Die Schule der Magier 3 - Die Rückkehr des Bösen
Max.
»Ah«, erwiderte der Gnom und nahm sich eine Olive. »Nun, Sie wissen, dass ich den Namen des Gegners nicht nennen darf. Sie werden ihn schon früh genug herausfinden.«
»Es spielt keine Rolle«, meinte Max achselzuckend. »Es gibt nur drei Möglichkeiten: Lord Rùk, der Grylmhoch oder der andere … Myrmidon, nicht wahr?«
»Genau«, erwiderte der Gnom.
»Hast du alle Kämpfe gesehen?«, fragte Max.
»Ja.«
»Und wem würdest du dich am liebsten stellen?«
»Keinem«, gab der Gnom scherzhaft zurück.
»Ich will Rùk«, überlegte Max laut. »Wenn ich je eine Chance gegen Vyndra haben will, ist es sinnvoll, gegen einen von seiner Art zu kämpfen. Sind Rakshasa wirklich so furchtbar?«
»Ja«, erklärte Mr Bonn nüchtern. »Sie haben viele Seelen gefressen.«
»Was soll das heißen, sie fressen Seelen ?«, stieß Max hervor, den die bloße Vorstellung entsetzte.
»Alle großen Dämonen essen Seelen, es ist ihr Grundnahrungsmittel«, klärte ihn Mr Bonn auf. »Und jetzt sehen Sie mich nicht so entsetzt an, das ist nicht anders, als wenn Menschen Fleisch oder Getränke zu sich nehmen.«
»Aber Prusias isst normale Nahrung«, widersprach Max. »Und zwar genug für zehn.«
»Das tut er nur zum Vergnügen«, lachte der Gnom. »Damit befriedigt er seine Sinne. Brot und Wein können einen großen Dämon nicht ernähren und größer werden kann er davon schon gar nicht. Ein Rakshasa kann seinen hohen
Rang nur erreichen, wenn er Tausende von Seelen gefressen hat. Die meisten von ihnen haben bereits Dutzende von Koukerros hinter sich.«
»Was ist ein Koukerros?«, wollte Max wissen.
Mr Bonn musste nachdenken, dann sagte er: »Wenn ein Dämon genügend Lebenskraft – normalerweise Seelen – angesammelt hat, um eine höhere Wesensform zu erreichen, dann nennt man diesen erhabenen Moment der Verwandlung Koukerros.«
»Also wirst du eines Tages auch ein Rakshasa?«, fragte Max.
»Das ist unwahrscheinlich«, erwiderte Mr Bonn traurig. »Koukerros ist den größeren Dämonen vorbehalten. Ein Gnom kann es nicht von allein erreichen, die erste Ehre muss ihm von einem hochrangigen Dämon verliehen werden. Diese Ehre wird nur sehr wenigen zuteil, weil der andere Dämon dafür einen Teil seiner Wesenskraft abgeben muss. Nur wenige Herren sind dazu bereit, daher sind die meisten meiner Art auf immer in ihrem Zustand gefangen.«
»Scheint mir recht hoffnungslos, ein Gnom zu sein«, fand Max.
»Nicht ganz«, entgegnete Mr Bonn. »Manche Gebieter gewähren einem treuen Diener tatsächlich ein Koukerros. Und dann ist da noch die geduldige Yuga. Jeder Gnom kennt diese glückliche Geschichte.«
»Würdest du sie mir erzählen?«, bat Max.
Der Gnom schob Max den Teller zu, doch dabei fiel ihm etwas auf und er deutete aus dem Fenster.
»Was ist das denn für ein Vogel?«
Max sah hinaus und hätte sich fast an einer Weintraube verschluckt.
Es war David Menlos Vogel. Genauer gesagt war es einer der beiden, die David unter der Brugh na Boinne
erschaffen hatte, als sie das Buch Thoth zurückgeholt hatten. Zwischen den Schätzen der Sidh hatte David das Buch aufgeschlagen, die Worte des Erschaffens gesprochen und die Wahrnamen genannt, die diese zarten Geschöpfe ins Leben riefen. Max starrte den Vogel an.
»Entstammt er der alten oder der neuen Welt?«, fuhr der Gnom fort.
»Keine Ahnung«, sagte Max und warf dem Gnom einen Seitenblick zu, um zu sehen, ob der seinen ersten Schrecken bemerkt hatte.
»Nun, er ist hübsch«, fand Mr Bonn verträumt und warf ihm einen Brotkrumen hin. Der Vogel legte den Kopf schief und flatterte mit schwirrenden Flügeln wie ein Kolibri davon.
»Du wolltest mir von Yuga erzählen«, lenkte Max schnell ab.
»Ja«, bestätigte Mr Bonn und griff nach einer neuen Zigarre. »Verzeihen Sie mir. Wie man sagt, gab es nie einen fähigeren und treueren Gnom als Yuga. Sie diente ihrem Gebieter Ewigkeiten ohne Tadel. Man sagt, dass ihr Gebieter ihr zu Beginn jedes neuen Jahrhunderts ein Koukerros am Ende des Jahrhunderts in Aussicht stellte. Doch er hatte keine Absicht, sein Versprechen zu halten. Immer, wenn es so weit war, fand er völlig grundlos etwas auszusetzen und strafte Yuga für ihre Unverschämtheit. Ihr Gebieter war sehr mächtig, aber zu blind, um ihren wachsenden Hass zu bemerken, und viel zu stolz, um sich vor ihr zu fürchten. Daher verhandelte Yuga insgeheim mit seinen Feinden und traf ein Abkommen mit ihnen – sie würde ihnen ihren Gebieter ausliefern, wenn sie ihr ein
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