Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume
wenn er sie in der Kunst der Hexerei, der Lüge und der Täuschung unterrichtet hatte, war sie für ihn immer noch das kleine Mädchen von früher.
»Ich versichere dir, Vater, der Junge ist der Schlüssel zu Arquimaes’ Geheimnis! Lass es mich herausfinden«, bat die Prinzessin. »Ich weiß, dass es mir gelingen wird.«
»Das wird nicht nötig sein. Noch vor Tagesanbruch wird mir dieser verrückte Alchemist seine Geheimformel verraten haben, wenn es sie denn tatsächlich gibt. Lass mich nur machen. Obwohl ich glaube, dass das alles nur ein einziges Täuschungsmanöver ist. Arquimaes besitzt nichts, was für uns von Bedeutung sein könnte.«
»Es gibt diese Geheimformel!«, sagte Alexia überzeugt. »Arturo ist der lebende Beweis dafür!«
»Schön, morgen wissen wir mehr. Arquimaes wird bald reden.«
»Arquimaes wird nichts als Lügen erzählen, um sein Leben zu retten. Er wird damit Zeit gewinnen wollen und am Ende wirst du die Geduld verlieren. Morfidio hat es nicht geschafft und du wirst es auch nicht schaffen. Keiner wird es schaffen! Lass es mich mit Arturo versuchen, er ist der Weg zur Wahrheit.«
Demónicus geriet ins Zweifeln. Was, wenn sie recht hatte? Wenn es stimmte, dass Arturo tatsächlich der Schlüssel zu der Geheimformel war?
»Wie willst du vorgehen? Hast du einen Plan?«
»Ja, ich habe einen Plan, der ganz bestimmt zum Ziel führen wird«, versicherte Alexia. »Du musst mir nur gestatten, ihn in die Tat umzusetzen. Auf der Haut des Jungen steht das Geheimnis geschrieben, das wir entdecken wollen. Und ich glaube, es handelt sich um etwas sehr Bedeutendes. Etwas, das noch nie ein Mensch gesehen hat. Aber dazu muss Arquimaes am Leben bleiben. Du musst dafür sorgen, dass er nicht getötet wird. Wenn er stirbt, nützt Arturo uns gar nichts.«
»Also gut, Alexia, du hast meine Erlaubnis.«
»Vielen Dank, Vater, ich werde dich nicht enttäuschen«, sagte die junge Zauberin und stand auf.
Demónicus sah ihr nach. Sie war wirklich eine gelehrige Schülerin. Er hatte sich immer einen Sohn gewünscht, der ihn unterstützen und ihm nachfolgen würde; aber seine Tochter überraschte ihn mit jedem Tag mehr. Ihre Erziehung zur Hexe machte sich langsam bezahlt. Hinterlist war zweifellos eine der besten Waffen für einen Finsteren Zauberer und Alexia hatte sie wahrlich zur Perfektion gebracht.
VIII
Licht im Dunkel
M ir gehen die Worte der Kartenlegerin immer noch nicht aus dem Kopf. Ich weiß, wahrscheinlich ist das alles Unsinn, aber trotzdem haben mich ihre Prophezeiungen nachdenklich gemacht.
Es kann doch sein, dass ich in meinen Träumen tatsächlich richtige Reisen in die Vergangenheit mache. Und wenn dem so ist, dann habe ich ein größeres Problem, als ich dachte, denn dann sind meine Träume nämlich real. Das heißt, ich habe das alles wirklich erlebt.
Der letzte Traum war furchtbar. Ich zittere immer noch am ganzen Leib und habe Schweißausbrüche, weil ich mich in dieser Parallelwelt – oder wie auch immer man das nennen soll – so gefürchtet habe.
In der Stiftung wird es auch nicht besser, die Bank übt immer mehr Druck aus. Del Hierro setzt alles daran, sämtliche Werke und Gegenstände, die wir haben, registrieren zu lassen. Ständig kommen irgendwelche Leute, um die Bücher und alles andere zu prüfen, es an einen anderen Platz zu stellen und überall herumzuschnüffeln. Auch wenn wir kaum darüber reden, weiß ich, dass Papa sich durch diese Leute gestört fühlt. Am liebsten würde er sie alle rausschmeißen.
Vorhin kam Sombra zu mir, um Neues zu berichten: »Der General sammelt zwar Informationen über diese Schwarze Armee. Aber ich glaube, er hat noch etwas anderes im Sinn, was er uns nicht sagt.«
»Du meinst, er verschweigt uns was?«
»Ja, ich bin mir ganz sicher, dass er irgendwelche verborgenen Absichten hat.«
»Wie kommst du darauf? Hat er etwas Seltsames getan oder gesagt?«
»Na ja, im Augenblick ist es nicht mehr als eine Vermutung. Irgendwas stimmt da jedenfalls nicht. Stromber, Battaglia, die Bank … Es ist, als hätten sie sich alle gegen uns verschworen.«
»Also wirklich, Sombra, übertreib mal nicht. Das kann reiner Zufall sein.«
»Aber wir sollten trotzdem die Augen offen halten … Was hier in letzter Zeit passiert, gefällt mir überhaupt nicht. Es laufen zu viele Leute in der Stiftung rum.«
Dann ging er brummend aus meinem Zimmer – wie immer, wenn ihn irgendetwas beschäftigt. Ich weiß zwar, dass er gerne dramatisiert, bin aber trotzdem
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