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Die Schuldlosen (German Edition)

Die Schuldlosen (German Edition)

Titel: Die Schuldlosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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wieder draußen vorbei. Aber da sie noch im Pyjama war, verzichtete Silvie darauf, in die Diele zu hasten, die Haustür aufzureißen und hinter ihm herzurufen, damit sie sein Handy wieder loswurde. Sie nahm sich stattdessen vor, am Vormittag einen langen Spaziergang mit David zu machen und Alex das Ding vorbeizubringen.

    An dem Donnerstag wusste praktisch jeder in Garsdorf, dass Alex wieder daheim war. Trotzdem hatte er Saskia um Viertel nach sieben beim Friedhofstor in Empfang nehmen und unbehelligt zur Schule begleiten können.
    Auch am frühen Vormittag blieb das Glück noch auf seiner Seite. Um zehn konnte er den alten Mercedes abholen. Die erneute Zulassung für den Straßenverkehr hatte das Autohaus Wellinger übernommen, was sich in der Rechnung niederschlug. Doch die war überschaubar und gestattete ihm, fürs kommende Frühjahr den Einbau eines neuen Heizkessels ins Auge zu fassen. Er fühlte sich wie ein König, als er im eigenen Wagen zum Discounter fuhr, um Nachschub an Walnuss-Krokant-Eis, Schokoplätzchen, Marzipanpralinen und andere Leckereien zu besorgen.
    Auf dem letzten Stück Heimweg kam ihm auf Höhe des Heckler-Hauses Silvie entgegen. Ihr Söhnchen schob sie in dem alten Buggy vor sich her, den ihr Großvater damals für sie angeschafft hatte. Alex war immer noch so überdreht und euphorisch, hielt neben ihr an, kurbelte die Seitenscheibe herunter und erkundigte sich übermütig: «Ja, wen haben wir denn da? Solltest du nicht auf ausdrücklichen Wunsch deines vernünftigen Gatten noch ein paar Tage im Krankenhaus bleiben?»
    «Ich hab mit Opa getauscht», erklärte Silvie und fragte ihrerseits: «Warst du etwa gerade dort?»
    «Nein, ich hab nur mein Auto abgeholt», antwortete er mit dem Stolz des Besitzers. Und da jetzt kein weiterer Besuch am Krankenbett mehr nötig war, fügte er hinzu: «Ich wollte heute Nachmittag zu dir kommen und das Ladegerät vom Handy mitbringen, großes Ehrenwort. Der Akku ist doch garantiert längst leer, oder?»
    Prinz Knatschsack im Buggy begann zu quengeln, weil es nicht weiterging. Silvie ignorierte es vorerst, ging auch nicht aufs Handy ein. Sie ließ den Blick über die mattschwarze Motorhaube gleiten und wiederholte: «Dein Auto? Ist das nicht der von deinem Vater?»
    Alex grinste selbstsicher. «Genau der. Sag bloß, du erinnerst dich noch daran, wie er den gefahren hat?»
    «Vage», antwortete Silvie.
    In sein selbstsicheres Grinsen mischte sich etwas, das sie nicht richtig einordnen konnte. Dem Unterton in seiner Stimme nach musste es eine Mischung aus Wut und Triumph sein.
    «Früher durfte ich den nicht anfassen. Jetzt ist es mein Auto.» Dann wechselte er das Thema und klang wieder wie gewohnt: «Gehst du hier bloß spazieren, oder wolltest du zu mir?»
    «Du bist ja nicht mehr gekommen», sagte Silvie. «Da dachte ich, ich sollte besser mal nachsehen, was du so treibst.»
    Es war nur scherzhaft gemeint, trotzdem verursachten ihm die Worte Unbehagen. Mit einem weiteren Grinsen überspielte er das Gefühl, sie wolle ihn wegen Saskia zur Rede stellen. «Sorry, gestern war ich schon fast aus der Tür, da bekam ich unangemeldeten Besuch. Aber heute wäre ich gekommen, ehrlich.»
    Der letzte Satz war wirklich nicht mehr nötig gewesen. Er hatte sie wahrhaftig oft genug belogen. Plötzlich fühlte er sich schäbig und flüchtete sich in Anteilnahme, die durchaus ehrlich gemeint war: «Was ist denn mit deinem Opa?»
    Silvie nahm den mittlerweile laut lamentierenden David aus dem Buggy und setzte sich den Knaben auf die Hüfte. «Wenn du mich mal aufs Klo lässt, erzähle ich dir die Einzelheiten. Lange Spaziergänge sind nicht mehr mein Ding.» Sie strich sich mit der freien Hand über den Leib. «Man sieht ja noch nichts, aber dadrin macht unsere Prinzessin sich schon ganz schön breit.»
    «Was denn?», wunderte Alex sich. «Du hast den zweiten Braten in der Röhre und sagst mir das jetzt erst? Ist es von Lothar?»
    «Nicht frech werden», wies sie ihn zurecht. «Von wem denn sonst? Ich hatte nie was mit einem anderen. Ich hatte zwar mal einen, den ich gerne gelassen hätte, aber der konnte bei mir nicht.»
    «Man wird ja wohl mal fragen dürfen», schaltete Alex nach diesem Dämpfer einen Gang zurück. «Deshalb musst du mich nicht gleich abwatschen.»
    Er fuhr wieder an. Sie für das kurze Stück mitsamt ihrem Nachwuchs einsteigen zu lassen und den Buggy im Kofferraum zu verstauen hätte mehr Zeit in Anspruch genommen.
    Silvie setzte ihr Söhnchen zurück

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