Die Schule der Nacht
rumzuführen, stimmt’s?«
»Ähm… ja. Ich meine, nein… niemand«, stotterte April und folgte ihr die Treppe hoch. Die anderen beiden hefteten sich an ihre Fersen.
»Keine Sorge, wir kümmern uns um dich. Tun wir doch, oder?« Davina drehte sich lächelnd zu ihren Freundinnen um, die beide nickten. »Ich hab gehört, dass du aus Edinburgh kommst. Gott, ich liebe diese Stadt, sie ist so unglaublich romantisch. Meine Mutter hat beruflich mit dem Edinburgh Festival zu tun, deswegen bin ich fast jedes Jahr dort. ›The Scotsman‹ ist einfach fantastisch, findest du nicht auch?«
»Mein Vater hat für den Scotsman gearbeitet. Er ist Journalist.«
Davina warf ihr einen verwirrten Blick zu, dann lachte sie. »Doch nicht die Zeitung, Dummchen! Ich meine das Scotsman Hotel. Das Spa dort ist das beste der Stadt.« Sie streckte ihre Hand aus und spreizte die Finger. Ein riesiger Brillant funkelte an ihrem Zeigefinger, und April zweifelte keine Sekunde daran, dass er echt war. »Ich könnte dringend mal wieder eine Maniküre vertragen.« Sie seufzte und hakte sich bei April unter, als wären sie beste Freundinnen. »Mhmmmm… was ist das für ein himmlisches Parfum, das du benutzt?«, fragte sie.
»Das, ähm, ist bloß Seife, glaube ich.« April zuckte unsicher mit den Schultern, woraufhin Davina glockenhell auflachte.
»Du bist wirklich komisch«, sagte sie, als sie um eine Ecke bogen und durch eine Seitentür in den Hinterhof hinaustraten, wo sich die Sporthallen befanden.
»Erzähl doch mal ein bisschen von dir, April«, flüsterte Davina verschwörerisch. »Hast du einen Freund?«
April kicherte nervös.
»Ich interpretiere das mal als Nein «, rief Layla von hinten.
»Dagegen sollten wir dringend etwas unternehmen.« Davina blieb stehen und musterte sie von oben bis unten. April trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen, weil sie genau wusste, wie unförmig und unscheinbar sie neben diesem in jeder Hinsicht perfekt aussehenden Mädchen wirken musste.
»Doch… da lässt sich auf jeden Fall noch das eine oder andere machen.« Davina strich über den Kragen von Aprils Mantel und zog die Hand schnell wieder zurück, als hätte sie etwas Schmutziges angefasst. »Ich habe ein sehr hübsches Kleid von Chloé, das mir etwas zu weit ist, darin würdest du umwerfend aussehen, und wenn wir dir die Augen dann noch im Smoky-Eyes-Look schminken…« Als sie Aprils Gesichtsausdruck sah, lächelte sie zerknirscht. »Oh, April, tut mir leid. Jetzt hab ich es schon wieder gemacht, oder?«
»Was meinst du?«
»Ach, dass ich es immer gleich so übertreiben muss. Ich meine, wir haben uns gerade erst kennengelernt, und schon versuche ich, dich komplett umzustylen. Aber, wenn ich erst mal entschieden habe, dass ich jemanden mag, dann gehen meistens die Pferde mit mir durch… Ziemlich blöd von mir, was?«
»Nein. Nein, überhaupt nicht. Im Gegenteil, das ist doch nett«, versicherte April ihr und zog ihren Mantel über der Brust zusammen. »Kein Problem, wirklich.«
Davina strahlte sie an und drückte ihr freundschaftlich die Hand. »Schön. Vielleicht hast du ja Lust, bald mal bei mir…«
Aber April hörte Davina gar nicht zu, sondern blickte stirnrunzelnd über ihre Schulter. Ein paar Meter entfernt lief Gabriel an ihnen vorbei. Er schien es eilig zu haben, hatte die Brauen finster zusammengezogen und den Kragen seines Mantels gegen die Kälte hochgeschlagen.
»Was ist?«, fragte Davina.
»Nichts.« April schüttelte den Kopf. »Nur dieser Typ da hinten… Ich hab ihn gestern Abend schon mal gesehen. Ich glaube, er wohnt bei mir in der Nähe.«
»Gabriel?« Davina verdrehte die Augen. »Den vergisst du am besten ganz schnell wieder. Er ist zwar der beste Freund von meinem Bruder, aber so was von zickig , das ist nicht mehr normal«, sagte sie, während sie beobachteten, wie er mit hochgezogenen Schultern durch das Tor ging und die Straße überquerte. »Außerdem haben wir alle den Eindruck, dass er sowieso kein Interesse hat.«
April runzelte die Stirn. »Woran hat er kein Interesse?«, fragte sie, worauf Layla und Chessy kicherten.
»Sex, Schätzchen. Sex«, sagte Layla. »Oder gibt es das in Schottland etwa nicht?«
Hinter ihnen ertönte ein vernehmliches Räuspern. Als sie sich umdrehten, stand Caro vor ihnen und schwang lässig ihre Tasche vor und zurück.
»Störe ich?«, fragte sie mit unbewegter Miene.
April bemerkte, wie Layla und Caro sich einen feindseligen Blick zuwarfen. Die beiden kamen ihr
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