Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden
hinein… ja, ich muss das wohl nicht im Detail beschreiben?«
»Ich glaube sogar, ich habe das mal gesehen«, sagte Sammelmerk. »Also Flusssäure. Ich bin ganz deiner Meinung… es ist einfach schrecklich. Und Ester Peerenkaas hat so etwas also ins Gesicht gekriegt, das willst du damit sagen?«
»Ja.«
»Wie ist das passiert?«, fragte Sammelmerk. »Ich erinnere mich daran, dass eine andere Freundin erzählt hat, dass sie eine kleine Flasche mit dieser Säure immer in ihrer Handtasche hatte. War die das, die… ?«
Anna Kristeva nickte.
»Genau. Sie hatte also immer diese Flasche dabei. Um sich gegen Gewaltverbrecher zu verteidigen, dafür war die gedacht. Und so ist es auch gekommen, wenn auch nicht so, wie es geplant war. Ich weiß nicht genau, was passiert ist, Ester wollte es nicht im Detail erzählen… sie ist ganz verändert, nicht nur im Gesicht. Sie ist… ja, es hat eine Weile gedauert, bis ich es verstanden habe, aber sie ist faktisch verrückt. Wahnsinnig und gefährlich, es war nicht leicht, sie bei mir in der Wohnung zu haben, sie ist wie ein… wie ein schwarzes Loch. Ich habe ja versucht, mit ihr zu reden, versucht, irgendeine Art Licht in der Dunkelheit zu sehen, aber sie hat mir überhaupt nicht zugehört. Als ich ihr zu nahe gekommen bin, hat sie nur auf ihr entstelltes Gesicht gezeigt und mich gebeten, doch zur Hölle zu fahren… Sie ist besessen von dem, was ihr zugestoßen ist. Vollkommen besessen.«
»Und was ist ihr zugestoßen?«, unterbrach Moreno sie. »Du hast gesagt, sie hätte es wenigstens angedeutet.«
Anna Kristeva nickte.
»Doch, ja, ich weiß, was passiert ist, wenn auch nur in groben Zügen. Er hat versucht, sie umzubringen. Nicht zu vergewaltigen, jedenfalls nicht als Erstes. Er hat seine Hände um ihren Hals gelegt und wollte sie erwürgen, es ist ihr gelungen, die Flasche aufzukriegen, sie wollte den Inhalt über ihn kippen… aber irgendwie hat er pariert, ich glaube, er stand hinter ihr, und so hat sie das meiste selbst ins Gesicht gekriegt. Obwohl er auch was abbekommen hat, und das hat ihr wahrscheinlich das Leben gerettet… Irgendwie ist es ihr gelungen, aus der Wohnung zu fliehen, er ist ins Badezimmer gerannt, hat geschrien und die Dusche angestellt, wie Ester behauptet. Sie selbst hat sich vom Küchenwasserhahn kaltes Wasser ins Gesicht gespritzt… ihre Sachen zusammengerafft und ist mit einem feuchten Handtuch über dem Kopf davongelaufen… mit entsetzlichen Schmerzen natürlich.«
»Wie viel von ihrem Gesicht ist zerstört?«, wollte Moreno wissen. »Das muss doch unglaublich schmerzhaft gewesen sein.«
»Es ist ein Wunder, dass sie es bis nach Hause geschafft hat«, bestätigte Anna Kristeva. »Die ganze rechte Wange bis zum Auge ist entstellt… ein Stück von der Nase und der Stirn auch. Sie sieht grotesk aus… wie aussätzig. Die Sehkraft des Auges ist wieder besser geworden, aber die Haut ist… ja, es gibt praktisch keine mehr. Sie schläft jetzt immer mit einem feuchten Handtuch über dem Gesicht.«
»Mein Gott«, rief Sammelmerk aus. »Ist es denn nicht möglich… das in irgendeiner Form wiederherzustellen?«
Anna Kristeva seufzte.
»Ich weiß es nicht. Sie wollte nicht darüber reden, aber ich habe mit einem Arzt Kontakt aufgenommen… ohne zu enthüllen, worum es eigentlich geht natürlich… er behauptet, dass man ein Gesicht so einigermaßen wieder hinkriegen kann. Auch wenn es reichlich entstellt ist. Eine Serie kleiner Operationen und Transplantationen während einer Zeitspanne von fünf, sechs Jahren ungefähr. Das Problem ist, dass Ester an einer derartigen Lösung überhaupt nicht interessiert ist… jedenfalls jetzt noch nicht.«
»Ich verstehe«, sagte Ewa Moreno und strich sich vorsichtig mit zwei Fingern über die Wange. Spürte, wie sie eine Gänsehaut bekam.
»Was hat sie gemacht, nachdem sie an dem Abend nach Hause gekommen ist?«, fragte Sammelmerk. »Ich würde meinen, es wäre wichtig, in so einem Fall so schnell wie möglich in ärztliche Betreuung zu kommen?«
»Ja, natürlich. Aber nicht in diesem Fall. Sie hat mir erzählt, dass sie eine Nacht und einen Tag in ihrer verriegelten Wohnung verbracht hat, während sie ihr Gesicht mit Wasser und Salben und allem Möglichen gepflegt hat, was sie so auf Lager hatte. Am nächsten Abend hat sie den Nachtzug nach Paris genommen, mit einem Tuch über dem Kopf… und dunkler Sonnenbrille natürlich. Dann ist sie einen Monat lang in Paris geblieben.«
»Ein Monat in Paris?«,
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