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Die Schule der Robinsons

Die Schule der Robinsons

Titel: Die Schule der Robinsons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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andern zu errichten, so befand man sich dahinter in verhältnißmäßiger Sicherheit, wenigstens geschützt gegen unerwartete Ueberrumpelung.
    Das schien ausführbar – Godfrey gewann die Ueberzeugung, nachdem er die Oertlichkeit genau untersucht – aber eine schwere langwierige Arbeit wurde es doch. Bei möglichster Einschränkung handelte es sich immer noch darum, eine Palissade von mindestens dreihundert Fuß Umfang herzustellen.
    Daraus ließ sich ja beurtheilen, wie viele Bäume zu diesem Zweck ausgewählt, gefällt, hergeschafft und aufgerichtet werden mußten, um einen vollständigen Verschluß zu erzielen.
    Godfrey schreckte vor dieser Arbeit nicht zurück. Er theilte seine Projecte Tartelett mit, der sie nicht nur billigte, sondern auch seine thätige Mitwirkung zusicherte; aber, was noch merkwürdiger erschien, es gelang ihm sogar, Carefinotu seine Pläne verständlich zu machen, und dieser war natürlich sofort bereit, hilfreiche Hand zu leisten.
    Man ging also ohne Aufschub an’s Werk.
    Nahe einer Biegung des Baches, wenigstens eine Meile aufwärts vom Will-Tree, befand sich ein kleineres Gehölz mittlerer Größe, deren Stämme in Ermangelung an Pfählen oder Planken, ohne vorher zugerichtet zu werden, durch Nebeneinanderstellen derselben eine feste palissadenartige Umzäunung liefern konnten.
    Nach diesem Gehölz begaben sich Godfrey und seine Gefährten am folgenden Tage, dem 12. November, schon mit Sonnenaufgang. Trotz ausreichender Bewaffnung drangen sie doch nur sehr vorsichtig weiter vor.
    »Paßt mir ganz und gar nicht, diese Gänge auf Arbeit, brummte Tartelett, den diese neuen Prüfungen immer erbitterter machten. Ich wünschte, meiner Wege gehen zu können!«
    Godfrey nahm sich jedoch nicht einmal die Mühe, ihm zu antworten. Bei dem jetzigen Vorhaben konnte er gar nicht nach seinem Geschmack gefragt werden, ja, dasselbe nahm nicht einmal seine Intelligenz in Anspruch. Das allgemeine Wohl verlangte eben die Hilfe seiner Arme, und wohl oder übel mußte er sich bequemen, als Saumthier Dienste zu thun.
    Den Weg von einer Meile, der den Will-Tree von dem Hölzchen trennte, wurde übrigens ohne jeden Zwischenfall zurückgelegt – vergebens durchspähten sie das Dickicht und überblickten sie das Wiesenland von einem Ende zum anderen. Die Hausthiere welche auf der Weide gelassen werden mußten, verriethen kein Zeichen von Schreck oder Angst. Die Vögel schwirrten umher und schienen eher noch sorgloser als sonst.
    Die Arbeit wurde also sogleich begonnen. Godfrey wollte mit gutem Grunde die Bäume nicht eher wegschaffen lassen, als bis so viele, wie man bedurfte, gefällt waren. Jedenfalls ließen sie sich leichter zusammenpassen, wenn man sie alle beisammen hatte.
    Carefinotu leistete bei dieser schweren Arbeit vortreffliche Dienste. Er wußte sehr geschickt mit Axt und Säge umzugehen. Seine Körperstärke erlaubte ihm auch dann noch unausgesetzt thätig zu sein, wenn Godfrey gezwungen war, etwas inne zu halten, um Athem zu schöpfen, und wenn Tartelett, zerschlagen an allen Gliedern, kaum noch die Geige zu halten im Stande gewesen wäre.
    Und doch hatte Godfrey dem bedauernswerthen Lehrer des Tanz-und Anstandsunterrichts, der sich jetzt als Waldarbeiter abquälte, nur den am wenigsten anstrengenden Theil der Arbeit, nämlich das Abschlagen der schwachen Aeste, zugewiesen. Trotzdem, und selbst wenn Tartelett nur einen halben Dollar Tagelohn empfangen hätte, würde er gut vier Fünftel seines Lohnes geradezu gestohlen haben.
    Sechs Tage lang vom 12. bis 17. November, nahm diese Beschäftigung in Anspruch. Früh am Morgen zogen die unfreiwilligen Ansiedler aus, wobei sie etwas Frühstück mit sich führten, und kehrten nach dem Will-Tree zur Hauptmahlzeit gegen Abend zurück. Die Witterung war dabei nicht eben die schönste. Der Himmel bedeckte sich manchmal mit schweren Wolken, und Regenschauer wechselten mit kurzen Sonnenblicken ab. Goß es zu stark herab, so schützten sich die Holzfäller bestmöglichst unter den Bäumen und nahmen dann die eine Weile unterbrochene Arbeit wieder auf.
    Am 18. lagen alle Stämme von den Kronen und Aesten befreit auf dem Boden fertig, um nach dem Will-Tree geschafft zu werden.
    Während der ganzen Zeit hatte sich kein Raubthier in der Umgebung des Baches blicken lassen und es entstand die Frage, ob überhaupt noch solche auf der Insel wären; ob der tödtlich getroffene Bär ebenso wie der Tiger nicht vielleicht – so unwahrscheinlich es auch war – die

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