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Die Schule der Magier 3 - Die Rückkehr des Bösen

Die Schule der Magier 3 - Die Rückkehr des Bösen

Titel: Die Schule der Magier 3 - Die Rückkehr des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Neff
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Brücke wie eine giftige Girlande.
    »Was ist das?«, fragte Max und tat so, als wüsste er es nicht.
    »Nichts«, hustete Prusias. »Nur ein verflixtes Unkraut.«
    Mit einem Streich seines Stocks ließ der Dämon die Blumen in goldenen Flammen aufgehen. Die gewundenen Stiele schwankten in der Hitze und jedes Blütenblatt zischte, als die Flammen es zwangen, seinen giftigen Saft
wie aus einer platzenden Blase zu entlassen. Prusias sah schweigend zu, wie es auf der Brücke brannte, und nahm das Taschentuch erst vom Gesicht, als die Blumen und ihre Ranken nur noch ein rauchendes Spalier waren. In den Augen des Dämons leuchtete ein schrecklicher Glanz und Max zog sich schnell zurück und ließ sich auf den hintersten Sitz sinken.
    Auf Prusias’ Befehl setzte sich die Kutsche wieder in Bewegung und die Laune des Dämons besserte sich langsam. Es wirkte fast kindisch, wie er sich vorbeugte und gelegentlich aus dem Fenster sah, während der Himmel langsam die nahende Morgendämmerung ankündigte.
    »Warst du schon einmal in der großen Stadt?«, fragte Prusias. »Hast du dich mal am Stadtrand herumgetrieben oder bist sogar ins Innere vorgedrungen, seit du hier in meinem Land bist?«
    »Nein.«
    »Komm her!«, verlangte der Dämon und bedeutete dem Gnom, Platz zu machen. »Von Mr Bonns Sitz aus kannst du besser sehen.«
    Vom Platz des Gnomen aus schaute Max aus dem Fenster zu einem blassgoldenen Morgenhimmel auf. Hinter ein paar Hügeln ging die Sonne auf, vertrieb die Morgennebel und beleuchtete eine Stadt, deren Häuser und Mauern sich über Hügel und Täler am Tiber entlang wie ein blühender Garten erstreckten.
    »Könnten Sie die Kutsche anhalten?«, flüsterte Max und presste sich an die Scheibe. Kichernd vor Vergnügen, tat ihm der Dämon den Gefallen, und Max glitt hinaus auf die abgenutzte Straße und betrachtete eine Stadt, die seine Vorstellungskraft übertraf.
    Im Licht des neuen Morgens schien die ganze Stadt wie eine einzige Skulptur zu sein, eine fließende Anordnung
merkwürdiger Formen und Schatten, gewaltiger Strukturen, die in überraschenden Winkeln ineinander übergingen und komplexe geometrische Formen bildeten oder bizarre, organische Gebilde, die an eine Unterwasserwelt erinnerten. Doch zwischen diesen wirren Formen konnte Max deutlich die Elemente menschlicher Architektur ausmachen – chinesische Pavillons, islamische Minarette, ägyptische Obelisken, massive Dächer und Kuppeln, deren Größe die ihrer irdischen Vorgänger in den Schatten stellten. Diese und andere Gebäude waren eines über dem anderen errichtet worden, teilweise von einem smogartigen Nebel verhüllt.
    Der Palast selbst war unvorstellbar groß. Es war, als hätte sich der Palatin zu einem Berg erhoben, an dem Stufen und Gebäude auf den gewaltigen Palast auf seiner Spitze zuliefen. Dessen Grundlage bildete eine riesige Pyramide, deren Form sich langsam zu etwas Ähnlichem wie dem Kolosseum veränderte. Über dieser zweiten Stufe erhob sich ein weiteres Gebäude, zu dem die Kathedrale von Notre Dame die Vorlage gebildet haben musste. Doch in dieser Version des gotischen Meisterwerks waren die Proportionen verändert worden, es war vertikal so weit verzerrt, dass die höchsten Türme in unfassbare Höhen reichten.
    »Und du hast geglaubt, wir würden alles niederreißen«, lachte Prusias fröhlich. »Komm schon, bevor sie von unserer Ankunft erfahren.«
    Max wunderte sich über die Bemerkung, doch bald wurde es klar. »Sie« waren zahllose menschliche Flüchtlinge, die vor der Stadt in Zeltstädten oder Wellblechhütten lebten, die sich auf dem früheren Marsfeld und entlang des westlichen Tiberufers erstreckten.
    Tausende Männer, Frauen und Kinder, mehr oder weniger zerlumpt und verwahrlost, kamen auf sie zugerannt. Sie stellten sich an der Straße auf, schubsten und stießen sich
und riefen die Kutsche an, die nun über die Straße raste, dass die Nachzügler auseinanderstoben. Ihre Gesichter verwischten, junge und alte, doch alle gezeichnet von unglaublicher Verzweiflung.
    »Eine Wohltat!«, riefen sie und bemühten sich, ihren Nachbarn zu übertönen. »Eine Wohltat!«
    »Warum rufen sie das?«, fragte Max, den der Anblick zutiefst verstörte.
    »Sie wollen einen Segen«, seufzte Prusias und klopfte mit den Knöcheln an die Scheibe. »Such dir einen aus.«
    »Wie bitte?«, fragte Max und blinzelte, als die Kutsche weiterraste und Hunderte hinter sich ließ.
    »Such dir jemanden aus«, forderte ihn Prusias noch einmal

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