Die Schule der Magier 3 - Die Rückkehr des Bösen
werden stets aus den großen Künsten gewählt – Alennya, Amann und Ahülmm. In Eurer Sprache bedeutet das die Kunst der Schönheit, des Blutes und der Seele. Wir fangen mit Alennya an. Wer wird Rowan in Musik und Poesie vertreten?«
Er wartete gespannt, während sich die Magier und Agenten von Rowan besorgt ansahen. Nach einigen angespannten Augenblicken erhob sich Mrs Richter.
»Lord Prusias, wir sind mit diesen Traditionen nicht vertraut, und ich muss sagen, dass wir keinen Vertreter für diese Dinge gewählt haben.«
Ein paar der Dämonen lachten höhnisch auf und Prusias’ erwartungsvolles Grinsen verschwand.
»Das ist höchst überraschend«, erwiderte er. »Man hat mir gesagt, dass ihr ein sehr kultiviertes Volk seid. Gibt es unter all diesen hier versammelten Mehrùn keinen würdigen Musiker? Wenn nicht, würde ich mich wirklich schämen …«
Die darauf folgende Stille war fast unerträglich. Rowan vermittelte den Eindruck, dass es nicht nur unkultiviert, sondern auch noch feige war.
»Bitte melde sich jemand!«, stöhnte Max leise.
Und endlich tat es jemand. Nolan, der Mann, der das Sanktuarium von Rowan betreute, erhob sich aus einer
Gruppe von Lehrern. Er betrat den Kreis, und es wurde deutlich, dass Max nicht der Einzige war, dessen Stolz verletzt worden war.
»Gebt mir eine Fiedel, dann liefere ich euch einen Wettstreit!«, forderte Nolan zornig.
Sein Temperament war ansteckend. Magier und Gelehrte, Agenten und Lehrer sprangen auf und riefen ihm aufmunternd zu. Niemand klatschte oder jubelte lauter als Max.
»Ausgezeichnet!«, rief Prusias und seine Enttäuschung schwand. »Keine Verzögerung, bitte – bringt dem guten Mann eine Fiedel und lasst uns hören, wie er seine Seele in jede Note und jeden Akkord legt!«
Man holte eine Fiedel, und Nolan begann sogleich, die Saiten zu prüfen und sie zu stimmen. Ein unglaublich konzentrierter Ausdruck trat auf sein wettergegerbtes Gesicht. Als er zufrieden war, nickte Nolan Prusias zu, der sich auf sein Kissen gesetzt hatte. Es wurde still in der Halle.
Nolan tippte drei Mal mit dem Fuß auf und begann zu spielen. Er hatte ein altes irisches Lied gewählt und spielte es so heftig und schnell, wie die Geige es ihm erlaubte. Schneller und schneller sägte er auf den Saiten, während Prusias ihm begeistert zuhörte. Schließlich, als Max schon fürchtete, die Saiten würden reißen, fanden sich die Akkorde zu einem einzigen Ton von einfacher, melancholischer Reinheit zusammen. Der Ton hielt an, bebte dann und erstarb schließlich.
»Bravo!«, donnerte Prusias und führte den Applaus an, dann ging er zu Nolan, um ihm die Hand zu schütteln. Nolan wirkte erschöpft, aber stolz, und blieb neben Prusias stehen, als dieser seinen eigenen Champion in den Ring rief.
Es war eine zierliche, fuchsgesichtige Dämonin von der Art der Kitsune. Sie trug einen roten Kimono und schien auf
den vergoldeten Stuhl, den man ihr in die Mitte des Kreises gestellt hatte, geradezu zuzugleiten. Ein Vye brachte ihr ein ungewöhnliches Instrument. Es war einem Kontrabass ähnlich, aber größer und schlanker. Der Vye stellte es auf einen Ständer, während die Kitsune ihre langen, schlanken Finger bog und streckte. Etwas an ihren Händen war sonderbar und Max keuchte auf.
»Sie hat sieben Finger an jeder Hand!«, zischte er und stieß Nigel mit dem Ellbogen an. »Das ist doch unfair!«
Nigel mahnte ihn zur Ruhe und Prusias fuhr fort:
»Euer Mann hat euch stolz gemacht. Ehre gebührt ihm dafür, dass er seine Gabe mit uns teilt und den Bewohnern von Rowan Schande erspart hat. Nun werden wir sehen, ob Lady Akiko und ihre Belyaël eine so temperamentvolle Vorstellung überbieten können.«
Wieder wurde es still in der Halle, als Lady Akiko die Augen schloss und die Hände in exakten Positionen auf ihr Instrument legte. Sie gab der Belyaël einen sanften, verschwörerischen Schlag und begann zu spielen.
Die Musik, die sie hervorbrachte, war nicht nur schön, sie war seltsam hypnotisierend. Lady Akikos Finger verschwammen fast über den Saiten der Belyaël. Sie schob mit ihren vier Daumen während des Spiels geschickt Perlen über die vielen Saiten, veränderte damit ihre Spannung und verlieh dem Instrument so einen Tonumfang, der alles überstieg, was Max je gehört hatte. Das Stück war sehr bewegend, eine schnelle Folge von Tönen im Wechsel mit raschen Akkorden und unterschwelligen Dissonanzen. Max’ Hoffnungen schwanden – die Hände der Kitsune waren mit sieben
Weitere Kostenlose Bücher