Die Schule der Magier 3 - Die Rückkehr des Bösen
17
Prinzessin Mina und die Kobolde
A ls Max aus der Tiefe des Brunnens hervorstieg, war der Sturm längst abgeflaut. Die Luft war schneidend kalt, aber sauber und nach den unterirdischen Strapazen mehr als willkommen. Es war früher Morgen und am blass pfirsichfarbenen Morgenhimmel war der Vollmond noch als fahles Bild zu sehen. Ein Blick auf den überschwemmten Pferch zeigte ihm, dass die Schafe und Ziegen sich wieder beruhigt hatten.
Im Tageslicht untersuchte Max seine Wunden genauer. Sein Nacken war unglaublich steif und an beiden Armen hatte er rundherum hässliche Schwären, aber sie begannen bereits zu heilen. Von der Wunde, die Pietros Messer verursacht hatte, war nichts mehr zu sehen. Max war zwar erschöpft, aber er brauchte unbedingt ein Bad, um alle Spuren der ekelhaften Gänge und des abgestandenen Wassers in der Höhle abzuwaschen. Er freute sich schon darauf, aber zuerst musste er sich um Mina kümmern.
Sie hatten etwas hinter die zerbrochene Tür geklemmt, damit sie zu blieb. Max musste klopfen und mehrmals rufen, bis er endlich ein ärgerliches Zischen vernahm und irgendein Möbelstück beiseitegeschoben wurde. Die Tür
hing nur noch an einer Angel und wäre beinahe ins Haus gefallen, hätte Max sie nicht aufgefangen, bevor er in das müde, ängstliche Gesicht der jungen Mutter blickte.
»Guten Morgen«, sagte er.
»Das … das Monster?«, stieß sie hervor und sah an ihm vorbei.
»Das Monster ist tot.«
Die Frau legte eine zitternde Hand an den Mund und lehnte sich an den Tisch. Sie bat Max mit einer Handbewegung, einzutreten, drehte sich um und ging zur Treppe, wo sie etwas auf Italienisch hinaufrief, zu schnell, als dass Max es hätte verstehen können. Als er hineinging, graute es ihn erneut vor dem fettigen, rußigen Dreck.
»Wie heißt du?«, fragte er und machte ein paar Fensterläden auf, um frische Luft hereinzulassen.
»Isabella«, antwortete die Frau besorgt. »Pietro ist betrunken … er schläft. Er kann nicht mit dir sprechen.«
»Ich muss ihn nicht sehen«, meinte Max und legte sein Schwert und die geretteten Papiere auf den Tisch. »Ich muss die Kinder sehen, Isabella. Sofort.«
Isabella nickte, ging die Treppe hinauf und erschien gleich darauf wieder, gefolgt von den Kindern. Zu seiner Erleichterung sah Max Mina bei ihnen, immer noch in seinen alten Mantel gewickelt. Keines von ihnen schaute ihn an, aber sie versammelten sich gehorsam um den Kamin herum, während er sich einen Stuhl holte. Auch die alte Frau erschien und kam die halbe Treppe herunter, von wo aus sie ihn mit ihren schwarzen Augen abschätzend ansah.
Die Kinder standen da wie Zombies, als Max ihnen erklärte, dass das Monster tot sei und ihnen nichts mehr tun könnte. Sie reagierten kaum auf die Neuigkeit, sondern starrten ihn nur an. Max sah zu dem Ältesten, einem Jungen, der vielleicht zwölf Jahre alt war.
»Wie heißt du?«
Der Junge sackte zusammen, als hätte man ihn angefahren oder ihm eine Strafpredigt gehalten.
»Du wirst keine Antwort von ihm bekommen«, erklärte Isabella sanft. »Er hat kein Wort gesprochen, seit er hierher gekommen ist. Sein Name ist Mario.«
»Mario«, wiederholte Max und schüttelte seine schlaffe, widerstandslose Hand. »Ich bin Max. Kann mir denn jemand von euch seinen Namen sagen? Ich bin hier, um euch zu helfen.«
Ein vielleicht elfjähriges Mädchen sah ihn mit leuchtend grünen Augen an und flüsterte: »Ist es wirklich tot? Bist du sicher?«
Max nickte.
»Aber wie konntest du so ein Monster töten?«, fragte Isabella.
Max zuckte mit den Achseln und versuchte, so gut wie möglich zu erklären, dass er für so etwas ausgebildet war und schon viele Kämpfe ausgetragen hatte. Es sei seine Aufgabe, Menschen zu beschützen, und deshalb musste er wissen, warum diese Kinder hier waren und so lebten.
»Kümmere dich um deinen eigenen Kram!«, zischte die alte Frau von der Treppe her.
»Das werde ich nicht!«, entgegnete Max ruhig und sah sie fest an. »Sind Sie dafür verantwortlich, dass die Kinder dem Monster geopfert wurden?«
»Dagegen konnten wir nichts tun!«, verteidigte sie sich mit empörter Miene. »Eines Tages sind die Vyes gekommen und haben etwas in den Brunnen getrieben. Später kamen die Kobolde mit Karren voller Gefangener – Kindern aus den Lagern. Sie sagten uns, wir sollten jeden Monat eines davon bei Vollmond im Pferch lassen, sonst würde das Monster uns holen kommen.«
»Warum seid ihr hiergeblieben?«, fragte Max. »Ihr hättet mit den
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