Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden

Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden

Titel: Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
Vom Netzwerk:
Team bereits eine Frau befindet. Ich habe seit zehn Jahren nur mit männlichen Kollegen zusammengearbeitet. Man muss sozusagen jeden Morgen eine neue Maßeinheit einstellen, wenn man loslegen will… du weißt, was ich meine. Und klar gehen wir essen, gib mir nur erst eine Woche, um alles mit der Familie zu regeln.«
    »Aber selbstverständlich«, sagte Moreno. »Du sagst Bescheid, wenn du soweit bist?«
    Irene Sammelmerk nickte. Moreno spürte eine kurz aufflammende Lust, sie in den Arm zu nehmen, traute sich aber nicht. Die Zeit war irgendwie noch nicht so recht reif dafür, dass Kriminalpolizistinnen sich umarmten.
    Stattdessen winkte sie etwas unbeholfen zum Abschied und schlüpfte aus der Tür. Kaum hatte sie sie hinter sich geschlossen, als Kommissar deBries in ihrem Kopf auftauchte.
    Und das, worüber sie mit Münster geredet hatte.
    Wie leichtfertig wir die Reihen hinter dem schließen, den es nicht mehr gibt.
    Und bestimmte Menschen – wie beispielsweise Martina und Monica Kammerle (übrigens – vielleicht auch Tomas Gassel?) – nahmen so wenig Raum im Leben ein, dass so gut wie keine Lücke entstand, wenn sie verschwanden.
    Abgesehen davon, dass ein ganzer Schwarm von Bullen versuchte, den Kerl zu schnappen, der sie ermordet hatte, natürlich.
    Paradox, dachte Inspektorin Moreno. Ich möchte nur wissen, ob wir ihn jemals schnappen werden.
    Benjamin Kerran? Nein, ich werde mich ganz hinten in die Liste für das Buch eintragen.

26
    Aus irgendeinem Grund waren die Donnerstage immer am schlimmsten. Ester Peerenkaas hatte schon oft darüber nachgedacht, und auch dieser Donnerstag, der 7. Dezember im Gnadensjahre 2000, machte da keine Ausnahme. Es schien, als würden die anfallenden Arbeiten einer Woche immer genau am Donnerstagnachmittag gereift und zur Bearbeitung bereit sein – um endlich erledigt zu werden, damit sie nicht bis zur nächsten Woche liegen blieben. Freitage waren nun mal nur Freitage, man konnte nicht darauf vertrauen, dass an diesen etwas müderen Tagen besonders viel ausgerichtet wurde – mit viel Kaffeetrinken, Planungen aller Art und kleinen Gesprächen über Möglichkeiten oder Unmöglichkeiten, das Wochenende betreffend.
    Ester Peerenkaas war gewissenhaft und wusste, wie wichtig es war, seine Sachen ordentlich zu erledigen und dadurch Respekt zu gewinnen. Berufliche Anerkennung, obwohl sie eine Frau war und dazu noch hübsch. Oder gerade deshalb. Allein durch harte und zielbewusste Arbeit wollte sie eines Tages den Posten als wirtschaftliche Leiterin des ganzen Krankenhauses erreichen – wenn Svendsen in sechs, sieben Jahren in Pension ging, hoffentlich –, und deshalb saß sie noch hier und rechnete und stellte Prognosen auf, obwohl es an diesem windigen, nasskalten Nachmittag bereits auf sechs Uhr zuging. Aber nur noch zwei Wochen bis zum Weihnachtsurlaub und einer Reise nach Fuerteventura, das hieß, die Belohnung winkte ja bereits in absehbarer Entfernung.
    Sie kaufte das wenige, was sie brauchte, bei Laager’s am Grote Markt ein und erreichte ihre Wohnung in der Meijkstraat um Viertel vor sieben. Duschte, bereitete sich ein Omelett und hörte den Anrufbeantworter ab, bevor sie aufs Sofa vor dem Fernseher niedersank und dachte, dass sie ab jetzt keinen Finger mehr rühren würde, bis es Zeit war, so gegen elf Uhr, hinüber ins Bett zu krabbeln, um sich dort dem wohlverdienten Nachtschlaf hinzugeben.
    Sie zappte sich eine Weile durch die Kanäle, blieb zum Schluss aber beim Fünften hängen, auf dem eine Diskussion über die Geschlechterrollen im neuen Jahrtausend lief, und um neun Uhr sollte dort ein Kriminalmagazin laufen. Genau die richtige gesellschaftsrelevante Art von Entspannung, dachte sie, schob sich die Kissen im Kreuz zurecht und nippte vorsichtig an dem schwachen Gin Tonic, den sie sich immer nach einem langen Arbeitstag gönnte.
    Als das Telefon klingelte, war es zwanzig nach neun, und das Kriminalmagazin lief schon eine Weile.
    Zuerst erkannte sie nicht, wer dran war, aber nach ein paar verwirrenden Sekunden begriff sie, dass es Anna war. Anna Kristeva.
    »Du klingst aber merkwürdig«, sagte sie.
    »Ich bin merkwürdig«, sagte Anna. »Was machst du? Störe ich?«
    »Nein, nein. Ich gucke nur Fernsehen…über so einen Wahnsinnigen, der Frauen erwürgt und Pfarrer vor den Zug schubst. Nein, du störst überhaupt nicht. Was ist denn?«
    »Ich bin krank«, erklärte Anna. »Es ist zum Kotzen, aber ich kann mich kaum auf den Beinen halten.«
    »Das höre ich«,

Weitere Kostenlose Bücher