Die Schule der Magier 3 - Die Rückkehr des Bösen
versuchte, den Stein aus dem Weg zu schieben oder zu ziehen, doch es war unmöglich. Der Stein wog viele Tonnen und irgendein ferngesteuerter Mechanismus hielt ihn am Platz.
Max lehnte sich mit dem Rücken dagegen, starrte ins Dunkle und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Seine schlimmsten Albträume waren wahr geworden – er war lebendig
begraben. Einen Augenblick lang wünschte er sich, David Menlo wäre bei ihm. Es war ein wehmütiger und kindischer Gedanke. David konnte nicht kommen und helfen – David war nicht da. Und Cooper und Bob und Mrs Richter und Hazel Boon oder irgendjemand anderer, der ihm helfen konnte. Max war allein. Nur er selbst konnte dieses Problem lösen.
Und er musste es bald tun.
Max wusste, dass er große Extreme an Hitze, Kälte und sogar an Schmerzen und Verletzungen aushalten konnte. Aber in einer so bedrückenden Atmosphäre, unter dem Druck der Felsen, war er psychisch genauso labil wie jeder andere.
»Du musst einen klaren Kopf behalten«, sagte er sich.
Er blieb sitzen und dachte über mehrere Faktoren nach.
Der erste war das Monster selbst. Es war schwer verletzt, aber nicht unschädlich, denn immerhin war es noch stark genug, zu flüchten und hatte noch genügend Kraft gehabt, den Mechanismus zu betätigen, der die Tür schloss.
Allein die Tatsache, dass so eine Tür überhaupt existierte, war schon äußerst beunruhigend. Ein derartiges Gewicht zu bewegen, erforderte Intelligenz und ein gewisses technisches Verständnis. Wer auch immer diese Tunnel gebaut hatte, verfügte nicht nur über die Möglichkeit, sich durch Fels zu graben, sondern auch über Voraussicht und die Fähigkeit, eine Barriere zu errichten, die Feinde abhalten oder Beute einschließen konnte. Entweder hatte es einen intelligenteren Gefährten oder das Monster selbst verfügte über einen ziemlich guten Verstand.
Ein intelligentes Wesen, so überlegte Max, würde sich nicht auf einen offenen Kampf mit einem offensichtlich stärkeren Gegner einlassen. Es würde vielmehr in der Nähe bleiben, bis sich sein Opfer selbst in einer Falle verwundet
hatte oder durch Mangel an Nahrung, Wasser oder Willen geschwächt war. Es würde höchstwahrscheinlich nicht offen angreifen, wenn sich nicht eine vorteilhafte Situation bot.
Außerdem war es wahrscheinlich, dass ein intelligentes Wesen einen zweiten Fluchtweg hatte. Max vermutete, dass es noch weitere Ausgänge in den Tunneln gab. Zumindest musste es einen Hebel oder eine Vorrichtung geben, die den Stein hinter ihm bewegt hatte. Vielleicht war ein zweiter Ausgang weit weg, aber der Mechanismus, der den Stein bewegt hatte, musste in der Nähe sein. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg, und Max war entschlossen, dass ihn nicht der Mangel an Mut zu einem Opfer oder einer Mahlzeit werden lassen würde.
Er war entschlossen, den Mechanismus zu suchen, aber er wusste immer noch nicht, ob das Monster allein war oder ob ihn in der Dunkelheit noch andere teuflische Dinge erwarteten. Oben auf der Erde hatte das Monster eine höhnische Grausamkeit zur Schau gestellt, als es glaubte, die Kontrolle zu besitzen. Jetzt, wo Max in der Falle saß wie eine Fliege im Netz, konnte er es vielleicht ebenfalls dazu verleiten?
»Hallo?«, rief er in die Dunkelheit.
Das Wort prallte von den Wänden ab und hallte durch die unsichtbaren Gänge.
»Kannst du mich hören?«, rief Max.
Stille.
»Glaubst du, ich mache mir etwas aus diesem Stein?«, schrie Max. »Glaubst du, ich mache mir etwas aus der Dunkelheit? Das spielt keine Rolle! Ich kriege dich trotzdem …«
Jetzt endlich bekam er eine Reaktion.
Anfangs wurde der Laut noch vom Echo seiner eigenen Worte überlagert, doch er wurde lauter. Es war ein tiefes, gleichmäßiges Kichern, das die Tunnel durchzog und Max
bis ins Mark drang. Es war schrecklich, aber es erfüllte seinen Zweck. Auch wenn er die genaue Richtung, aus der es gekommen war, nicht feststellen konnte, so sagte es ihm doch, dass das Monster in der Nähe war und dass es höchstwahrscheinlich allein war.
Max sammelte sich und begann dann, langsam und vorsichtig den Gang entlangzukriechen. Die Schwärze vor ihm erstreckte sich in die Unendlichkeit. Als er die Stelle erreichte, an der sich der Weg gabelte, ließ er die Hand über die Felsen gleiten. Wie Theseus im Labyrinth des Minotaurus würde er eine Spur legen, damit er zurückfinden konnte. Mit seinem Taschenmesser ritzte er ein X in den weichen Kalkstein. Trotz seiner Angst machte er es sorgfältig und fuhr die
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