Die Schwarze Armee 02 - Das Reich der Dunkelheit
Sie lehnte das Schwert an einen Baum, um seine Klinge als Spiegel zu benutzen, und malte sich den Drachenbuchstaben auf die Stirn.
„Ich bin zum Kampf bereit!“, murmelte sie. „Jetzt bin ich wie du, Arturo Adragón!“
***
ÉMEDI LAS IN einem Buch, als Alexander in ihr Zelt trat.
„Was lest Ihr da, Majestät?“, fragte er.
„Die Legende von Königin Ginevra“, antwortete sie. „Sie verliebte sich in den Ritter Lancelot, obwohl sie schon viele Jahre mit König Artus verheiratet war.“
„Eine wunderschöne Liebesgeschichte“, pflichtete Alexander ihr bei. „Und so tragisch, wie alle Liebesgeschichten.“
„Das stimmt, mein Freund. Die meisten Liebesgeschichten enden tragisch. Wart Ihr schon einmal verliebt?“
„Ja, meine Königin, mit unseligen Folgen. Gestattet Ihr mir, Euch meine Geschichte zu erzählen?“
„Ja, gern, wenn Ihr dazu bereit seid …“
„Was gibt es Schöneres, als einer empfindsamen Frau ein Liebesdrama zu schildern? Also hört mich an …“
Alexander goß süßen Wein in die Gläser, nahm eine Laute, und während er sie zupfte, begann er seine Geschichte zu erzählen. Er bemühte all sein Talent, um Königin Émedi zu rühren, die angesichtsdes erschütternden Berichts förmlich dahinschmolz. Sie bemitleidete den Troubadour, dessen Liebe so schändlich verraten worden war. Tränen rannen ihr über die Wangen.
„Dies ist also meine Geschichte, Herrin. Wie Ihr gehört habt, bin ich ein unglücklicher Mensch. Es vergeht keine Stunde, in der ich mich nicht an meine Liebe erinnere. Ich finde keinen Schlaf, und wenn doch, werde ich von schrecklichen Albträumen gequält. Es gelingt mir nicht, jene teuflische Frau zu vergessen. Sie hat mich zu ihrem Sklaven gemacht.“
„Ich verstehe Euch, lieber Alexander“, erwiderte Émedi. „Liebe ist das Schönste, was einer edlen Seele widerfahren kann … und das Furchtbarste zugleich! Wenn sie unglücklich endet, erholen wir uns nie mehr davon.“
„Ihr aber habt großes Glück gehabt, Herrin! Arquimaes ist ein guter Mensch, der Euch nie verraten wird.“
„Das ist wahr … Doch jede Liebe birgt Gefahren. Ein Alchemist ist ein Mensch voller Geheimnisse, und auch wenn ich nicht an Arquimaes’ Treue zweifle, muss ich gestehen, dass es gewisse Dinge bei ihm gibt, die ich nicht ergründen kann. Arquimaes ist und bleibt ein großes Geheimnis für mich.“
„Wir zwei sind verlorene Seelen, Majestät“, seufzte Alexander und füllte Wein nach. „Aber immerhin haben wir das Glück, uns gegenseitig Trost spenden zu können.“
„Eure Anwesenheit erfreut mein Herz“, erwiderte die Königin und trank etwas von dem Wein, während das Buch geschlossen auf ihrem Schoß lag. „Diese Welt ist zu einer Hölle geworden für empfindsame Gemüter. Das Einzige, was uns bleibt, ist, miteinander zu reden. Nur das kann uns Erleichterung verschaffen.“
***
M IT LAUTEM K RIEGSGEHEUL stürmte Amarofet auf den rituellen Platz. Sie schwang ihr Schwert wie ein erfahrener Krieger.
Alles erstarrte. Niemand war darauf gefasst gewesen, dass eine Frau mit einem Zeichen auf der Stirn und mit dem Ungestüm eines Mannes Arturo und Crispín zu Hilfe eilen könnte.
Amarofets Herz zog sich zusammen, als sie Forester erblickte, mit nur einem Arm, verblutend, halb tot. Doch sie stürmte weiter voran.
Selbst Arturo hatte Mühe zu begreifen, was da vor sich ging. Nicht einmal in seinen kühnsten Träumen hätte er sich vorstellen können, dass Amarofet zu so etwas fähig war. Oder war es so, dass die Transformation nun abgeschlossen war und Alexias Persönlichkeit die Oberhand gewonnen hatte?
„Jetzt werdet ihr dafür büßen, dass ihr es gewagt habt, Hand an Arturo Adragón zu legen!“, schrie Amarofet. „Ihr werdet sterben!“
Zwei Soldaten stellten sich ihr in den Weg … und stürzten tot zu Boden, durchbohrt vom Schwert des Mädchens. Weitere drei Männer versuchten, sie von hinten zu attackieren und bezahlten es mit ihrem Leben.
„Bind uns los!“, schrie Crispín, als er sah, dass Amarofet sich erfolgreich verteidigte. „Bind uns los, dann kämpfen wir gemeinsam!“
Arturo starrte das Mädchen an, so als sähe er ein Gespenst. Górgulas Hexentrank hatte seine Wirkung getan.
„Los, ihr tapferen Krieger!“, schrie Amarofet. „Ich bin nur ein Mädchen mit einem Schwert! Kommt her!“
„Amarofet! Lass dich nicht von deiner Wut hinreißen!“, rief Crispín ihr zu.
Frómodi und Górgula trauten ihren Augen nicht. Ein dummes Mädchen mit
Weitere Kostenlose Bücher