Die Schule der Magier 3 - Die Rückkehr des Bösen
sein Vater traurig. »Ich habe ein paar Mal an eure Tür geklopft, aber er antwortet nicht. Und das eine Mal, als er mir tatsächlich aufgemacht hat, hat er sich nur für die Kekse bedankt, die ich ihm mitgebracht habe, und hat die Tür wieder geschlossen. Mit ihm stimmt etwas nicht, Max. Ich glaube, es ist am besten, wenn du zu mir ziehst.«
Schweigend brachten die beiden den Araber in den Stall und gingen dann zum Herrenhaus.
»Es war eine lange Reise«, erklärte Max. »Ich habe Mums Foto vergraben. Ich habe sie bei jemandem gelassen, der sie brauchte.«
Er erzählte seinem Vater von dem Jungen, der von Dämonenpfeilen getroffen worden war und nun in einem Grab in den Bergen lag. Die beiden aßen in Mr McDaniels Wohnung zu Abend und nicht im Speisesaal. Als sie fertig waren, erblickte Max ein dickes Blatt Pergament. Im Kerzenlicht erkannte er eine Art Flyer mit Prusias’ Siegel gezeichnet.
LAND, REICHTUM, EHRE UND PRIVILEGIEN!
Der große Krieg ist vorbei, und diejenigen, die klug genug sind,
sie zu ergreifen, erwarten viele Chancen.
Lord Prusias benötigt Männer und Frauen mit Abenteuergeist und
Edelmut bei der Verwaltung seines großen, expandierenden König-
reiches Blys. Geeignete Kandidaten erhalten Land, einen Erbtitel und
ein angemessenes Gefolge entsprechend einer großen Tradition.
Besonders erwünscht sind Kandidaten, die mit Mehrùn, oder in eurer
geschätzten Sprache, Magie, gesegnet sind, doch sind alle aufgefordert,
sich zu bewerben. Wir erbitten die Bewerbungen höflichst vor dem
Fest von Samhain. Die ersten Bewerber können ihre Wahl unter den
wertvollen und reichen Ländereien treffen.
Interessenten melden sich bitte bei Mr Cree, Sekretär des Botschafters,
und bitten um die Bewerbungsunterlagen.
»Was ist denn das für ein Unsinn?«, fragte Max.
»Oh«, sagte sein Vater und wurde verlegen. »Das. Na ja, da steht es doch. Eine Einladung, sich um ein Mini-Königreich zu bewerben oder so.«
»Und du hast es hier liegen, weil es witzig ist«, schloss Max. »Ich meine, du würdest doch nie …«
»Natürlich nicht«, schnaubte sein Vater. »Kannst du dir vorstellen, wie Scott McDaniels mit Zepter und Krone herumstolziert? Nein. Das ist nichts für mich. Aber man kann ja wohl mal träumen, oder?«
Max lächelte, seufzte und warf das Blatt beiseite. »Kannst du dir vorstellen, dass irgendjemand darauf hereinfällt?«
»Allerdings, das kann ich«, nickte sein Vater entschieden. »Ich habe jede Menge Leute gesehen, die mit diesen Blättern herumwedeln und nach Mr Cree fragen.«
»Nun, dann sind sie Idioten«, erwiderte Max finster. »Habgierige Idioten. Mrs Richter sollte sie aufhalten.«
»Und mit welchem Recht?«, amüsierte sich Mr McDaniels. »Wir sind weder Mrs Richters noch Rowans Gefangene. Die Leute haben das Recht hinzugehen, wohin sie wollen. Und wenn das letztendlich gefährlich oder idiotisch ist, dann ist das eben so.«
»Der freie Wille und so«, winkte Max ab.
»Amen«, bekräftigte sein Vater und hieb auf den Tisch. »Und jetzt geh schlafen. Du hast morgen Schule!«
Als er sich am nächsten Morgen zum Unterricht fertig machte, fühlte sich Max wie neugeboren. Er hatte sich die Haare geschnitten und rasiert und zum ersten Mal seit langer Zeit kam er sich äußerlich und innerlich wie ein normaler Schüler vor. Auf dem Weg in den Speisesaal unterhielt er sich mit Rolf Luger, einem Schulkameraden, freute sich über das Gewicht seiner Bücher und sogar über die Horrorgeschichten, die über das dritte Schuljahr kursierten. Rolf nach war Miss Boon eine Tyrannin, Mrs Caswell schien sie allesamt für Mathematikgenies zu halten und Mr Vincentis Hausaufgaben erforderten oft Nachtschichten. Beim Frühstück gesellte sich das fröhliche Mädchentrio aus Cynthia Gilley, Lucia Cavallo und Sarah Amankwe zu ihnen. Sie interessierten sich mindestens ebenso sehr für sein neues Aussehen wie für seine Reise.
»Zu kurz«, beurteilte Lucia seinen Haarschnitt. »Keine Seele, kein Stil.«
»Ganz und gar nicht«, widersprach Cynthia und wedelte gebieterisch mit einem Löffel. »Ich mag es kurz und knapp.«
»Was sagt denn Julie dazu?«, wollte Sarah neckend wissen.
»Julie«, meinte Max und trommelte mit den Fingern. »Ich habe sie noch gar nicht gesehen. Ich bin erst gestern Abend zurückgekommen und …«
Die Mädchen sahen sich entgeistert an.
»Habe ich etwas falsch gemacht?«, fragte er.
»Oh Max«, sagte Cynthia mit schwesterlichem Kopfschütteln. »Wir
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