Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schule der Magier 3 - Die Rückkehr des Bösen

Die Schule der Magier 3 - Die Rückkehr des Bösen

Titel: Die Schule der Magier 3 - Die Rückkehr des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Neff
Vom Netzwerk:
Alte Magie, die in ihm schlummerte, war beängstigend wie ein elektrischer Energiestoß, der ihm durch jede Ader und Vene fuhr. Mit wilder Entschlossenheit prallte er gegen die Tür und riss den Arm des Monsters zurück, das erbärmlich aufschrie, als er aus dem Gelenk gerissen wurde. Durch die Tür erklang eine eiskalte Stimme, deren gurgelnde Laute jetzt klar verständlich waren.
    »Gnade«, heulte es. »Ich gehe ja schon!«

    Max beugte sich vor, um dem Monster ins Gesicht zu sehen.
    Der Türspalt war nur schmal, vielleicht fünfzehn Zentimeter, doch er konnte in der Dunkelheit mehrere Merkmale ausmachen. Das erste war das Auge. Es war rund und vorstehend wie das eines Pferdes und starrte ihn weit aufgerissen mit einer Mischung aus Staunen und Entsetzen an. Das Gesicht sah grob menschlich aus, allerdings so, als hätte man den Schädel gehäutet und ihn grotesk in die Länge gezogen. Es war fast unerträglich, dass eine solche Missgeburt mit ihm sprechen konnte. Und noch während es um Gnade bat, bissen seine Tentakel in Max’ Arm.
    »Gnade?«, gab Max unwirsch zurück. »Zeigst du jemals Gnade?«
    Das Wesen schrie und versuchte zu fliehen, doch Max hielt eisern fest. Mit aller Kraft zog er an dem Arm. Es gab ein Knacken, gefolgt von einem hässlich schmatzenden Geräusch, als der Arm am Ellbogen abgerissen wurde. Max stolperte zurück, die grausige Trophäe in der Hand, und das Monster stieß einen schrill kreischenden Schrei aus. Die Tür fiel nach innen und die Silhouette der Kreatur zeichnete sich scharf vor dem Nachthimmel ab.
    Als Max sich aufrappelte, robbte das Monster davon. Es eilte über die Lichtung zu dem schlammigen Weg, der zum Brunnen führte. Max rannte ihm nach, löste die Mäuler von seiner Haut und warf den Arm fort. Während es zu seinem Versteck eilte, lief Max hinkend zum Schuppen, wo er sein Schwert gelassen hatte. Einen Augenblick später hielt er den Gladius in der Hand.
    Kurz bevor Max den Brunnen erreichte, verschwand das Monster darin. Seine Tentakel glitten über den Rand wie eine Schlange, die in ihr Loch schlüpft. Max blieb abrupt vor der dunklen Öffnung stehen und hielt den Atem
an. Man hatte ihn gelehrt, nie etwas blindlings in sein Versteck zu verfolgen. So starrte er in die dunkle Öffnung, doch durch den Regen konnte er nichts hören, kein Klatschen von Tentakeln oder ein Keuchen des verletzten Wesens. Es war, als wäre das Monster einfach von der Mauer gesprungen und in einem Abgrund verschwunden.
    Doch dieses Monster war aus Fleisch und Blut. Es war kein unheilvoller Geist, der sich in Nichts auflösen konnte. Dieser Brunnen hatte einen Grund, und dort war irgendwo das Versteck, in dem es Zuflucht suchte. Aber Max würde ihm keine Zuflucht gewähren, er würde seinen Vorteil ausnutzen und diesen Kampf ein für alle Mal beenden.
    Er band sich den Gladius fest um die Taille, beschwor eine Leuchtkugel und schickte sie in den Brunnen hinunter. Sie sank etwa drei oder fünf Meter tief, bevor sie flackerte und dann ganz verschwand. Es schien, als sei die Dunkelheit fast greifbar, ein Kessel schwarzer Tinte, die keinerlei Licht durchließ.
    Doch Max verfügte über andere Sinne. Er würde nicht umkehren, er würde es dem Monster nicht erlauben, zu flüchten und seine Wunden zu pflegen, damit es in einer anderen Nacht den Bauernhof wieder tyrannisierte. Dafür hatte er in den Sidh trainiert und gelernt. Vielleicht ließ Rowan die Leute außerhalb seiner Mauern im Stich, aber er würde das nicht tun. Er würde diese Schrecken bis in die finstersten Winkel der Erde verfolgen und keine Dunkelheit – natürlich oder unnatürlich – würde ihn davon abhalten.
    Doch je weiter er in den Brunnen kletterte und in dieser undurchdringlichen Finsternis versank, desto unsicherer wurde er. An der gewölbten Wand hängend, musste er faulige Luft atmen und über seinen blutenden Arm krabbelten unsichtbare Spinnen. Von unten kam ein Luftzug, der ekelerregende
Gerüche mit sich brachte, auf- und absteigend, als ob der Brunnen selbst atmen würde.
    Seine größte Befürchtung war, dass das Monster nicht am Grund des Brunnens hauste, sondern sich einen Tunnel in ein weiter entfernt liegendes Versteck gegraben hatte. Wenn das der Fall war, würde es dort unten auf ihn lauern und ihn in einem Augenblick angreifen, in dem er sehr verwundbar war.
    Und als er noch weiter hinunterglitt, kam ihm ein anderer erschreckender Gedanke. Er war davon ausgegangen, dass das Monster allein war. Aber was war, wenn

Weitere Kostenlose Bücher