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Die Schuld

Titel: Die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Vereinigten Staaten angestrengt. Obwohl er verloren hat, zog er aus dieser Erfahrung optimistisch den Schluss, dass von jetzt an nur leichter werden konnte. Er fürchtete niemanden mehr, weder vor Gericht noch sonst wo. Seine Reputation hatte er durch einen einzigen triumphalen Sieg erlangt - in einem großen Prozess, bei dem der Präsident der American Medical Association angeklagt war, ein untadeliger Arzt, dem jedoch bei einer Operation ein Kunstfehler unterlaufen war. Das Urteil wurde von einer erbarmungslosen Jury in einem konservativen County gefällt, und nach seinem Sieg war Jarrett Carter plötzlich ein gefragter Prozessanwalt. Er suchte sich nur noch die kompliziertesten Fälle heraus, die er vor Gericht auch meistens gewann, und mit vierzig Jahren war er ein Anwalt mit bestem Renommee. Die von ihm aufgebaute Kanzlei war vor allem dafür bekannt, vor Gericht hart zur Sache zu gehen. Nie hatte Clay daran gezweifelt, dass er in die Fußstapfen seines Vaters treten würde.
    Die Katastrophe nahm ihren Anfang, als Clay noch das College besuchte, zunächst mit einer unappetitlichen Scheidung, die Jarrett teuer zu stehen kam. Dann ging in der Kanzlei alles schief, und es lief, wie nicht anders zu erwarten, darauf hinaus, dass sich die Teilhaber gegenseitig verklagten. Weil er dadurch abgelenkt war, gewann Jarrett zwei Jahre lang keinen einzigen Prozess, wodurch sein Ruf großen Schaden erlitt. Schließlich machte er seinen schlimmsten Fehler, indem er gemeinsam mit seinem Buchhalter die Bilanzen zu frisieren begann: Einnahmen wurden verschwiegen, Ausgaben übertrieben hoch angesetzt. Als sie erwischt wurden, nahm sich der Buchhalter das Leben. Jarrett brachte sich zwar nicht um, war aber am Boden zerstört. Es schien wahrscheinlich, dass er ins Gefängnis wandern würde. Davor bewahrte ihn nur der Umstand, dass sich ein alter Studienkollege von der juristischen Fakultät als Justizminister der Sache annahm.
    Was genau für ein Abkommen die beiden damals getroffen hatten, sollte für immer ein dunkles Geheimnis bleiben. Zu einer formellen Anklage kam es nie, es gab nur ein inoffizielles Arrangement. Jarrett löste in aller Stille seine Kanzlei auf, gab seine Anwaltszulassung zurück und verließ das Land. Er floh mit leeren Taschen, wenngleich einige mit der Affäre Vertraute behaupteten, er habe bei Offshore-Banken Geld in Sicherheit gebracht. Clay hatte keinerlei Hinweise dafür, dass dies stimmte.
    So wurde aus dem berühmten Jarrett Carter ein Kapitän auf den Bahamas. Für manchen klang das, als würde er ein wundervolles Leben führen. Clay fand ihn auf einem knapp zwanzig Meter langen Fischerboot - Modell Wavedancer -, das an einem schmalen Liegeplatz im Hafen vertäut war. Andere Charterboote kamen von einem langen Tag auf See zurück. Sonnengegerbte Angler bestaunten ihren Fang. Fotos wurden geschossen. Einheimische Matrosen eilten herbei, holten Kühlbehälter mit Thunfisch und Barschen von Bord und schleppten Säcke mit leeren Flaschen und Bierdosen weg.
    Jarrett stand am Bug des Schiffes, einen Wasserschlauch in der einen Hand, einen Schwamm in der anderen. Einen Augenblick lang beobachtete Clay seinen Vater, als wäre er sich nicht sicher, ob er ihn bei der Arbeit stören sollte. Es war unübersehbar, dass sein Vater exakt dem Bild entsprach, dass man sich gemeinhin von einem im Ausland lebenden Amerikaner machte, der vor irgendetwas Reißaus ge nommen hatte - barfüßig, gebräunte, sonnengegerbte Haut, grauer Bart à la Hemingway, silberne Halsketten, eine Kappe mit großem Schirm, ein uraltes weißes Baumwollhemd mit aufgekrempelten Ärmeln.
    »Mein Gott, ich will verdammt sein!«, rief Jarrett, als er seinen Sohn bemerkte.
    »Hübsches Boot«, sagte Clay, während er an Bord ging. Die beiden begrüßten sich mit einem festen Händedruck, doch das war's dann auch schon. Jarrett Carter gehörte nicht zu den gefühlsbetonten Naturen, zumindest nicht seinem Sohn gegenüber. Einige seiner früheren Sekretärinnen hatten dagegen ganz andere Geschichten erzählt. Nach einem langen Tag auf See roch Jarrett nach Schweiß, Salzwasser und Bier. Seine Shorts und sein weißes Hemd waren schmutzig.
    »Ja, gehört einem Arzt aus Boca. Du siehst gut aus.«
    »Du auch.«
    »Ich bin gesund, und letztlich zählt nur das.« Jarrett zeigte auf einen an Deck stehenden Kühlbehälter. »Hol uns mal ein Bier.« Sie setzten sich auf Klappstühle und tranken Bier, während auf dem Pier ein paar betrunkene Angler an ihnen

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