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Die schwarze Bruderschaft

Die schwarze Bruderschaft

Titel: Die schwarze Bruderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ihn Lady Grandersmith.
Trautman sah drein wie ein ertappter Sünder. »Jaja, Mylady«,
sagte er hastig. »Wenn ich die letzten Einkäufe getätigt habe,
die wir noch brauchen -« »Bis es soweit ist, müssen Sie aber
meine Gastfreundschaft notgedrungen ertragen«, fiel ihm Lady
Grandersmith ins Wort; in leicht spöttischem Ton, aber mit
einem Blick, der Mike nicht gefiel. »Und Ihre jungen Freunde
hier auch. Warum also wollen Sie ihnen nicht die kleine Freude
bereiten und ihnen die Cheopspyramide zeigen? Sooft kommen
Sie doch sicher auch nicht nach Ägypten, oder?« »Nein«,
gestand Trautman.
»Außerdem ist es nicht einmal weit«, fügte Lady Grandersmith hinzu. »Mit dem Wagen keine halbe Stunde. Und
wenn es Sie beruhigt
- Yasal und Hasim werden uns
selbstverständlich begleiten. « Trautman sagte nichts, aber sein
Blick sprach Bände, fand Mike. Wie es aussah, war es gerade
das, was Trautman beunruhigte.
»Geben Sie Ihrem Herzen einen Stoß«, sagte Lady Grandersmith. »Es dauert nur ein paar Stunden, aber Sie werden sich
für den Rest Ihres Lebens daran erinnern, das verspreche ich
Ihnen. «
Trautman zögerte noch immer. Aber dann sah er in die Runde
und begegnete den erwartungsvollen Blicken Chris', Juans,
Bens und Serenas - und auch Mikes, der trotz allem natürlich
darauf brannte, die Pyramiden zu sehen -, und schließlich nickte
er. »Also gut. Aber wenn auch nur die kleinste Kleinigkeit
schiefgeht oder uns jemand ein bißchen zu neugierig ansieht -«
»- verschwinden wir wie weggezaubert«, versprach Lady
Grandersmith.
Alle lachten. Nur Mike blieb ernst; und, wie er nach einer
Sekunde bemerkte, Singh ebenfalls. Wahrscheinlich dachten sie
beide in diesem Moment an dasselbe: nämlich, daß es gerade
vierundzwanzig Stunden her war, daß sie genau das mit eigenen
Augen mit angesehen hatten: daß jemand wie weggezaubert verschwunden war...
Wie Lady Grandersmith gesagt hatte, brachen sie gegen
Abend auf und erreichten die Pyramiden erst kurz vor Einbruch
der Dämmerung. Trotzdem bot sich ihnen ein großartiger
Anblick, als sie aus dem Wagen stiegen, in den sie sich
hineingequetscht hatten. Die Sonne war bereits hinter dem
Horizont verschwunden, aber noch war im Westen ein schmaler
Streifen dunkelroter Helligkeit zu sehen, vor dem sich die drei
Pyramiden als gewaltiger Schattenriß erhoben. Das rote Licht
und die seltsame Stimmung, die es mit sich brachte, ließen sie
noch gewaltiger und majestätischer erscheinen, als sie ohnehin
waren. Ein sonderbares Gefühl ergriff von Mike Besitz, als er
aus dem Wagen stieg und zu den mächtigen Bauwerken
hinübersah. Er hatte von den Pyramiden schon unzählige Male
Bilder gesehen und daher geglaubt, daß ihn der Anblick nicht
sonderlich beeindrucken würde.
Das genaue Gegenteil war der Fall. Mike verspürte ein Gefühl
von Ehrfurcht, und er kam sich winzig und vollkommen
unwichtig vor im Angesicht dieser unglaublichen, von
Menschenhand erschaffenen Monumente. Er versuchte sich
vorzustellen, daß diese Bauwerke mehrere tausend Jahre alt
waren und daß Menschen sie erschaffen hatten, die keine
modernen Maschinen kannten. All das stimmte, und trotzdem
erschien ihm dieses angelernte Wissen plötzlich völlig
bedeutungslos. Die Pyramiden umgab etwas Großes und
ungeheuer Machtvolles, das mit Worten nicht zu beschreiben
war. Und den anderen mußte es wohl ganz ähnlich ergehen,
denn auch sie standen fast eine Minute lang einfach nur
schweigend da und blickten zu den riesigen dreieckigen
Schatten hinüber. »Unglaublich«, flüsterte Ben schließlich. »Ja,
phantastisch«, murmelte Juan. »Pyramidal«, sagte Chris
- was
vielleicht nicht ganz passend war, Mike aber ein flüchtiges
Lächeln entlockte.
»Nun, hat es sich gelohnt?« fragte Lady Grandersmith in
einem so stolzen Ton, als wären die Pyramiden von Gizeh ganz
allein ihre Entdeckung. »Ich habe euch nicht zuviel
versprochen, oder? Das ist mit Recht eines der Sieben
Weltwunder!«
»So?« fragte Serena. »Mein Vater hatte einen Sommerpalast,
der viermal so groß war. « Mike fuhr wie von der Tarantel
gestochen zusammen, und auch Trautman riß erschrocken die
Augen auf und starrte das Mädchen an. Serena selbst schien im
ersten Moment gar nicht zu begreifen, was sie gesagt hatte.
Dann gab sie einen erschrockenen Laut von sich und machte
eine Bewegung, als wolle sie sich selbst auf den Mund
schlagen.
Eine Sekunde lang hoffte Mike, daß Lady Grandersmith die
Worte vielleicht nicht gehört hatte, denn sie reagierte

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