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Die Schuld

Titel: Die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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war aus hochglanzpoliertem dunklem Holz, wahrscheinlich Mahagoni. Eine Luxussuite in einem Fünf-Sterne-Hotel, nur mit Flügeln und Triebwerken.
    Clay war gut einen Meter achtzig groß, aber es war immer noch reichlich Platz über seinem Kopf. Der Passagierraum war lang gestreckt, am Ende befand sich eine Art Büro. Dort hielt French sich auf. Er sprach immer noch in ein Telefon. Bar und Küche lagen direkt hinter dem Cockpit. Julia erschien mit Clays Wasser. »Sie nehmen jetzt besser Platz«, sagte sie. »Wir werden gleich starten.«
    Als sich der Flieger in Bewegung setzte, beendete French sein Telefonat abrupt und kam nach vorn. Er überfiel Clay mit einem wuchtigen Handschlag, einem Lächeln, das seine Zähne entblößte, und einer weiteren Entschuldigung dafür, dass man sich in New Orleans nicht getroffen habe. French war leicht dicklich, um die fünfundfünfzig, hatte dichtes, gewelltes Haar, das auf attraktive Weise ergraut war, und strotzte vor Vitalität.
    Sie setzten sich an einem der Tische einander gegenüber. »Ziemlich komfortabel, hm?«, meinte French und bewegte den linken Arm zu einer weit ausholenden Geste.
    »Ziemlich.«
    »Haben Sie schon einen Jet?«
    »Nein.« Clay fühlte sich minderwertig, weil er jetlos war.
    Was war er bloß für ein Anwalt?
    »Das wird nicht mehr lange so sein, mein Sohn. Sie können bald nicht mehr ohne Jet leben. Julia, einen Wodka für mich, bitte. Ich habe vier. Jets, nicht Wodkas. Man braucht zwölf Piloten für vier Jets. Und fünf Julias. Sie ist süß, hm?«
    »Allerdings.«
    »Man hat hohe indirekte Kosten, aber es gibt auch jede Menge Honorare zu holen. Haben Sie mich in New Orleans reden hören?«
    »Ja. Es war sehr unterhaltsam.« Immerhin, das war nicht ganz gelogen. So widerlich French bei der Podiumsdiskussion gewirkt hatte, unterhaltsam und informativ war er allemal gewesen.
    »Ich hasse es, das Thema Geld so auszuwalzen, aber ich musste den Leuten eine Show bieten. Die meisten dieser Jungs werden mir irgendwann eine Sammelklage bringen. Ich muss zusehen, dass sie heiß bleiben, verstehen Sie. Mir gehört die inzwischen erfolgreichste Kanzlei für Gruppenklagen in ganz Amerika, und wir kümmern uns ausschließlich um die ganz Großen. Wenn man Riesen wie Ackerman Labs oder eines der anderen Fortune-500-Unternehmen verklagt, braucht man ordentlich Munition und Schlagkraft. Ihre Geldquellen sind unerschöpflich. Ich versuche nur, für eine gerechte Verteilung zu sorgen.«
    Julia brachte seinen Drink und schnallte sich für den Start an. »Möchten Sie zu Mittag essen?«, erkundigte sich French. »Sie kann zubereiten, was immer Sie wollen.«
    »Nein, danke. Ich brauche nichts.«
    French nahm einen großen Schluck Wodka, dann lehnte er sich plötzlich zurück und schloss die Augen, als würde er beten, während die Gulfstream über die Startbahn jagte und abhob.
    Clay nutzte die Unterbrechung, um das Flugzeug erneut zu bestaunen. Die Ausstattung war so üppig und luxuriös, dass es geradezu unanständig war. Vierzig oder fünfundvierzig Millionen Dollar für einen Privatjet! Und den Gesprächen im Juristenzirkel zufolge kam der Hersteller mit den Bestellungen gar nicht nach. Inzwischen gab es eine Wartefrist von zwei Jahren!
    Ein paar Minuten später hatten sie die Flughöhe erreicht, und Julia verschwand in die Küche. French schrak aus seiner Meditation auf und trank noch einen Schluck. »Stimmt das alles, was im Wall Street Journal steht?«, fragte er in viel ruhigerem Ton. Clay dachte kurz, dass Frenchs Laune reichlich abrupt und heftig umschwang.
    »Ja, es kommt ziemlich genau hin.«
    »Ich war zweimal auf der Titelseite, und beide Male bin ich nicht gut weggekommen. Kein Wunder, dass die Leute uns Jungs von der Schadenersatzfront nicht leiden können. Niemand kann uns wirklich leiden, das müssen Sie noch begreifen. Aber man gewöhnt sich daran. Wir haben uns alle daran gewöhnt. Ich habe übrigens Ihren Vater mal kennen gelernt.« Seine Augen wanderten rasch hin und her, wenn er sprach, als wäre er in Gedanken immer schon drei Sätze weiter.
    »Tatsächlich?« Clay wusste nicht recht, ob er ihm glauben sollte.
    »Es ist zwanzig Jahre her, damals war ich beim Justizministerium. Wir hatten ein Verfahren laufen, bei dem es um Indianerland ging. Als die Indianer Jarrett Carter aus Washington holten, war die Schlacht geschlagen. Er war sehr gut.«
    »Danke«, sagte Clay, von großem Stolz erfüllt.
    »Ich muss Ihnen eines sagen, Mr Carter. Die Dyloft-Falle,

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