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Die Schuld

Titel: Die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Formalitäten können Sie online erledigen, was etwa eine Stunde dauern wird. Suchen Sie sich eine Bank aus, eröffnen Sie ein Konto. Papier mit Briefkopf und anderer Kleinkram kann über Nacht besorgt werden. In ein paar Tagen ist Ihr neues Büro möbliert und bezugsfertig. Schon nächsten Mittwoch können Sie hier hinter einem imposanten Schreibtisch sitzen und auf eigene Rechnung arbeiten.«
    »Wie bringe ich die Familien der anderen Opfer dazu, sich von mir vertreten zu lassen?«
    »Ich nehme an, dass Ihre Freunde Rodney und Paulette Ihnen da helfen könnten. Sie kennen sich mit dieser Stadt und ihren Bewohnern aus. Stellen Sie sie ein, verdreifachen Sie ihr Gehalt, und geben Sie ihnen ein hübsches Büro weiter unten am Flur. Mit den Familien der Opfer können die beiden reden, und auch wir werden dabei behilflich sein.«
    »Sie haben wirklich an alles gedacht.«
    »Ja, an absolut alles. Ich verfüge über ein äußerst effektives Team, aber im Moment macht sich fast schon so etwas wie Panik breit. Wir arbeiten rund um die Uhr, Clay. Jetzt brauchen wir nur noch jemanden, der die Sache zu Ende bringt.«
    Auf dem Weg nach unten hielt der Lift im dritten Stock. Drei Männer und eine Frau traten in die Kabine. Alle vier waren gut gekleidet, äußerst gepflegt und trugen teure Aktentaschen aus feinstem Leder unter dem Arm. Sie verströmten das Flair von Bedeutung, das die Arbeit in einer renommierten Kanzlei mit sich brachte. Max Pace war so mit den Einzelheiten seines Plans beschäftigt, dass er sie nicht wahrnahm. Aber Clay studierte sie genau - ihre Manieren, ihre zurückhaltende Ausdrucksweise, ihre Seriosität, ihre Arroganz. Sie waren wichtige Anwälte. Und sie nahmen ihn nicht zur Kenntnis. Aber mit seiner alten Baumwollhose und den abgestoßenen Schuhen entsprach er auch nicht gerade dem Bild, das man sich von einem vorzeigbaren Mitglied der Washingtoner Anwaltschaft machte.
    Das konnte sich jetzt über Nacht ändern.
    Nachdem Clay sich von Max Pace verabschiedet hatte, folgte der nächste lange Spaziergang, diesmal in Richtung OPD. Dort angekommen, fand er auf seinem Schreibtisch keine einzige wichtige Notiz. Offensichtlich hatten außer ihm viele andere Kollegen die Besprechung ausfallen lassen. Niemand fragte ihn, wo er gewesen sei. Tatsächlich schien keinem überhaupt aufgefallen zu sein, dass er den ganzen Nachmittag über durch Abwesenheit geglänzt hatte.
    Plötzlich kam ihm sein Büro noch kleiner und schäbiger vor, und die Möbel erschienen ihm unerträglich trostlos. Auf seinem Schreibtisch türmte sich ein Stapel Akten mit Fällen, an die er jetzt nicht denken konnte oder wollte. Es ging ohnehin ausschließlich um Kriminelle.
    Eigentlich galt beim OPD eine Kündigungsfrist von dreißig Tagen. Doch niemand verlangte, dass diese Frist eingehalten wurde, weil sie sich ganz einfach nicht durchsetzen ließ. Ständig kündigten Mitarbeiter kurzfristig oder gar mit sofortiger Wirkung. Glenda würde ihm einen bedrohlich klingenden Brief schreiben, er würde freundlich antworten, und damit wäre die Sache erledigt.
    Die beste Sekretärin beim OPD war Miss Glick, eine erfahrene Kraft, die vielleicht nur zu glücklich wäre, die Chance beim Schopf zu packen, ihr Gehalt zu verdoppeln und ihren trostlosen Arbeitsplatz hinter sich zu lassen. Für Clay stand fest, dass allen die Arbeit in seiner neuen Kanzlei Spaß machen würde. Seine Mitarbeiter würden in den Genuss von guten Gehältern, Zusatzleistungen und vielen Urlaubstagen gelangen. Vielleicht würde er sie sogar am Profit beteiligen.
    Er verbrachte die letzte Stunde des Arbeitstages hinter verschlossener Tür damit, Pläne für die Zukunft zu schmieden, in Gedanken Mitarbeiter vom OPD abzuwerben und zu überlegen, welche Anwälte und welche Anwaltsassistenten zu seiner neuen Kanzlei passen würden.
     
    Am Abend traf er sich zum dritten Mal an diesem Tag mit Max Pace. Sie waren im Old Ebbitt Grill an der Fifteenth Street verabredet. Das Restaurant lag zwei Blocks hinter dem Willard. Zu Clays Überraschung begann Pace den Abend mit einem trockenen Martini mit Gin, der ihn bald deutlich gelöster wirken ließ. Die Drinks halfen, den Druck, unter dem sie standen, zu vergessen, und Max wurde zu einem Menschen aus Fleisch und Blut. Früher hatte er selbst als Prozessanwalt in Kalifornien gearbeitet, doch ein unglückliches Ereignis bereitete seiner Karriere ein Ende. Anschließend fand er durch Beziehungen seine Nische in der Welt der Prozesse und wurde zum

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