Die Schule der Nacht
schnellen Blick zu. »Ganz kurz noch, Inspector – Sie sagten, Sie hätten Gabriel Swift als Zeugen vernommen… Um welchen Fall ging es dabei?«
Wieder herrschte einen Moment lang Schweigen in der Leitung. »Um den Mord an Isabelle Davis. Er hat an dem betreffenden Abend ebenfalls etwas beobachtet. Hören Sie, April, warum sagen Sie mir nicht endlich, was los ist? Möchten Sie, dass ich…«
»Tut mir leid, Inspector, ich muss auflegen, mein Bus kommt gerade«, log sie und steckte das Handy wieder in die Tasche. Sie sah Gabriel erschöpft an und dachte kurz nach. Dann drehte sie sich wortlos um und steuerte auf den nur ein paar Meter entfernt liegenden Eingang der U-Bahn-Haltestelle Embankment zu.
Gabriel lief ihr hinterher und hielt sie am Arm fest, aber sie riss sich los. »Lass mich. Mir ist das alles einfach zu viel. Du hattest recht – es ist wirklich zu kompliziert mit uns«, zischte sie und schloss die Finger um den Griff des Messers in ihrer Manteltasche. »Oder willst du, dass ich wieder anfange zu schreien?«
»Okay, okay.« Gabriel hob beschwichtigend die Hände. »Aber lass es mich dir wenigstens erklären.«
»Danke, nicht nötig. Es interessiert mich nicht, was du zu sagen hast«, entgegnete April und ging weiter Richtung U-Bahn-Station.
»Und wenn ich dir diesmal wirklich alles sage?«
April blieb wie angewurzelt stehen und blickte zu ihm zurück. Meinte er das ernst? Oder würde er sie am Ende doch wieder nur mit irgendwelchen Ausflüchten hinhalten? Sie konnte jetzt zwar ausschließen, dass er der Mörder ihres Vaters war – was sie mehr erleichterte, als sie geglaubt hätte –, aber das schloss nicht aus, dass er nicht doch etwas mit dem Mord an Isabelle Davis zu tun hatte. Andererseits musste sie einfach wissen, was passiert war, und er war offensichtlich bereit, ihr endlich eine Antwort darauf zu geben.
»Okay«, sagte sie. »Ich geb dir zwei Minuten.«
Gabriel deutete auf den kleinen, neben der U-Bahn-Station gelegenen Park. »Lass uns dazu vielleicht lieber irgendwohin gehen, wo es ein bisschen ruhiger ist.«
»Nein. Erst will ich wissen, warum du im Mordfall Isabelle Davis als Zeuge vernommen worden bist.«
Gabriel fuhr sich seufzend durch die Haare. Als er merkte, dass sie sich keinen Millimeter von der Stelle rühren würde, bevor er ihr nicht geantwortet hatte, gab er schließlich nach. »Ich habe an dem Abend anonym bei der Polizei angerufen und den Fund der Leiche gemeldet. Dass ich dich dort gesehen habe, habe ich verschwiegen, so wie du ihnen nicht erzählt hast, dass ich am Tatort gewesen bin. Wofür ich mich übrigens noch gar nicht bei dir bedankt habe.«
April zuckte mit den Achseln. »Keine Ursache.« Es klang ironischer, als sie es beabsichtigt hatte. »Aber warum warst du dann an dem Tag, als mein Vater umgebracht wurde, bei Inspector Reece als Zeuge vorgeladen?«
»Ich habe später noch mal bei der Polizei angerufen«, sagte er nach einem kurzen Zögern, »und mich als der anonyme Anrufer zu erkennen gegeben, weil mir noch etwas eingefallen war, das vielleicht wichtig sein könnte. Ich wollte ihnen helfen, Isabelles Mörder zu finden.«
»Aber warum hast du eine ganze Woche damit gewartet? Woher der plötzliche Sinneswandel?«
»Wegen der Halloweenparty«, sagte Gabriel leise. »Weil mir an dem Abend klar geworden ist, was sie getan haben und was sie vorhatten. Ich dachte, ich könnte dafür sorgen, dass es aufhört.«
»Dass was aufhört?«, fragte April. »Und wen meinst du mit ›sie‹?«
Gabriel blickte sich nervös um. »Hör zu, du erfährst von mir alles, was du wissen willst, aber nicht hier mitten auf der Straße. Bitte, April…«, sagte er und begann rückwärts Richtung Park zu gehen, »vertrau mir, nur noch dieses eine Mal.«
April überlegte einen Moment, dann folgte sie ihm. Was sollte schon passieren? Er könnte dich umbringen und auffressen , flüsterte eine Stimme in ihrem Kopf. Aber nach dem Tag, den sie hinter sich hatte, gab es eigentlich nichts mehr, das sie schrecken konnte.
»Okay, fangen wir mit dem Abend auf dem Friedhof an«, sagte sie ungeduldig, als sie im Park angekommen waren. »Was genau ist mit Isabelle Davis passiert? Und was hast du dort zu suchen gehabt?«
»Ich weiß, dass du absolut keinen Grund hast, mir irgendetwas von dem zu glauben, was ich sage«, begann Gabriel zögernd, »aber sie wurde von einer wilden Bestie getötet, und ich habe versucht, dich zu beschützen.«
»So wie du vorhin diese Typen fertiggemacht
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