Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schuldlosen (German Edition)

Die Schuldlosen (German Edition)

Titel: Die Schuldlosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
Vom Netzwerk:
Einsatz.
    «Woher soll ich das wissen?», brauste Lothar auf. «Bin ich Arzt? Ich hab nur geprüft, ob sie noch einen Puls hatte.»
    «Wo?»
    «Seitlich am Hals. Kann sein, dass ich zuerst ein Handgelenk genommen habe. Ich weiß es nicht mehr.»
    «Und sie hatte keine Hosen an.»
    Lothar bestätigte mit einem Nicken. Der nackte Unterleib war im Prozess oft genug erwähnt worden. Keine schwarze Satinhose, keine Unterwäsche, keine Schuhe, weder an der Leiche noch am Tatort, auch nicht in der näheren Umgebung. Die Polizei hatte tagelang alles abgesucht, sämtliche Gärten und Lauben, sogar die Greve, deren Wasserstand nicht hoch genug gewesen war, um Hose und High Heels über eine längere Strecke wegzuspülen.
    Sie hatten Heike im Verdacht gehabt, auch diese Teile beseitigt zu haben. Das hatte sie stets bestritten und wiederholt, sie habe nur die Sachen von Alex auf diverse Müllcontainer verteilt. Er sei in der Nacht auch nicht mit einer Satinhose und Damenpumps nach Hause gekommen. Schließlich war man davon ausgegangen, Alex habe die Satinhose und die High Heels auf dem Heimweg in irgendeine Mülltonne gestopft. Die Tonnen waren am Dienstag nach Ostern geleert worden, da wäre eine Suche reine Zeitverschwendung gewesen.
    Lothars Schweigen veranlasste Silvie aufzuschauen. So hatte sie ihn bei der nächsten Frage im Blick: «Wer hat ihre Klamotten verschwinden lassen?»
    Statt ihr darauf zu antworten, fragte Lothar gereizt: «Soll das ein Verhör werden?»
    «Es ist bereits eins», erklärte sie, gab dem Hasemann seinen Einsatzbefehl und schaute zu, wie der Knirps mit viel Getöse und Gejauchze den Klötzchenturm umwarf. «Und an deiner Stelle wäre ich heilfroh, dass kein Polizist diese Fragen stellt. Was du dir geleistet hast, nennt sich Behinderung einer Ermittlung, Irreführung, Falschaussage, da kommt einiges zusammen. Und was da passiert war, war keine Lappalie. Also, wer hat die Klamotten von Janice verschwinden lassen?»
    «Keine Ahnung, die habe ich nicht gesehen.»
    «Würdest du das bitte wiederholen», verlangte Silvie. «Ich hab nämlich verstanden, die hättest du nicht gesehen. Aber du hast doch bestimmt danach gesucht, oder?»
    Lothar schüttelte den Kopf und wurde ebenfalls sarkastisch. «Ich hatte etwas Besseres zu tun, weißt du, nämlich Alex ins Auto zu verfrachten. Das soll jetzt nicht heißen, dass ich in Ordnung fand, was er getan hatte. Aber irgendwie habe ich ihn verstanden. Wenn dieses blöde Weib ihn in Ruhe gelassen hätte …»
    Silvie nickte. «Wie viel Zeit, schätzt du, war seit deiner Abfahrt von der Linde vergangen? Oder besser gefragt, um welche Zeit hast du Alex in der Linde vermisst, und wann hast du ihn in der Greve entdeckt?»
    Während sie die Klötzchen erneut auftürmte, blies Lothar die Backen auf, ließ die Luft wieder entweichen und zuckte mit den Achseln: «Eine halbe Stunde vielleicht. Eher weniger. Zwanzig Minuten. Ich bin zwar langsam gefahren, weil ich Ausschau nach ihm gehalten habe, aber …»
    «Und dir ist in der Breitegasse niemand begegnet?», wurde er erneut unterbrochen.
    «Nein.»
    «Kunststück», meinte Silvie. «Wenn ich Scheinwerfer sehe, gehe ich in Deckung, vorausgesetzt, ich bin überhaupt noch in der Nähe. In der Lambertusstraße war auch kein Auto unterwegs?»
    «Nein», sagte Lothar noch einmal. «Können wir jetzt aufhören?»
    «Nein», sagte auch Silvie noch in sanftmütigem Ton, um mit den nächsten Sätzen zunehmend lauter zu werden. «Wir hören erst auf, wenn du mir erklärst, wo die Sachen von Janice geblieben sind, wenn Alex oder du die nicht mitgenommen habt.»
    Hasemann zog eine Schnute, nahm wohl an, sie schimpfe mit ihm. Silvie dämpfte ihren Ton wieder auf Zimmerlautstärke, lächelte den Knirps besänftigend an und wollte honigsüß von Lothar wissen: «Meinst du, Alex hätte Hose und Schuhe verschluckt? Dass er sie in der kurzen Zeit verbuddelt hat, können wir wohl ausschließen. Frische Spatenstiche wären bei der gründlichen Suchaktion garantiert aufgefallen.»
    Lothar schwieg.
    «Du hast nicht den Schimmer einer Ahnung, wo die Klamotten geblieben sind», stellte sie mit grimmiger Genugtuung fest. «Aber du konntest Heike erzählen, Alex hätte Janice ertränkt.»
    «Das hat er gesagt», rechtfertigte Lothar sein Vorgehen. «Als ich ihn zum Auto zerrte, sagte er: ‹Ich hab das Biest ersäuft wie eine rollige Katze.› Mein Gott, den Satz werde ich nie in meinem Leben vergessen. Meinst du, ich hätte mir in dem Moment

Weitere Kostenlose Bücher