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Die Schule der Nacht

Die Schule der Nacht

Titel: Die Schule der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Mia
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glauben? Sie sah Benjamin an, der sich, einen Ellbogen aufgestützt, entspannt auf seinem Bett ausgestreckt hatte und charmant zu ihr auflächelte. Weil sie es nicht glauben wollte .
    Von der Terrasse her war plötzlich ein spitzer Schrei zu hören. April rannte erschrocken zum Fenster und sah mit Erleichterung, dass es nur Ling und Davina waren, die sich im Whirlpool gegenseitig nass spritzten.
    »Wenn man in diesem Haus lebt, lernt man, nicht bei jedem Schrei gleich in Panik zu geraten.« Benjamin trat hinter sie und blickte über ihre Schulter nach draußen. »Du hast keine Ahnung, wie viele Dramen sich hier täglich abspielen.«
    April fiel auf, dass Ling ziemlich dicht neben Davina saß, konnte aber nicht erkennen, was unter der sprudelnden Wasseroberfläche vor sich ging. Wahrscheinlich alberten die beiden nur herum.
    »Ein Bad im Whirlpool hat auf unseren Partys übrigens Tradition«, sagte Benjamin mit leiser Stimme. »Besonders auf dem Winterball, und zwar immer um Punkt Mitternacht.«
    Er stand so dicht hinter ihr, dass sie seinen warmen Atem im Nacken spüren konnte. Ein angenehmer Schauer rieselte ihr über den Rücken. Gabriel hatte recht gehabt, Vampire waren Meister der Verführung.
    »Du kommst doch auf den Ball, oder?«, raunte er an ihrem Ohr.
    »Ja, ich…« Sie drehte sich zu ihm um, als plötzlich erneut ein Schrei ertönte, aber diesmal kam er eindeutig aus dem Inneren des Hauses und klang nicht so, als würde jemand herumalbern, sondern als wäre wirklich etwas Schlimmes passiert.
    Benjamin warf ihr einen besorgten Blick zu, dann rannte er aus dem Zimmer und den Korridor entlang. An der Treppe blieb er stehen und beugte sich übers Geländer.
    »Mum! Was ist passiert?«, rief er und begann die Stufen hinunterzulaufen.
    April eilte ihm hinterher und kam in dem Moment unten an, als Mrs Osbourne, ein Telefon in der Hand, das Gesicht kreidebleich, in die Eingangshalle trat. Sie sah ihren Sohn an und schüttelte den Kopf.
    »Milo ist tot«, sagte sie fassungslos.

Neununddreißigstes Kapitel

    G anz Ravenwood trauerte. Milo Asprey war vielleicht nicht der beliebteste Junge der Schule gewesen, aber er schien doch viele Freunde gehabt zu haben. »Milos Wand« nach zu urteilen, waren fast alle Schüler zutiefst betroffen über seinen Tod. Bei der »Wand« handelte es sich um ein großes Anschlagbrett gleich neben dem Eingang der Cafeteria, das normalerweise nur für schulinterne Bekanntmachungen – Treffen des Schachclubs oder Konzerte der Schulband – genutzt wurde, aus dem jedoch, ohne dass es irgendwelcher offizieller Absprachen bedurft hätte, bis zur Mittagspause am Freitag eine Art Gedenktafel für den toten Jungen geworden war. Sie war übersät mit Fotos, Karten, Gedichten und sogar einigen liebevoll selbst gemalten Bildern, in denen Milos Humor, sein Einfühlungsvermögen und seine vielseitige Begabung gepriesen wurden. Die Schulleitung hatte sofort reagiert und verkündet, dass alles, was an der Tafel aufgehängt wurde, später in einem Erinnerungsalbum für Milos Familie zusammengefasst werden würde. Nebenbei verhalf die »Wand« Layla über Nacht zu ungeahnter Beliebtheit. War sie bis dahin vor allem als Davinas fiese und gehässige Handlangerin gesehen worden, hatte die Tatsache, dass sie bis zum bitteren Ende Tag und Nacht an Milos Krankenlager ausgeharrt hatte, sie in eine tragische Heldin verwandelt. Selbst die Mädchen, die regelmäßig Zielscheibe ihrer gemeinen Attacken gewesen waren, sprachen ihr voller Mitgefühl ihr Beileid aus.
    April gehörte nicht zu ihnen. Von ihren persönlichen Gefühlen gegenüber Layla und ihrer scharfen Zunge einmal abgesehen, fiel es ihr unglaublich schwer, Milos Tod zu verarbeiten. Sie hatte immer wieder versucht, sich einzureden, dass alles, was passiert war, reiner Zufall gewesen war, dass Milo sich – ganz gleich, was Gabriel behauptet hatte – nach ihrem Kuss irgendeine tropische Krankheit eingefangen hatte, aber tief in ihrem Herzen wusste sie, dass sie sich da etwas vormachte. Dass sie ganz allein für seinen Tod verantwortlich war. Natürlich hatte sie ihn nicht vorsätzlich getötet, sie hatte ja keine Ahnung gehabt, dass sie etwas Besonderes war – geschweige denn eine Furie –, trotzdem lastete die Schuld auf ihr wie ein zentnerschweres Gewicht. Unbeteiligte Beobachter führten ihre Niedergeschlagenheit sicherlich auf die Trauer um Milo zurück, die sie aufgrund ihres eigenen jüngsten Verlusts möglicherweise noch heftiger empfand,

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