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Die Schuldlosen (German Edition)

Die Schuldlosen (German Edition)

Titel: Die Schuldlosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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Rückseite gespurtet, versuchte ihrerseits, Alex beizustehen, zerrte an einem Angreifer, stieß einen zweiten in die Rippen, trat den dritten gegen eine Wade, steckte ihrerseits drei Schläge ein und beteuerte: «Er hat sie erst zurückgestoßen, als sie anfing zu schreien. Ich hab’s genau gesehen. Er hat überhaupt nichts getan, auch damals nicht. Er kann Janice gar nicht ertränkt haben. Ihre Klamotten waren weg, als er sie fand. Die hat der Mörder mitgenommen oder die Mörderin.»
    Irgendwann hatten es alle gehört und zogen sich mit mehr oder weniger betretenen Mienen zurück. Einer murmelte eine Entschuldigung. Es war fast wie damals im Männerklo.
    Lothar presste ein Taschentuch unter seine blutende Nase und schickte Silvie zurück zum Auto, wo der Hasemann sich inzwischen die Lungen aus dem Leib brüllte, weil Mama weggelaufen war und er sie nicht einmal mehr sehen konnte.
    Dann standen sie nur noch zu dritt bei der offenen Hintertür, Heike drinnen, Lothar und Alex draußen auf der Veranda. Alex war immer noch ziemlich aufgebracht. «Was sollte der Scheiß?», schrie er Heike an. «Genauso hat Janice es gemacht, ganz genau so, einfach losgebrüllt, als wäre ich ihr an die Wäsche gegangen und nicht umgekehrt.»
    «Hau ab», sagte Heike nur noch. «Hau endlich ab.»
    «Ich gehe erst, wenn du mir erklärst, warum Saskia mich nicht mehr besuchen darf. Ich habe ein Recht, das zu erfahren. Ist es, weil Silvie glaubt, ich hätte unschuldig gesessen?»
    «Einen Scheißdreck von Recht hast du», mischte Lothar sich ein. «Wen interessiert denn, was Silvie glaubt? Heike muss dir überhaupt nichts erklären.»
    «An deiner Stelle würde ich die Fresse nicht so weit aufreißen», schrie er Lothar an. «Meine Anwältin interessiert sich sehr wohl für das, was Silvie glaubt. Frau Doktor Brand glaubt nämlich nicht mehr, dass du damals zuerst zur Landstraße gefahren bist. Das wäre absurd, hat sie gestern gesagt. Und wenn du sofort zur Breitegasse gefahren bist, wo Janice noch auf ihren High Heels stöckelte … Auf solchen Dingern ist man nicht schnell. Sie hatte auch dich in der Linde blöd angemacht. Vielleicht hattest du eine Scheißwut auf sie.»
    Damit sprang er von der Veranda herunter und verabschiedete sich von Lothar mit einem lässigen «Man sieht sich». An Heike gewandt versprach er: «Wir beide reden ein andermal, wenn er nicht dazwischenfunken kann und auch sonst keiner in der Nähe ist, der meint, dir beistehen zu müssen, nur weil du wie blöde losbrüllst.» Dann schlenderte er zu seinem Mercedes, stieg ein, fuhr jedoch nicht los.

    Nach zehn Minuten stand der Mercedes immer noch am selben Fleck hinten auf dem Parkplatz. Und der dunkelgrüne Passat mit dem Hasemann im Fond vor dem Blockhaus. Der kleine David weinte nicht mehr. Seit Silvie sich wieder hinters Steuer gesetzt hatte und ihm etwas vorsang, schluchzte er nur noch und hatte Schluckauf.
    Lothar stand auf der Veranda und wartete darauf, dass Alex sich endlich verzog. Heike wartete im Büdchen, traute sich nicht zu ihrem Honda. «Der hängt sich doch an mich wie eine Klette», meinte sie.
    Das sah Lothar genauso, deshalb ging er schließlich zum Vorplatz und vergewisserte sich, dass Silvie nichts dagegen hatte, wenn er mit Heike die Einkäufe machte und sie sicherheitshalber zu ihrer Wohnung begleitete. «Am besten fährst du nach Hause. Ich ruf dich an, wenn du mich abholen kannst, einverstanden?»
    Silvie nickte nur. Inzwischen spürte sie deutlich, wo sie von Fäusten getroffen worden war. An der linken Schulter, rechts hinten in der Nierengegend, und ein Schwinger war unterhalb ihres Magens gelandet. Ihr war übel. Trotzdem fuhr sie noch auf den Parkplatz, hielt neben dem Mercedes und bedeutete Alex, die Scheibe herunterzulassen. Er tat ihr den Gefallen.
    «Ich wollte nicht, dass du es auf die Weise erfährst», begann sie. «In den nächsten Tagen wäre ich zu dir gekommen und hätte es dir schonend beigebracht.»
    «Was?»
    «Dass du Janice gar nicht …»
    «Wegen der verschwundenen Klamotten, meinst du?», unterbrach er sie, lachte leise und irgendwie amüsiert und schüttelte bedächtig den Kopf, ehe er weitersprach: «Ach, Herzchen. Die hat der eiserne Heinrich eingesammelt und auf Anweisung meines großen Bruders in unsere Heizung gestopft.»
    Einen Moment lang fühlte Silvie sich wie vor den Kopf geschlagen. So vergingen einige Sekunden, ehe sie nicht eben geistreich fragte: «Woher weißt du das?»
    «Von Albert, den hat

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