Die Schwarze Armee 03 - Das Reich des Lichts
ich richtig gehört?“, fragt ein Mädchen aus Horacios Clique. „Die blöde Tätowierung da soll euch attackiert haben? Wollt ihr uns verarschen?“
„Ihr seid doch nicht ganz dicht“, sagt ein anderes Mädchen. „Ich glaube nicht an Hexerei.“
Horacio tritt auf mich zu.
„Warum gibst du keine Sondervorstellung für sie?“, fragt er herausfordernd.
„Ja, stell uns nicht als Lügner dar!“, pflichtet Willy ihm bei. „Los, komm schon, lass ihn von der Leine!“
„Hört auf damit!“, schreit Metáfora. „Lasst ihn in Ruhe!“
„Du musst ihn natürlich wieder verteidigen“, sagt Mireia. „Warum lässt du ihn nicht einfach das tun, was er will? Los, Arturo, zeig uns, dass dein Drache magische Kräfte hat!“
Ich wende mich ab, um klarzustellen, dass ich mich nicht auf ihr Spielchen einlassen werde. Aber Horacio will mich offenbar reizen. Was hat er nur gegen mich? Er lässt keine Gelegenheit aus, mich zu provozieren.
„Du bist ein Feigling, Arturo!“, schreit Charlie mich an. „Du lässt das Monster nur los, wenn keiner dabei ist!“
„Schlimmer!“, ergänzt Willy. „Er selbst ist das Monster!“
„Er lässt den Drachen die Drecksarbeit machen und hält sich selbst raus“, sagt Horacio. „Arturo ist eine feige Sau!“
Ich gebe Metáfora mit den Augen ein Zeichen, dass ich gehen will. Die Situation wird immer brenzliger für mich. Wenn die so weitermachen, passiert gleich was.
„Wir gehen“, entscheidet Metáfora, „und zwar sofort.“
„Ach, komm schon, Metáfora, sei kein Spielverderber!“, sagt Mireia in versöhnlichem Ton. „Arturo ist alt genug, um sich selbst zu verteidigen. Stimmt’s, Arturo?“
„Stimmt, und deswegen gehen wir jetzt“, sage ich. „Adiós!“
Ich drehe mich um und gehe zur Tür, aber …
„Kommt gar nicht in Frage!“, ruft Willy und legt mir die Hand auf die Schulter. „Du bleibst hier und zeigst uns dein Monster! Jetzt gleich! Ich will es sehen!“
„Ich auch! Los, mach schon!“, drängt Charlie. „Lass den Vogel endlich fliegen!“
„Ja! Zeig uns deine Zirkusnummer!“, lacht Horacio. „Oder brauchst du eine Peitsche, um den Drachen zu zähmen?“
„Jetzt reicht’s aber!“, schreit Metáfora. „Lasst ihn in Ruhe!“
„Super! Entweder verteidigt ihn sein Monster oder seine Freundin!“, lästert Charlie. „Du bist und bleibst ein Feigling, Arturo Adragón!“
„Komm schon, zeig uns dein Schoßhündchen!“, ruft Willy.
Ich beherrsche mich und erwidere nichts. Ich weiß, wenn ich mich wehre, wird es gefährlich. Sie würden es mir nie verzeihen.
Ich tue so, als ginge mich das Ganze nichts mehr an, und steuere auf die Wohnungstür zu. Metáfora kommt mir nach. Aber man hindert uns daran, die Tür zu öffnen. Zwei Jungen, groß wie Kleiderschränke, versperren uns den Weg.
„Wir wollen deine magischen Kräfte sehen“, sagt einer von ihnen in drohendem Ton.
„Jetzt sofort“, ergänzt der andere.
Wenigstens kann ich mir nicht vorwerfen, dass ich es nicht versucht hätte. Auch wenn es nichts genützt hat.
„Also gut, ihr habt es nicht anders gewollt“, seufze ich resigniert. „Ich habe euch gewarnt!“
„Du jagst uns keinen Schrecken ein, Drachengesicht“, erwidert Horacio. „Weder du noch dein Monster.“
„Hör nicht auf sie, Arturo“, sagt Metáfora. „Die wollen dich nur ärgern.“
Das weiß ich. Aber sie werden sich wundern. Ich habe eine Überraschung für sie …
Ich springe auf einen Stuhl, breite die Arme aus, öffne den Mund und zeige die Zähne, genau wie ein Drache.
„Grrrrrrrrrrr!“, mache ich.
Ich beuge mich vor und bewege wie wild die Arme, so als wollte ich abheben.
„Grrrrrrrrrrr!“
„Ist das alles?“, fragt ein Mädchen und sieht zu Horacio hinüber. „Das hat er neulich gemacht? Und davor hattet ihr Angst?“
Ich lege die rechte Hand auf meine Stirn, bewege die Finger hin und her und verziehe den Mund zu einer Grimasse.
„Wen soll ich als Erstes beißen? Grrrrrrrrrrr! Wem soll ich die Kehle durchbeißen? Dir, Horacio?“
Ich springe vom Stuhl und stehe plötzlich vor ihm. Bevor er reagieren kann, wische ich ihm die Zeichnung von der Stirn und verschmiere sein ganzes Gesicht.
Horacio ist so verblüfft, dass er zu keiner Reaktion fähig ist. Die anderen lachen. Horacio läuft zum Kommodenspiegel.
„Was hast du gemacht?“, schreit er, als er sein verschmiertes Gesicht sieht. „Du bist ein Betrüger! Genau wie dein Vater! Man sollte euch in ein Irrenhaus sperren, zusammen
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