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Die Schule der Nacht

Die Schule der Nacht

Titel: Die Schule der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Mia
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hast, die versucht haben, mir zu helfen – meinst du das mit ›beschützen‹?«
    »Die hatten nicht vor, dir zu helfen, April, glaub mir. Im Gegenteil.«
    »Ach ja? Und wieso bist du dir da so sicher? Kannst du jetzt etwa auch noch Gedanken lesen?«
    Gabriel antwortete nicht sofort, sondern heftete den Blick auf den Boden. »Verdammt, April«, stieß er schließlich verzweifelt hervor. »Ich kann dir nicht alles sagen… jedenfalls nicht alles auf einmal.«
    »Okay, hör zu, ich hab endgültig keine Lust mehr«, seufzte April frustriert. »Du bittest mich, dir zu vertrauen, dir einfach so alles zu glauben, was du sagst, egal wie lächerlich es sich anhört, aber was ist mit deinem Vertrauen mir gegenüber? Weißt du was, Gabriel? Vergiss es einfach!« Sie machte auf dem Absatz kehrt und ging wieder Richtung Straße.
    »Ich konnte sie riechen.«
    April blieb stehen und drehte sich stirnrunzelnd zu ihm um. Er hatte es so leise gesagt, dass sie nicht sicher war, ob sie ihn richtig verstanden hatte.
    »Du konntest sie riechen ?«, wiederholte sie mit einem nervösen Lachen.
    Gabriel nickte und erwiderte ihren fassungslosen Blick, ohne mit der Wimper zu zucken. Er sah nicht so aus, als würde er scherzen.
    »Okay, und wonach rochen sie?«
    »Nach Gewalt. Grausamkeit. Sex.«
    April sah ihn an und blinzelte ein paarmal. Er schien das wirklich vollkommen ernst zu meinen. Ihr Magen fühlte sich an, als würde sie im freien Fall einen Aufzugschacht hinabstürzen. Ihr Blick huschte zu dem erleuchteten Schild der U-Bahn-Haltestelle, aber der Eingang war zu weit weg. Niemand würde sie aus der Entfernung sehen. Sie schaute zum Tor des Parks zurück, das jedoch ebenfalls schon ein gutes Stück hinter ihnen lag. Sie saß in der Falle.
    »Dich kann ich auch riechen, April«, sagte Gabriel. »Ich rieche Angst, Bedauern und… und noch etwas anderes – was ist es?«
    April wich entsetzt vor ihm zurück. »Lass mich in Frieden«, flüsterte sie.
    »Du hattest recht, April«, sagte er, ohne sie aus den Augen zu lassen. »Ich bin ein Mörder. Ein Jäger. Wie wir alle. Nur dass manche von uns besser darin sind als andere.«
    Und dann machte es in Aprils Kopf endlich Klick, und sie begriff mit einem Mal, wovon er redete, begriff, was wirklich hinter all dem steckte, was passiert war. Aber noch weigerte sich ihr Verstand, es zu akzeptieren.
    »Das ist nicht dein Ernst.« Sie funkelte ihn empört an. Plötzlich war jede Angst wie weggeblasen, und sie spürte nur noch unbändigen Zorn. »Das ist nicht dein Ernst !«, sagte sie noch einmal lauter, schob die Hand in die Manteltasche und trat einen Schritt auf Gabriel zu. Dann zog sie ihr Handy heraus, richtete es auf ihn und drückte auf den Auslöser der Kamera. Der Blitz tauchte den kleinen Park für einen Sekundenbruchteil in grelles Licht, und Gabriel taumelte benommen zurück.
    »Das gibt’s nicht«, flüsterte April, als sie auf das Display schaute. Da ist nichts zu sehen. Dabei weiß ich genau, dass die Kamera nicht kaputt ist, und Halluzinationen hab ich auch nicht. Auf dem Foto ist einfach nichts zu sehen. »Du bist ein Vampir?« Sie sah ihn ungläubig an. »Du bist ein verdammter Vampir?«
    Gabriel trat auf sie zu. »April…«
    »Du bist ein verdammter Vampir!« Sie wirbelte herum und rannte los, aber er war schneller. Viel schneller. Sie war keine zwei Schritt weit gekommen, da stand er schon wieder vor ihr, hielt sie an den Armen fest und beugte sich zu ihr herunter, sodass sein Gesicht ihrem ganz nah war. Sie konnte noch nicht einmal schreien, so entsetzlich war der Anblick. Seine Lippen zogen sich zu einem grässlichen Grinsen zurück und entblößten scharfe glitzernde Reißzähne, seine Nasenflügel blähten sich, und seine Augen wurden zu schmalen, tiefschwarzen Schlitzen. Oh Gott, so schwarz. Wie die Augen an dem Abend auf dem Friedhof.
    »Ja, ich bin ein Vampir«, zischte er. »Und damit bin ich für dich nichts weiter als ein Monster, stimmt’s?« Er neigte leicht den Kopf und näherte sich mit gebleckten Zähnen ihrem Hals.
    Er wird mich umbringen. Genau wie Isabelle. Und dann hörte April auf zu denken, und ihr Überlebensinstinkt übernahm die Führung. Sie zog das Messer aus ihrer Manteltasche und stach mit einem verzweifelten Aufschrei zu.
    Ein verwirrter Ausdruck huschte über Gabriels Gesicht, dann ließ er die Arme sinken und blickte fassungslos auf den Griff des Messers hinunter, der aus seinem Bauch ragte.
    »Du wolltest mich erstechen?«, sagte er

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