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Die Schule der Nacht

Die Schule der Nacht

Titel: Die Schule der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Mia
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der…«
    »Wer ist Isabelle?«, fiel Caro ihr ins Wort.
    Davina funkelte sie böse an und wandte sich dann wieder April zu.
    »Ach, das wusstet ihr noch gar nicht? Sie hieß Isabelle Davis und war vor ein paar Jahren Schülerin an der Ravenwood. Eine meiner Freundinnen vom Royal Opera House war ganz gut mit ihr befreundet. Fantastischer Teint, tolle Haare – echt eine Schande, dass sie jetzt tot ist.«
    April brachte kein Wort hervor. Dass sie jetzt den Namen des Opfers kannte, ließ den Mord irgendwie noch viel realer und bedrohlicher erscheinen.
    »Alles in Ordnung, April?«, fragte Caro und berührte sie am Arm.
    »Gott, hab ich vielleicht etwas Falsches gesagt?«, fragte Davina bestürzt. »Wie ungeschickt von mir. Möchtest du vielleicht ein Glas Evian trinken, wir haben eine Flasche da. Warum setzt du dich nicht einen Moment zu uns an den Tisch, bis du dich wieder ein bisschen beruhigt hast? Ich glaube, Chessy hat ein paar Valium von ihrer Mutter dabei.«
    »Warum lässt du sie nicht einfach in Ruhe?«, zischte Caro. »Bevor du aufgetaucht bist, ging es ihr bestens.«
    »Nein… danke, mir geht’s gut. Ich glaube, ich brauche bloß ein bisschen frische Luft«, sagte April und stand auf. Sowohl Caro als auch Davina machten Anstalten, sie zu begleiten, aber sie schüttelte den Kopf und hob abwehrend die Hand. »Danke, aber ich… ich möchte lieber einen Moment allein sein«, erklärte sie und ging davon.
    Als April durch die Schwingtür der Cafeteria in den Flur hinaustrat, spürte sie, dass alle Augen im Raum auf sie gerichtet waren. Ich werde nicht weinen. Ich werde nicht weinen, murmelte sie stumm vor sich hin, während sie blindlings durch die Gänge lief, bis sie schließlich in einer Art Pausenecke mit ein paar Sitzgelegenheiten landete, die glücklicherweise völlig verwaist war. Mit klopfendem Herzen ließ sie sich in einen Sessel fallen und atmete langsam durch die Nase ein und durch den Mund wieder aus. Sie versuchte sich daran zu erinnern, woran man denken sollte, um sich zu beruhigen – kühle, taufeuchte Sommerwiesen? Aber sie konnte sowieso an nichts anderes als an die glühenden Augen denken.
    »Ach, wen haben wir denn da? Ravenwoods unartiges Mädchen der Woche…Na, so eine Überraschung«, sagte eine Stimme. »Ich habe mich schon gefragt, wann sich unsere Wege wohl kreuzen würden.«
    Als April den Kopf hob, sah sie Benjamin Osbourne vor sich stehen, der durch die blonden Strähnen, die ihm ins Gesicht fielen, auf sie herunterblickte und spöttisch grinste.
    »Bitte entschuldige meine schlechten Manieren«, sagte er und deutete eine Verbeugung an. »Wir sind uns noch gar nicht offiziell vorgestellt worden. Ich bin Benjamin. Ich glaube, du hast meine Schwester Davina schon kennengelernt, oder?«
    April konnte nur nicken. Ohne den Blick seiner blauen Augen von ihr zu nehmen, neigte Benjamin den Kopf leicht nach links und sagte: »Und das hier ist mein Freund Marcus Brent.« Erst jetzt bemerkte April, dass hinter ihm ein großer Junge stand, der dunkelbraune Haare und so dichte Brauen hatte, dass seine Augen darunter fast verschwanden. Er war ihr schon vorhin in der Cafeteria aufgefallen, weil er sie so ungeniert angestarrt hatte – wobei die Beschreibung »empört angefunkelt« es wohl besser traf. Offensichtlich gehörte Marcus zu den Schülern, die der Meinung waren, dass die neue Schülerin Ravenwood in Verruf brachte.
    »Lass uns weitergehen, Ben«, sagte Marcus ungeduldig. »Wir sind spät dran.«
    »Kümmere dich nicht um ihn.« Benjamin lächelte. »Hübsche Mädchen schüchtern ihn immer ein.« Dann ließ er sich aber doch von Marcus weiterziehen und rief ihr über die Schulter noch ein »Bis bald!« zu.
    April saß da wie vom Donner gerührt. Hatte der heißeste Typ der Schule sie gerade tatsächlich als »hübsch« bezeichnet? Oder sagte er das zu jedem Mädchen? Wahrscheinlich. Er gehörte bestimmt genau zu der Sorte gut aussehender reicher Jungs, die sich einbildeten, jedes Mädchen um den Finger wickeln zu können. Da war er bei ihr aber an der falschen Adresse. Kopfschüttelnd stand sie auf, plumpste aber sofort in den Sessel zurück, weil ihre Knie so zitterten.
    »Wow…« Sie massierte sich die Schläfen. Vielleicht hatte Benjamins Charme doch funktioniert. Als sie sich einigermaßen beruhigt hatte, ging sie auf die Mädchentoilette und betrachtete sich im Spiegel. Ihre Wangen glühten. Aber das hatte nichts mit Benjamin zu tun, versicherte sie sich selbst. Ganz und gar

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