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Die Schule der Spielleute

Die Schule der Spielleute

Titel: Die Schule der Spielleute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bonn
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durch.Ť
    Gottfrid stellte sich in Positur und begann zu pusten. Der Bordun sprang an, schließlich fand er auch einen Ton auf der Spielpfeife. Als er jedoch einen flotten Lauf probierte, geriet sein Klanggebäude ins Wanken.
    Katherine kicherte. Gottfrids Gesicht färbte sich so rot wie sein Haar, und sein Spiel verklang in einem traurigen Quietschen.
    ťIch glaube, du bleibst wirklich besser beim KleingestrichenenŤ, sagte Elbelin und streckte die Hand nach dem Sack aus.
    Johann fragte scheinheilig dazwischen: ťSoll ich euch das Rohrblatt leichter einstellen?Ť
    Elbelin schüttelte den Kopf. ťLass mal, wir werden uns schon einig.Ť Er nahm das Instrument wieder auf und blies. Diesmal fand er einen stabilen Ton und spielte ein getragenes Amen.
    ťNa alsoŤ, sagte Johann. ťMeine Instrumente kann jeder spielen.Ť
    ťIch auch?Ť, fragte Katherine.
    ťNein, du nicht.Ť Kurz und kalt zerriss die Antwort die bisher heitere Stimmung.
    Elbelin gab dem Händler sein Instrument zurück. ťIch überlege mir das noch einmal.Ť Er nahm das Bündel mit seinem zerstörten Dudelsack auf und ging. Gottfrid und Katherine eilten ihm nach.
    ťÜberleg nicht zu langeŤ, rief Johann. Eine Weile schaute er hinter ihnen her. Dann wandte er sich an seinen Standnachbarn, der Fideln und Bögen verkaufte: ťWeißt du, wer das Mädchen ist?Ť
    Der andere schüttelte den Kopf. ťKann mich nicht erinnern, dass ich sie schon mal getroffen hätte. Aber dieser Gottfrid sollte sein Geld bei mir lassen, nicht bei dir.Ť
     
    Johann Schure entdeckte den Stand des bayrischen Harfenbauers bald. Noch verhandelte der Mann mit einem dünnen Kerlchen, das die Harfe neben ihm kaum überragte. Johann hielt sich in der Nähe, betrachtete die Waren der anderen Instrumentenbauer, bis der Kleine gegangen war. Dann fragte er: ťWar heute eine Spielfrau bei dir, die eine Harfe kaufen wollte?Ť
    Rüdiger vom Lech nickte.
    ťWeißt du, wer sie war?Ť
    ťAus Schottland.Ť
    ťHat sie eine Tochter?Ť
    Rüdiger nickte wieder.
    ťHat sie einen Mann?Ť
    Nicken.
    ťWie heißt er? Wo wohnt er?Ť
    ťRobert Pfeifer, neben den Franziskanern.Ť
     
    Nach dem Essen blieb es still in der Gaststube. Gedankenverloren betrachtete Franz seine Drehleier. Was würde er tun, wenn sich jemand so darüber hermachte wie über Elbelins Dudelsack? Er strich über den Deckel, ließ die Tasten leise klacken. Viel konnte er selbst richten, aber längst nicht alles. Die 70 Heller, die er von Herrn Heinrich von Alzey für ein neues Instrument erhalten hatte, müsste er darauf verwenden, das alte wiederherzustellen.
    Er schüttelte den Kopf. Wichtiger war es, dafür zu sorgen, dass es nicht so weit kam. Aber wie? Er konnte den unförmigen Kasten nicht den ganzen Tag umgehängt lassen und gleichzeitig die Laute mit sich herumtragen. Dabei hatte kaum einer in der Runde das Herz, sein Instrument auch nur zum Essen beiseitezulegen.
    ťWir sollten einen Wächter anstellenŤ, sagte Marjorie in die angespannte Stille.
    Robert nickte. Er hatte zwar kein teures Instrument, um das er fürchten musste, aber Marjories Harfe war sehr anfällig für üble Streiche.
    ťWie stellt ihr euch das vor?Ť, fragte Alheit dagegen. Sie hielt ihre Schalmei unschlüssig in der Hand, als ob sie nicht wüsste, wohin sie sie packen sollte. ťEr müsste Tag und Nacht drei Räume und den Stall bewachen.Ť
    ťDas können wir nicht bezahlenŤ, sprang Gottfrid ihr bei.
    ťUnd auf wen von uns soll der Wächter hören?Ť, fuhr Elbelin fort. ťDa sagt ihm Franz – nur zum Beispiel –, er soll den oberen Raum bewachen, dann kommt ein anderer und schickt ihn hinunter
    Ť
    Dafür, dass er der Geschädigte war, schien er sehr ruhig und überlegt.
    Marjorie erwiderte: ťKostet ein neues Instrument so viel weniger? Und er soll natürlich dem folgen, auf den wir alle hören: Meister Wolfram.Ť
    ťWir müssen sowieso ein neues Instrument bezahlenŤ, erinnerte Gottfrid.
    Franz stellte sich vor, wie der steife Alte mit den Augengläsern einem Waffenknecht Anweisungen erteilte. Er schlug vor: ťDort in der Ecke steht eine eisenbeschlagene Truhe mit festen Schlössern
    Ť
    Weiter kam er nicht. ťWir sollen dem Juden unsere Instrumente in die Hände liefern?Ť, rief Gottfrid.
    ťWas diese Sippschaft einmal in ihren Truhen hat, gibt sie nicht wieder herausŤ, pflichtete Elbelin ihm bei.
    ťEr wird uns gar nicht erst heranlassenŤ, meinte Robert. ťGibt es hier keine Obrigkeit, die solche Unzucht zu verhindern hat? Wir sollten dem Vogt oder

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