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Die Schule der Robinsons

Die Schule der Robinsons

Titel: Die Schule der Robinsons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Godfrey aber die Augen… (S. 55.)
     
    Die Heftigkeit des Windes hatte sich offenbar nicht vermindert; nichtsdestoweniger erschien der Stoß der Wellen, welche der Vordersteven des »Dream« durchschneiden mußte, erheblich abgeschwächt.
    Als Godfrey aber die Augen nach dem von schwarzen Rauchwolken umhüllten Schornstein erhob, bemerkte er, daß dessen Rauchsäule statt von vorn nach hinten, sich im Gegentheil von hinten nach vorne zu wälzte und also die gleiche Richtung mit dem Schiffe einhielt.
    »Sollte der Wind umgeschlagen sein?« fragte er sich.
    Sehr erfreut über diese Wahrnehmung, bestieg er selbst die Commandobrücke und trat auf den Capitän zu.
    »Capitän!« rief er.
    Dieser hatte, da er den wachstuchnen Südwester trug, ihn nicht kommen gehört und konnte, als er den jungen Mann neben sich erblickte, eine gewisse Verlegenheit nicht verbergen.
    »Sie, Herr Godfrey, Sie… auf der Brücke?
    – Ja, ich selbst, Capitän, ich komme Sie etwas zu fragen.
    – Und was? rief der Capitän Turcotte schnell.
    – Hat sich nicht der Wind gedreht?
    – Nein, Herr Godfrey, nein… und leider fürchte ich, er wird zum vollen Sturme anwachsen.
    – Und doch haben wir den Wind jetzt von rückwärts?
    – Wind von rückwärts… in der That… das ist so… antwortete der Capitän, den diese Bemerkung sichtlich in noch größere Verlegenheit setzte. Freilich, nur sehr wider meinen Willen.
    – Was wollen Sie damit sagen?
     

    … da es unter vollem Dampfe fuhr. (S. 60.)
     
    – Nichts Anderes, als daß ich, um die Sicherheit des Schiffes nicht zu gefährden, mich gezwungen sah, zu wenden, um vor dem Wind zu laufen.
    – Das wird uns aber eine bemerkenswerthe Verzögerung verursachen, sagte Godfrey.
    – Gewiß, eine sehr unangenehme Verzögerung, meinte Capitän Turcotte, doch mit anbrechendem Tage, wenn das Meer nur ein wenig fällt, werde ich unverzüglich den Curs nach Westen wieder aufnehmen. Ich ersuche Sie also, Herr Godfrey, nach Ihrer Cabine zurückzukehren. Vertrauen Sie mir getrost. Versuchen Sie zu schlafen, während wir mit den Wellen fahren. Sie werden weniger umhergeworfen werden.«
    Godfrey konnte dem nur zustimmen; er warf einen letzten, etwas besorgten Blick auf die niedrigen Wolken, welche mit rasender Schnelligkeit dahinjagten; dann verließ er die Commandobrücke, begab sich nach seiner Cabine und fiel nach dieser Unterbrechung bald wieder in gesunden Schlaf.
    Am folgenden Morgen, am 22. Juni, hatte der »Dream«, obgleich der Wind nicht merkbar abgeflaut war, entsprechend der Vorhersage des Capitän Turcotte den richtigen Curs wieder eingeschlagen.
    Diese Fahrt nach Westen während des Tages und nach Osten während der Nacht dauerte noch achtundvierzig Stunden an; dann zeigte das Barometer Neigung zu steigen, seine Schwankungen wurden minder häufig; es war vorauszusehen, daß dieses schlechte Wetter mit den mehr und mehr nach Nord umgehenden Winden ein Ende nehmen würde.
    Diese Annahme bestätigte sich wirklich.
    Am Morgen des 25. Juni gegen acht Uhr, als Godfrey auf das Verdeck kam, hatte eine leichte Brise aus Nordosten die Wolken weggefegt, die in der Takelage spielenden Strahlen der Sonne schmückten alle Ecken und Kanten des Fahrzeuges mit ihrem feurig glänzenden Schein.
    Das tiefgrüne Meer spiegelte das blendende Licht in weitem Umkreise wider. Der Wind wehte nur in schwachen Böen, welche den Kamm der Wellen mit leichtem Schaum ränderten, und die unteren Segel wurden nun wieder gehißt.
    Genauer ausgedrückt, erhob sich das Meer gar nicht mehr in eigentlichen Wellen, sondern gleichsam in langen Athemzügen, welche den Dampfer nur sanft bewegten.
    Athemzüge oder Wellen, das galt dem Professor Tartelett freilich gleich, denn dieser war und blieb krank, ob der Wind »zu weich« oder »zu hart« war. So befand er sich jetzt halb liegend auf dem Verdeck und sperrte den Mund weit auf, wie ein Karpfen, der außerhalb des Wassers nach Luft schnappt.
    Der zweite Officier stand eben auf dem Oberdeck und sah durch sein Fernrohr in der Richtung nach Nordosten hinaus.
    Godfrey näherte sich ihm.
    »Nun, mein Herr, begann er heiter, heute ist doch etwas besseres Wetter als gestern.
    – Gewiß, Herr Godfrey, erwiderte der zweite Officier; wir fahren jetzt in ruhigerem Wasser.
    – Und der »Dream« hat seine vorgeschriebene Route wieder aufgenommen?
    – Noch nicht.
    – Noch nicht? Weshalb nicht?
    – Weil er in der verflossenen stürmischen Periode weit nach Nordost verschlagen worden ist, und

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