Die Schule der Magier 3 - Die Rückkehr des Bösen
ersten paar Minuten saß Max angespannt da und beobachtete, wie die Flammen an den Glasfenstern vorbei flogen, während die Kutsche gleichmäßig die Straße entlangrollte. Prusias lümmelte sich in seinen Sitz und zupfte mit seinen krallenartigen Fingern an seinem Kettenhemd. Dann goss er sich aus einer Karaffe ein Glas Whiskey ein und bot es Max an. Doch der lehnte es ab. Achselzuckend ließ sich Prusias in seinen Sitz zurückfallen und nahm einen Schluck.
»Das mit deinem Vater ist eine sehr traurige Angelegenheit«, knurrte er. »Wirklich schlimm. Vyndra geht zu weit.«
Max starrte den Dämon an, der seinen Drink im Glas schwenkte und daran nippte.
»Sie geben also zu, dass Vyndra ihn ermordet hat?«, bemerkte er kühl.
»Zugeben?«, wunderte sich Prusias. »Natürlich gebe ich es zu. Ich fühle mich dafür verantwortlich.«
»Was hat das denn mit Ihnen zu tun?«
»Vyndra will meinen Thron«, erklärte Prusias mit spitzbübischem Grinsen. »In meiner schönen Stadt wimmelt es nur so von seinen Spionen und Mördern. Der Adel erwartet einen Bürgerkrieg und versucht natürlich, seinen Ausgang vorauszusagen, um sich rechtzeitig auf die Seite des Siegers zu stellen. Sollte Vyndra jemanden mit deinem Ruf ermorden, würde sich das sehr zu seinen Gunsten auswirken.«
Prusias goss sich einen weiteren Drink ein, als sich Mr Bonn räusperte und eine Ledertasche voller offiziell wirkender Papiere und Zertifikate öffnete.
»Mein König«, begann er. »Während Eurer Abwesenheit haben sich die Staatsangelegenheiten angehäuft.«
»Dann lass mal hören«, verlangte Prusias und rieb sich
die Augen. »Aber nimm Rücksicht auf meinen Gast, Mr Bonn.«
Eine Stunde lang sah Max aus dem Kutschenfenster auf die verschwommene rote Landschaft. Hin und wieder trafen gelbe Flammen das Glas und spielten um die Rahmen, während sich Prusias verschiedene Bittschriften anhörte und mit einem widerwilligen Ja befürwortete oder mit einem begeisterten Nein ablehnte.
Als der Gnom nach dem nächsten Stapel griff, wehrte Prusias mit einer Handbewegung ab. Er setzte sich auf und schob eines der Glasfenster auf, sodass die Nachtluft hereinströmen konnte.
»Ich kann mich daran erinnern, als diese Straße gebaut wurde«, erklärte er. »Ich bin sie schon so oft entlanggereist, aber es wird mir nie langweilig.«
»Wenn Sie es so schön finden, warum reißen Sie dann alles nieder?«, empörte sich Max.
»Tue ich gar nicht«, widersprach der Dämon. »Du wirst sehen, in der Hauptstadt stehen noch viele der alten Dinge. Ich habe ihnen nur die richtigen Dimensionen verliehen.«
»Warum hassen Sie die Menschen so?«, wollte Max wissen.
»Wenn du das glaubst, kennst du mich nicht«, meinte Prusias. »Ich liebe die Menschen. Ich liebe alles an ihnen. Ihre Leidenschaft, ihre Energie, ihre Gefühle, die Verzweiflung, irgendetwas zu tun oder zu sein, bevor sie nach ein paar kurzen Jahren der Tod ereilt. Die Menschen sind wie ein Feuerwerk. Es gibt Tage, da wünschte ich mir, ich wäre als Mensch geboren.«
Max lachte höhnisch auf.
»Das stimmt«, warf Mr Bonn ein. »Ich habe es ihn selbst viele Male sagen hören.«
»Unsterblichkeit wird überbewertet«, schnurrte Prusias.
»Es beraubt einen jeglicher Dringlichkeit. Die meisten Menschen verkennen, dass die Drohung des Todes in Wirklichkeit ein Segen ist. Vielleicht fürchten mich die Menschen, Max, aber ich kenne sie und liebe sie. Unter den Dämonen können sie keinen besseren Verbündeten finden …«
Prusias’ Stimme verklang, als die Kutsche mit einem plötzlichen Ruck zum Stehen kam. Mr Bonn erbleichte unter dem Blick seines Meisters und schoss förmlich aus der Kutsche, um zu sehen, was los war.
»Was ist denn, Mr Bonn?«, knurrte Prusias. »Warum werden wir aufgehalten?«
Das verschreckte Gesicht des Gnomen tauchte im Fenster auf.
»Es sind wieder diese Blumen, Mylord«, erklärte er. »Sie sind… überall!«
Fluchend griff Prusias in eine intarsienverzierte Schachtel nach einem seidenen Taschentuch, das er fest auf sein Gesicht presste, bevor er seinen Stock nahm und seinen abscheulichen Körper hinausschob. Als Max hinter ihm den Kopf aus dem Fenster steckte, sah er, wie die feurigen Pferde sich aufbäumten und Feuerfunken aus ihren Mähnen stoben. Vor ihnen senkte sich die Straße zu einer alten Brücke hinab, einem bröckeligen Bauwerk über einen reißenden Strom. Davids rote Blumen, Tausende seiner Blumen, wuchsen vom Ufer aus die Hügel hinauf und wanden sich um die
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