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Die Schuldlosen (German Edition)

Die Schuldlosen (German Edition)

Titel: Die Schuldlosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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unterbunden wurde?», fragte er noch, als er Heike zurück in den Wachbereich begleitete.
    «Sagen Sie ihm, er kann mich mal», verabschiedete sie sich. Und freitags passierte die Sache mit den Rosen.

    An dem Nachmittag kaufte Heike nicht beim Discounter, sondern in dem großen Center, das im letzten Jahr am anderen Ende von Grevingen aufgemacht hatte. Ihr üblicher Bedarf an Lebensmitteln war dort nicht nennenswert teurer, aber die Angebotspalette war entschieden größer. Man konnte sich sogar neu einkleiden.
    Eine Spielwarenabteilung gab es auch. Heike hoffte, Saskia mit ein paar Geschenken aus ihrer Schmollecke zu locken und ihr zu zeigen, dass ihre Mama sie auch liebhatte. Und dafür legte sie sich mächtig ins Zeug.
    Ihrer angespannten Finanzlage zum Trotz erstand sie einen Schneeanzug samt Rodelschlitten, zwei Pullover und ein Kleid für Puppe Tina. Sie spielte sogar mit dem Gedanken, eine Packung Walnusseis zu kaufen, aber das hätte Saskia bloß an ihren Papa erinnert. Also legte sie nur noch eine Rolle Geschenkpapier mit weihnachtlichen Motiven in ihren Einkaufswagen, für die es eigentlich noch zu früh war.
    An den Kassen standen Wassereimer mit Schnittblumen, unter anderem Rosen in verschiedenen Farbtönen, Weiß, Gelb, Rosa und Dunkelrot. Fünfzehn Stück für einen Euro neunundneunzig. Und wenn einem sonst keiner etwas Gutes tut … Nach dem Stress und Ärger der letzten Tage und bei dem Preis konnte Heike nicht widerstehen, auch sich selbst mal etwas zu gönnen. Sie entschied sich für einen Strauß in Dunkelrot, die Farbe der Liebe und des Blutes.
    Anschließend fuhr sie zu ihrer Wohnung, hielt sich aber nicht lange auf. Sie legte nur die Päckchen mit Wurst und Käse in den Kühlschrank, wickelte die Puppensachen in Geschenkpapier und schnitt die Rosenstiele an. Dann arrangierte sie den Strauß in einer weißen Keramikvase und stellte diese auf die halbrunde Holzplatte, die sie in der kleinen Diele auf dem Wandstück zwischen Wohnzimmer- und Schlafzimmertür angebracht hatte und manchmal als Essplatz nutzte.
    Als sie mit den Geschenken in einer Plastiktüte und ihrem Rucksack wieder in den Aufzug stieg, war es halb sieben und schon dunkel. In der Stadt herrschte der typische Feierabendverkehr, auf der Landstraße kam sie etwas schneller voran.
    Wenige Minuten nach sieben Uhr traf sie in ihrem Elternhaus ein. Der Laden war schon geschlossen, da war um halb sieben Schluss. Länger offen zu halten, wie die meisten Läden in Grevingen es taten, lohnte sich in Garsdorf nicht.
    Um Saskia aus ihrem Zimmer zu locken, brauchte es einige Überredungskunst. Heike ärgerte sich, dass sie nicht doch eine Packung Eis oder eine Tüte Süßigkeiten gekauft hatte. Diese Joghurtbonbons mit dem weichen Kern zum Beispiel, Gerhild hatte mal erwähnt, Saskia wäre süchtig nach dem Zeug.
    Die Freude über die Puppensachen hielt sich in Grenzen. Beide Pullover gefielen Saskia überhaupt nicht. Für das Kleidchen, fand sie, sei es schon zu kalt. Das konnte ihre Tina frühestens im nächsten Sommer anziehen. Es war ja ein Sommerkleid. Und statt des Rodelschlittens hätte sie lieber einen Kleiderschrank gehabt, weil sie die Sachen ihrer Tina in Schuhkartons aufbewahren musste.
    «Den Kleiderschrank merke ich vor», sagte Heike. «Es dauert ja nicht mehr lange, dann kommen der Nikolaus und das Christkind.»
    Heike blieb zum Essen. Danach schnappte ihre Mutter sich den Mantel, um mal bei Franziska vorbeizuschauen und zu sehen, wie es Gottfried ging. Nachdem auch ihr Vater, ihr Bruder, die beiden Neffen und Saskia gute Nacht gewünscht hatten und nach oben gegangen waren, erklärte Heike, in den nächsten Tagen einen Schrank für Puppenkleider kaufen zu wollen. Und ein rosafarbenes Himmelbett. Das wäre bestimmt eine tolle Überraschung. Und solche Betten gab es wohl auch für Puppen in Tinas Größe.
    «Wenn du meinst, damit punkten zu können, bist du ebenso auf dem Holzweg wie mit dem Kram, den du heute angeschleppt hast», kommentierte Gerhild den hilflosen Versuch, ihrem Kind etwas Gutes zu tun. «Es geht nicht darum, sie mit Spielzeug zuzukippen. Das hat Alex auch nicht getan. Es geht um Zeit, die du nicht für sie hast.»
    «Wo soll ich die denn auch hernehmen?», protestierte Heike. «Wenn sie drei, vier Jahre älter wäre und morgens alleine zurechtkäme, würde ich sie zu mir nehmen. Nach der Schule könnte sie ins Kaffeebüdchen kommen und …»
    «Dir zur Hand gehen?», fiel Gerhild ihr ins Wort. «Aber sicher

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