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Die Schuld

Titel: Die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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fünfhundert Quadratmeter, nichts Aufregendes. Es müssen nur genügend Steckdosen vorhanden sein für Telefone und vernetzte Computerterminals, was ja, wie wir wissen, dein Spezialgebiet ist. Du mietest die Räume, besorgst Ausstattung und Personal und organisierst den Laden. Und zwar je eher, desto besser.«
    »Jawohl, Sir.«
    »Was bringt denn so ein Dyloft-Fall?«, erkundigte sich Paulette.
    »Je nach dem, wie viel Ackerman Labs zahlen wird. Das kann von kleineren Beträgen um die zehntausend bis hin zu fünfzigtausend Dollar gehen. Es hängt von verschiedenen Faktoren ab, nicht zuletzt davon, wie sehr die jeweilige Blase geschädigt wurde.«
    Paulette schrieb ein paar Zahlen auf ihren Notizblock. »Und wie viele Fälle könnten wir bekommen?«
    »Das lässt sich nicht sagen.«
    »Wie wär's mit einer Schätzung?«
    »Ich weiß es nicht. Ein paar tausend.«
    »Okay, nehmen wir an, es sind dreitausend. Dreitausend Fälle mal zehntausend Dollar… Wenn wir mal den niedrigsten Betrag ansetzen, macht das dreißig Millionen, stimmt's?« Sie sprach langsam, während sie weiterkritzelte.
    »Stimmt.«
    »Und wie hoch ist der Anteil für die Kanzlei?«, fragte sie. Die anderen sahen Clay gespannt an.
    »Ein Drittel«, antwortete er.
    »Das bedeutet ein Honorar von zehn Millionen«, sagte sie.
    »Und alles für die Kanzlei?«
    »Ja. Wir werden das Honorar teilen.«
    Das Wort »teilen« hallte noch ein paar Sekunden durch den Raum. Jonah und Rodney blickten Paulette an, als wollten sie sagen: »Los, mach den Sack zu!«
    »Und wie teilen wir es?«, hakte sie bedächtig nach. »Zehn Prozent für jeden von euch.«
    »Bei meiner Modellrechnung wäre mein Anteil am Honorar also eine Million Dollar?«
    »Genau.«
    »Und, ähm, meiner auch?«, fragte Rodney.
    »Ja. Ebenso Jonahs. Wobei ich sagen muss, dass das noch bescheiden gerechnet ist.«
    Bescheiden oder nicht, sie ließen die Zahlen lange schweigend auf sich wirken, und jeder gab im Geiste ein wenig von dem Geld aus. Rodney wollte seine Kinder aufs College schicken. Paulette könnte sich endlich von ihrem Griechen scheiden lassen, den sie im vergangenen Jahr nur einmal gesehen hatte. Jonah träumte vom Leben auf einer Segeljacht. »Ist das dein Ernst, Clay?«, fragte er.
    »Mein voller Ernst. Wenn wir uns im kommenden Jahr den Hintern aufreißen, haben wir gute Chancen auf ein Leben als Frührentner.«
    »Von wem hast du die Dyloft-Geschichte?«, wollte Rodney wissen.
    »Diese Frage kann ich nicht beantworten, Rodney. Tut mir Leid. Vertrau mir.« Clay hoffte plötzlich, dass sein blindes Vertrauen in Max Pace nicht naiv gewesen war.
    »Fast hätte ich Paris vergessen«, meinte Paulette.
    »Solltest du nicht. Wir werden nächste Woche hinfliegen.«
    Jonah sprang auf die Füße und griff nach seinem Notizblock.
    »Wie heißt der Makler?«
    Im zweiten Stock seines Hauses hatte Clay sich ein kleines Arbeitszimmer eingerichtet. Nicht dass er beabsichtigte, sich häufig darin aufzuhalten, aber er brauchte Platz für seine Unterlagen. Der Schreibtisch war ein alter Schlachterblock, den er in einem Trödelladen im nahen Fredericksburg erstanden hatte. Er nahm eine ganze Wand ein und war lang genug für ein Telefon, ein Fax und einen Laptop.
    Von hier aus würde er den ersten vorsichtigen Schritt in die Welt der Schadenersatzklagen tun und versuchen, einen Geschädigten als Mandanten zu gewinnen. Bis abends um neun schob er den Anruf hinaus. Um diese Zeit gingen manche Menschen bereits zu Bett, vor allem ältere oder solche mit Arthritis. Noch ein starker Drink zum Mutmachen, dann wählte er eine Nummer.
    Am anderen Ende meldete sich eine Frau, vermutlich Mrs Ted Worley aus Upper Marlboro, Maryland. Clay stellte sich freundlich vor, ganz so, als riefen Anwälte laufend um diese Zeit an, ohne dass es einen Anlass zur Beunruhigung gäbe.
    Dann fragte er nach Mr Worley.
    »Er sieht Baseball, die Orioles spielen«, antwortete sie.
    Offenbar nahm Ted keine Anrufe entgegen, wenn die Orioles spielten.
    »Hm… wäre es wohl möglich, ihn kurz zu sprechen?«
    »Sie sind Rechtsanwalt, sagen Sie?«
    »Ja, Ma'am, aus Washington.«
    »Was hat er jetzt wieder angestellt?«
    »Oh, nichts, gar nichts. Ich möchte mit ihm nur über seine Arthritis sprechen.« Clay verspürte kurz den Drang, einfach aufzulegen. Er dankte Gott dafür, dass ihm niemand zusah oder zuhörte. Denk an das Geld, sagte er sich. Denk an die Honorare. »Seine Arthritis? Sind Sie jetzt Anwalt oder Arzt?«
    »Worum geht's

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