Die Schwarze Festung
kann so lange die Luft anhalten.« »Das ist auch nicht nötig«, begann Stone, »wir ...« Charity brachte ihn mit einer unwilligen Geste zum Verstummen. »Der Hort«, sagte sie, an French gewandt. »Das ist der Ort, an dem deine Leute leben, nicht wahr? Er liegt außerhalb der Station?« «Hinter der Toten Zone«, bestätigte French. »Beschreibe sie«, verlangte Charity. »Wie sieht es dort aus?« French machte eine hilflose Bewegung. »Es ist ... die Tote Zone«, wiederholte er verwirrt. »Es gibt keine Luft dort, und es ist kalt. Die Spinnen kommen niemals dorthin.« Charity gab auf. Es hatte wenig Sinn, über Dinge diskutieren zu wollen, für die sie keine gemeinsamen Worte hatten. Aber sie glaubte, zumindest eine ungefähre Vorstellung von dem zu haben, was French als Hort bezeichnete. Langsam drehte sie sich einmal im Kreis und sah sich um. Sie verfluchte jetzt die Tatsache, sich damals nicht mehr für die Konstruktion der Orbit-Stadt interessiert zu haben. Sie hatte ja nicht ahnen können, wie wichtig es einmal werden würde. Andererseits blieb ihnen wahrscheinlich gar keine andere Wahl, als sich darauf zu verlassen, daß sie ihre Erinnerung nicht narrte. »Wenn das Zeug hier das ist, was ich hoffe«, sagte sie, »dann habe ich eine kleine Überraschung für unsere vierarmigen Freunde.« Sie machte eine schnelle, auffordernde Geste auf den Schrank. »Schnell – zieht die Dinger an. Und beeilt euch.« »Das ist eine wirklich gute Idee«, rief Skudder von der Tür her und duckte sich unter einem grellen Energieblitz, der den Stahl über seinem Kopf zum Aufglühen brachte.
Kapitel 4
Das Heulen der Alarmsirenen riß Hartmann aus einem Schlaf, in den er erst vor einer halben Stunde gesunken war. Die Digitaluhr in seiner Videowand hatte etwas weniger als vierundzwanzig Stunden angezeigt, ehe er die Wache in der Zentrale an einen der wenigen Männer übergeben hatte, denen er noch vertrauen konnte, und sich in sein Privatquartier zurückzog. Er war seit fast dreißig Stunden auf den Beinen gewesen. Trotzdem hatte es lange gedauert, bis er endlich eingeschlafen war. Um so schlimmer erwachte er wieder. Das aus zwei Zimmern bestehende Apartment, das Hartmann seit einigen Wochen bewohnte, hatte früher Krämer gehört; es zeichnete sich nicht nur durch einen sonst nirgendwo in der Bunkerfestung anzutreffenden Luxus aus, sondern auch dadurch, unmittelbar an die Kommandozentrale zu grenzen. Die erste Sequenz des Alarmgeheuls war noch nicht völlig verklungen, als Hartmann auch schon die Tür aufstieß und mit zwei gewaltigen Schritten hinter der Wache auftauchte. Sein Blick irrte über die Monitorwand und tastete in fliegender Hast jeden einzelnen Bildschirm ab. Nichts hatte sich darauf verändert. Es war dunkel geworden, und die Kameras zeigten das geisterhafte, grün-rote Bild der Restlichtverstärker. Auch mit Ausnahme der Farben unterschieden sich die Aufnahmen nicht von denen, die Hartmann den ganzen Tag über gesehen hatte: Die Moroni taten noch immer unverständliche Dinge, aber er sah nichts, was diesen Alarm rechtfertigte. »Was ist hier los?« schnappte er. »Warum dieser Alarm?« Eine Sekunde lang wartete er vergeblich auf eine Antwort, ehe er begriff, daß die Aufmerksamkeit des Wachoffiziers nicht den Bildschirmen, sondern vielmehr der kleinen Sprechanlage auf seinem Schreibtisch galt. Mit einem Satz war er neben ihm, sagte aber nichts, sondern blickte den Mann nur fragend an. Der Soldat deutete mit besorgtem Gesicht auf den Lautsprecher. Hartmann lauschte. Im ersten Moment hatte er Mühe, die Geräusche zu identifizieren. Die Übertragung war sehr leise und schien nur aus sinnlosen Lauten und Geräuschen zu bestehen. Dann identifizierte er Schreie, das Klirren von Glas, ein dumpfes Krachen und Rumoren und andere unheimliche Laute, die er in den ersten Sekunden nicht einordnen konnte. »Die Schlaftanks?« flüsterte er. Der Wachoffizier nickte. »Der Alarm wurde dort ausgelöst«, bestätigte er. »Aber ich kann den Posten nicht erreichen. Er meldet sich nicht.« Hartmann warf einen neuerlichen, raschen Blick auf die Monitorwand. Das Bild darauf hatte sich immer noch nicht verändert, aber er hatte eine ziemlich konkrete Vorstellung davon, was in den beiden unteren Stockwerken der Bunkerfestung vor sich ging. »Soll ich eine Einsatzgruppe hinunterschicken?« fragte der Offizier. Hartmann überlegte eine Sekunde, dann schüttelte er den Kopf. »Nein. Aber schalten Sie den Alarm
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