Die Schwarze Armee 02 - Das Reich der Dunkelheit
begrüßt. Keiner von uns beiden hat große Lust, etwas zu sagen.
„Zuerst einmal stellen wir fest, dass sich das Verhältnis zwischen Horacio und Arturo in letzter Zeit sehr verbessert hat. Soviel ich weiß, haben sie sich seit ihrer Prügelei auf dem Schulhof nicht mehr gestritten. Stimmt’s, Jungs?“
„Ja, Arturo und ich streiten uns nicht mehr so wie früher“, sagt Horacio.
„Das stimmt“, pflichte ich ihm bei. „Wir haben Frieden geschlossen.“
„Dann wollen wir diese Angelegenheit hiermit als erledigt betrachten“, sagt der Direktor. „Nun zu dem anderen Streitpunkt, den historischen Kunstobjekten. Also, Señor Martín hat darauf verzichtet, sie in Verwahrung zu nehmen. Jetzt möchte ich von Ihnen, Señor Adragón, wissen, ob Sie Ihr Angebot aufrechterhalten. Und ob Sie die Möglichkeit haben, eine Ausstellung besagter Objekte zu organisieren.“
„Selbstverständlich halte ich mein Angebot aufrecht“, erklärt mein Vater. „Und ich bin auch bereit, eine Ausstellung zu organisieren.“
„Dann ist ja alles in Ordnung. Hiermit vertrauen wir Ihnen die mittelalterlichen Kunstobjekte zur Aufbewahrung an“, sagt der Direktor. „Haben Sie etwas dagegen einzuwenden, Señor Martín?“
„Ich bin voll und ganz damit einverstanden“, antwortet Horacios Vater. „Ich glaube, die Kunstschätze werden bei Señor Adragón in guten Händen sein. Ich nehme doch an, dass er ihren außerordentlichen Wert kennt. Und ich beziehe mich dabei nicht nur auf den historischen, sondern auch auf den ökonomischen Wert.“
„Den kenne ich sehr gut, glauben Sie mir“, sagt mein Vater. „Und ich versichere Ihnen, ich werde alle nötigen Maßnahmen ergreifen, um für ihre Sicherheit zu garantieren.“
„Schön, das wäre dann alles. Die Sitzung ist hiermit beendet“, verkündet der Direktor. „Es sind nur noch ein paar Formalitäten zu erledigen … Ihr beiden könnt wieder zurück in den Unterricht, wenn ihr wollt“, fügt er, an uns gewandt, hinzu.
Horacio und ich stehen auf, und nachdem wir uns höflich verabschiedet haben, verlassen wir das Büro. Nach dem Vorfall im Fußgängertunnel ist es das erste Mal, dass ich mit ihm allein bin. Ich fühle mich etwas unbehaglich.
Wortlos gehen wir nebeneinander her, bis sich Horacio endlich entschließt, das Schweigen zu brechen.
„Tja, Arturo, ich glaube, es bleibt uns nichts anderes übrig, als Freunde zu werden“, beginnt er verlegen. „Eigentlich haben wir ja auch gar keinen Grund, uns zu beharken.“
„Ich jedenfalls nicht“, stimme ich zu.
„Wie wär’s, sollen wir uns heute Nachmittag mit den Mädchen irgendwo verabreden? Was hältst du von der Cafeteria auf dem Platz, wo wir uns neulich getroffen haben?“
„Gute Idee. Fragen wir sie doch!“
„Sie sind bestimmt einverstanden, wirst schon sehen“, sagt Horacio selbstsicher.
Wir betreten das Klassenzimmer und setzen uns auf unsere Plätze. Alle starren uns an. Es ist das erste Mal, dass sie uns zusammen lächeln sehen.
***
S EIT ZWEI T AGEN liegt Hinkebein im Krankenhaus. Ich habe die Mittagspause genutzt, um ihn zu besuchen. Adela hat mir erzählt, dass seine Verletzungen nicht gravierend sind und gut verheilen.
„Hallo, du Held“, begrüße ich ihn, als ich sein Zimmer betrete. „Wann kommst du wieder nach Hause?“
„Nenn mich nicht so! Ich habe nichts getan, was diese Bezeichnung verdienen würde.“
„Immerhin hast du dein Leben riskiert, um Adela zu befreien“, erinnere ich ihn. „Findest du etwa, dass das nichts ist?“
„Du übertreibst, Arturo. Es hat sich nichts verändert, ich bin immer noch ein Krüppel ohne Zukunft.“
Die Tür öffnet sich, und herein kommt Adela, in jeder Hand eine Einkaufstüte.
„Ach … hallo, Arturo, ich wusste nicht, dass du hier bist“, entschuldigt sie sich. „Hast du gesehen, wie fit Juan schon wieder ist?“
„Juan?“
„Señor Vatman. Von jetzt an werden wir ihn bei seinem richtigen Namen nennen: Juan Vatman. Nicht wahr, Juan?“
„Ja, ja, natürlich, Adela“, antwortet Hinkebein. „Wenn du meinst …“
„Ich habe mit deinem Vater gesprochen“, sagt Adela zu mir. „Er hat mir erzählt, dass er eine Ausstellung mittelalterlicher Kunstschätze organisieren will. Er hat mich gebeten, ein Sicherheitskonzept zu entwerfen. Ein bombensicheres. Die Ausstellung soll im ersten Keller stattfinden. Sieht so aus, als seien die Objekte ziemlich wertvoll.“
„Ja, sehr. Für so manchen bestimmt eine Versuchung“, bemerke
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