Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume
hierher, Herr General?«, fragt der Antiquitätenhändler.
»Eine Forschungsarbeit. Ich bin einer Armee auf der Spur.«
»Einer Armee aus dem Mittelalter? Zu der Zeit hat es sehr viele Armeen gegeben.«
»Diese Armee ist etwas ganz Besonderes. Nach dem, was ich bisher herausgefunden habe, besaß die Schwarze Armee außergewöhnliche Eigenschaften. Viele Historiker haben sie ignoriert, aber ich bin sicher, dass sie einst ein wichtiger Baustein der Geschichte war.«
»Na, das fängt ja an, interessant zu werden«, sagt mein Vater. »Wir sollten gemeinsam essen und über all das reden, was uns verbindet. Selbstverständlich sind Arturo und Sombra auch eingeladen. Wie wär’s mit heute Abend?«
»Ich weiß nicht, ob ich dabei sein kann, Papa«, sage ich. »Ich glaube, ich habe ein bisschen Fieber und will nicht, dass es schlimmer wird. Ich möchte lieber früh zu Bett gehen, wenn du nichts dagegen hast.«
»Natürlich nicht, junger Mann«, sagt der General. »Ein guter Soldat muss auf seine Gesundheit achten.«
»Ich muss mich auch entschuldigen«, sagt Sombra. »Ich habe noch etliches zu erledigen. Bestimmt ergibt sich ein anderes Mal die Gelegenheit.«
»Dann müssen wir wohl alleine zurechtkommen«, sagt Stromber. »Ein Bibliothekar, ein General und ein Antiquitätenhändler! Das wird ein ganz außergewöhnliches Essen. Wir haben viel zu besprechen und werden uns sicher nicht langweilen.«
Während sie die Einzelheiten des Abendessens ausführlich bereden, ziehen Sombra und ich uns unauffällig zurück und lassen sie alleine.
»Wer hat wohl dem General von der Schwarzen Armee erzählt?«, fragt mich Sombra auf der Treppe. »Warum mischt er sich in etwas ein, das ihn nichts angeht?«
»Weißt du was über diese Armee?«, frage ich zurück.
»Keiner weiß etwas darüber. Sie hat nie existiert.«
»Bist du sicher?«
Sombra versteht es sehr gut, Geheimnisse für sich zu behalten. Er schweigt.
In meinem Zimmer finde ich ein Tablett mit dem Abendessen vor, das Mahania mir hingestellt hat, während ich bei meinem Vater war: heiße Suppe, ein Filet, Karamellpudding und Orangensaft.
Ich springe rasch unter die Dusche. Dann esse ich in aller Ruhe und sehe mir dabei einen Film im Fernsehen an. Ich muss wieder daran denken, was die Kartenlegerin gesagt hat. Ich weiß zwar, dass sie meine Zukunft nicht vorhersagen kann, aber dennoch gehen mir ihre Worte einfach nicht aus dem Kopf. Vor allem, dass ich mich in zwei Teile aufteilen werde, hat mich stutzig gemacht. Solche Prophezeiungen sind trotz aller Vorbehalte irgendwie interessant – und beunruhigend.
Ich hätte mich von Metáfora nicht zu diesem Termin überreden lassen sollen. Ich glaube nicht an solche Dinge, weder an Parapsychologie noch an Geister oder Gespenster aus der Vergangenheit oder der Zukunft. Wenn sie mich das nächste Mal zu so was mitschleppen will, werde ich mich weigern.
Ich glaube, ich sollte mich einfach nicht mit solchen Geschichten abgeben. Wie General Battaglia, der die Spur einer Armee aus dem Mittelalter verfolgt. Als könnte eine Armee verloren gehen! Wenn es sie gegeben hat, müsste davon doch in irgendwelchen Büchern die Rede sein, und wenn das nicht der Fall ist, dann hat es sie auch nie gegeben.
Ich versuche zu lesen, kann mich aber nicht konzentrieren. Ich nehme ein Comic, aber auch darauf habe ich keine Lust. Ich bin einfach zu nervös. In letzter Zeit geschehen so viele Dinge … Also lege ich einen Abenteuerfilm ein. Aber irgendetwas ist nicht in Ordnung mit mir. Ich spüre plötzlich Hitze in mir aufsteigen, mir fallen die Augen zu, mein ganzer Körper juckt … Ich weiß nicht, was mit mir los ist.
Ich gehe zum Spiegel und stelle fest, dass ich ganz blass bin. Auf meinem Gesicht ist wieder das große A zu sehen. Ich hebe das Oberteil von meinem Schlafanzug hoch und stelle fest, dass mein Körper wieder von diesen mittelalterlichen Buchstaben übersät ist. Sie bewegen sich in Reih und Glied über meine weiße Haut, eine Reihe unter der anderen, in militärischer Formation, ausgerichtet in rechteckigen Blöcken!
Ich bekomme Panik. Das wird ja immer schlimmer! Ich muss irgendwas dagegen tun. Aber das Nachdenken fällt mir schwer. Vor meinen Augen verschwimmt alles, mir zittern die Knie. Gerade noch rechtzeitig kann ich mich aufs Bett legen, dann werde ich ohnmächtig.
VII
Die schwarze Prinzessin
A rturo wusste , dass niemand den Folterkeller lebend verließ. Die Helfer der Folterknechte trugen mit Tüchern verhängte
Weitere Kostenlose Bücher