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Die Schule der Spielleute

Die Schule der Spielleute

Titel: Die Schule der Spielleute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bonn
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Spielpfeife waren mehrmals geknickt, der Lederbalg aufgeschlitzt, alle Rohrblätter zerkaut.
    ťWer war das?Ť, fragte sie.
    Elbelin zuckte die Schultern. Dann tastete er ziellos durch die Bruchstücke.
    ťMan sieht nichtsŤ, klagte Gottfrid, der noch immer mit seiner Laterne kämpfte.
    Alheit brachte eine Filzdecke. ťHier. Leg alles darauf. Morgen bei Tageslicht sehen wir mehr.Ť
    Elbelin nickte und begann die Stücke zusammenzulesen.
    Lene kicherte. ťWie die ungeschickte Magd mit dem Milchtopf.Ť

SAMSTAG VOR REMINISCERE
    Am nächsten Morgen eilten Tamas und Lene davon, als ob nichts gewesen wäre, um Futter für den Bären zu besorgen. Dafür brachte die Neugier noch vor dem Frühstück die Bewohner des Erdgeschosses nach oben. Franz erklärte in kurzen Worten, was geschehen war, wie ein entfernter Verwandter, der in einem Trauerhaus die Nachbarn in Empfang nimmt. Als Letzter zog sich Wolfram mühsam die Treppe hinauf. Offenbar machte ihm die morgendliche Kälte zu schaffen.
    Elbelin saß auf seinem Lager und betrachtete die Überreste seines Instruments im Morgenlicht ebenso ratlos wie am Vorabend im Kerzenschein.
    Katherine rief: ťWer kann dich so hassen?Ť Sie machte einen Schritt auf Elbelin zu, hielt jedoch inne, als er sich nicht rührte.
    Ihre Mutter verschränkte die Arme vor der Brust. ťNimm es nicht so schwer, ElbelinŤ, sagte sie obenhin. ťSo etwas kommt vor.Ť
    Er schüttelte stumm den Kopf.
    ťEin Unglück oder ein Versehen war das nichtŤ, wandte Alheit ein. Sie hielt Marjorie das Anblasrohr unter die Nase.
    ťFie! Was ist das?Ť
    ťBärendreck?Ť, vermutete Alheit.
    Da hob Elbelin den Kopf. ťDer Ungar? Kann das sein?Ť
    ťWer kommt sonst so nahe an das Vieh heran?Ť, fragte Alheit dagegen.
    ťEs ist zahm und angekettetŤ, warf Katherine von der Tür her ein.
    Ohne sie zu beachten, wechselte ihre Mutter das Thema: ťHast du Geld genug, um dich neu auszurüsten?Ť
    Elbelin nickte zögernd. War das Geld nicht für etwas anderes bestimmt gewesen? Vor drei Tagen hatten die beiden Jungen doch von einer Harfe gesprochen.
    ťNicht weit vom Marktplatz steht ein DudelsackbauerŤ, empfahl Marjorie. ťVielleicht kann er dein Instrument noch retten.Ť
    Wieder nickte Elbelin.
    Gottfrid murmelte: ťJohann Schure.Ť Es klang wie eine ablehnende Antwort.
    Alheit wurde das Gefühl nicht los, dass die Engländerin sich bemühte, von einem heiklen Punkt abzulenken. Konnte nicht Robert Piper der Täter gewesen sein? Wegen Katherine? Wegen Marjorie? Wegen etwas, das sich im Schankraum ereignet hatte? Er stand auf der anderen Seite neben der Tür und schaute wie unbeteiligt zu.
    Da kam Klaus mit Besteck klappernd in den Raum. ťIch soll euch holen. Der Haferbrei wird kalt.Ť
    Widerstrebend nahmen sie ihre Instrumente auf. Der kleine Knecht wandte sich an Elbelin: ťUnd dir soll ich sagen, du sollst heute nicht mehr so mit dem Dudelsack herumlärmen. Die Köchin wird ganz krank davon.Ť
    Alheit schaute auf. Was hatte das nun zu bedeuten? Gab es Streit in der Familie des Wirts, der an den Gästen ausgelassen wurde?
    Marjorie sah das offenbar anders. ťSpielleute sind ein neidisches PackŤ, sagte sie. ťNie können sie sich vertragen.Ť Mit den anderen verließ sie den Raum.
    Alheit nickte und folgte ihr geistesabwesend. Wer hatte etwas davon, dass Elbelin nicht mehr spielen konnte? Johann Schure, den die beiden Jungen wohl nicht besonders mochten? Und anscheinend war die Abneigung gegenseitig. Hatte er nicht Alheit vor Gottfrid gewarnt? Vielleicht hatte ihm dieser einmal einen üblen Streich gespielt. Dennoch würde Johann das Geld bekommen, das für einen anderen gedacht gewesen war.
    Meister Wolfram, der nun keinen lautstarken Überfall mehr fürchten musste. Ebenso die anderen Musiker.
    Franz. Für ihn bedeutete das nicht nur für einige Wochen Ruhe, sondern für längere Zeit. Wie sollte Alheit jetzt das Dudelsackspielen üben?
    Und dabei dem Besitzer schöne Augen machen? Alheit biss sich auf die Lippen. Es half nichts, sie konnte den Gedanken nicht auslöschen. Franz hatte einen Grund – mehr als einen –, Elbelin zu schaden.
    Was war mit Tamas, den Elbelin als Erstes verdächtigt hatte? Eifersucht wegen Lene würde ihn kaum zu einer solchen Tat treiben. Oder war sie es selbst gewesen, weil Elbelin nicht auf ihre Annäherungsversuche einging? Auch das konnte sich Alheit kaum vorstellen.
    Als eine der Letzten betrat sie den Schankraum. Irgendjemand in ihrer Nähe roch streng nach – Wild? Jedenfalls nicht nach

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