregeln - Interessenkonflikt und Anstiftung zum Rechtsstreit.«
    »Letzteres ist ein Witz. Denken Sie nur an die Werbemethoden Ihrer Kollegen.«
    Sie blieben an einer Ampel stehen. »Im Augenblick vertrete ich noch Tequila Watson«, sagte Clay, während sie warteten. »Wie bringe ich das Kunststück zustande, bald die Mutter seines Opfers zu vertreten?«
    »Tun Sie's einfach. Mit den Standesregeln für Anwälte haben wir uns eingehend befasst. Die Sache ist heikel, aber ein Verstoß läge nicht vor. Sobald Sie Ihren Job beim OPD gekündigt haben, steht es Ihnen frei, ein eigenes Büro zu eröffnen und Fälle anzunehmen.«
    »Meinetwegen, das mag nicht weiter schwierig sein. Aber was ist mit Tequila Watson? Mittlerweile weiß ich, warum er zum Mörder wurde. Dieses Wissen kann ich ihm nicht vorenthalten. Dasselbe gilt für den Kollegen, der den Fall von mir übernehmen wird.«
    »Man kann die Verteidigung bei einem Verbrechen nicht auf Trunkenheit, Drogenkonsum oder Medikamenteneinfluss aufbauen. Er ist schuldig, und Ramón Pumphrey ist tot. Tequilas Akte können Sie schließen.«
    Mittlerweile gingen sie wieder.
    »Die Antwort gefällt mir nicht.«
    »Eine bessere habe ich nicht anzubieten. Wenn Sie mir einen Korb geben und Ihren jetzigen Mandanten weiterhin vertreten wollen, wird es Ihnen praktisch unmöglich sein, einen Beweis dafür zu erbringen, dass Tequila Watson jemals ein Medikament namens Tarvan eingenommen hat. Obwohl Sie es wissen, werden Sie es nicht beweisen können. Wenn Sie damit anfangen, machen Sie sich zum Narren.«
    »Vielleicht ließen sich wenigstens mildernde Umstände herausholen.«
    »Nur wenn Sie einen Beweis erbringen können, Clay. Hier ist es.« Sie hatten die Connecticut Avenue erreicht und standen vor einem modernen Gebäude mit einem Portal aus Glas und Bronze, das sich bis zum dritten Stock in die Höhe zog.
    Clay blickte an der Fassade hinauf. »Die Gegend mit den höchsten Mieten.«
    »Ach, kommen Sie. Sie sitzen im vierten Stock, in einem Eckbüro mit fantastischem Blick.«
    Ein riesiges Foyer, Wände und Boden aus Marmor. Eine Wandtafel mit einem Verzeichnis der Mieter, das einem Who's Who der Topjuristen von Washington glich. »Nicht ganz meine Liga«, bemerkte Clay, während sein Blick über die Namen der Kanzleien glitt.
    »Das kann sich bald ändern«, sagte Max Pace.
    »Was wäre, wenn ich hier nicht arbeiten möchte?«
    »Das ist Ihre Sache. Zufällig haben wir hier gerade etwas Büroraum frei, und wir werden ihn zu einem sehr günstigen Preis an Sie untervermieten.«
    »Wann haben Sie die Büros gemietet?«
    »Stellen Sie nicht zu viele Fragen, Clay. Schließlich spielen wir im selben Team.«
    »Noch nicht.«
    In den für Clay vorgesehenen Büros im vierten Stock wurden gerade die Wände gestrichen und Teppichböden verlegt. Teure Teppichböden. Sie standen am Fenster eines großen, leeren Büros und beobachteten den unter ihnen auf der Connecticut Avenue fließenden Verkehr. Wenn man eine neue Anwaltskanzlei eröffnen wollte, mussten tausend Dinge erledigt werden, von denen Clay im Moment allenfalls hundert einfielen. Aber er hatte so eine Ahnung, dass Max Pace an alles gedacht hatte.
    »Wie finden Sie es?«
    »Im Augenblick kann ich kaum einen klaren Gedanken fassen. In meinem Kopf geht alles durcheinander.«
    »Lassen Sie sich diese Chance nicht entgehen, Clay. Sie wird nie wiederkommen, und die Uhr läuft bereits.«
    »Das Ganze ist so verdammt irreal.«
    »Die für die Gründung einer Kanzlei unerlässlichen

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