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Die Schwarze Festung

Die Schwarze Festung

Titel: Die Schwarze Festung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ab.«  Der Mann gehorchte. Nach dem überlauten, an den Nerven zerrenden Wimmern der Sirene empfand Hartmann die nachfolgende Stille fast als noch unangenehmer. Trotzdem klang seine Stimme ruhig und verriet nichts von seinen wirklichen Gefühlen, als er fortfuhr. »Wecken Sie die Männer. Sie sollen in Alarmbereitschaft bleiben, aber noch nichts unternehmen.« Er zog eine Schublade auf, nahm den zusammengerollten Pistolengürtel heraus und schnallte ihn um. »Ich gehe hinunter und sehe nach.« Der Offizier machte eine Bewegung, um sich aus seinem Stuhl zu erheben, aber Hartmann winkte ab. »Ich gehe allein«, sagte er. 
     
    *
     
    Die letzte Salve hatte Skudder von seinem Platz vor der Tür vertrieben. Skudders wütende Gegenwehr und die Hitze in dem engen Gang draußen, dessen Wände unter den Einschüssen seines Lasergewehrs immer wieder aufglühten, hatte die Ameisen bisher auf Distanz gehalten. Aber nun begannen sie sich offensichtlich auf ihr Ziel einzuschießen. Charity verstand ohnehin beim besten Willen nicht mehr, wie Skudder die erdrückende Übermacht so lange hatte aufhalten können. Auf dem Gang draußen mußten mehr als ein Dutzend toter Ameisen liegen, und allein die furchtbare Hitze hatte sicherlich noch einmal der gleichen Anzahl das Leben gekostet. Selbst hier drinnen war es mittlerweile so heiß geworden, daß sie kaum noch atmen konnten. Der einzige Grund, aus dem sie bisher noch nicht einfach überrannt worden waren, war der, daß die Moronikrieger, die sie angriffen, nicht halb so intelligent waren wie ihre Brüder, die Charity auf der Erde kennengelernt hatte. Sie verstanden hervorragend, mit ihren Waffen umzugehen, und reagierten so schnell und präzise wie Roboter. Hätte Charity es nicht besser gewußt, sie hätte geschworen, daß sie es nicht mit denkenden Individuen, sondern mit abgerichteten Tieren zu tun hatten, die blindlings in den Tod liefen, weil irgend jemand es ihnen befohlen hatte. Sie gab einen ungezielten Schuß durch die Tür nach draußen ab und wandte sich dann wieder French zu, um ihm beim Anlegen des Anzuges zu helfen. Er stellte sich alles andere als geschickt an. Auf Charitys Befehl hin hatte er seinen Helm abgenommen, preßte ihn aber fast angstvoll an die Brust, während sich Charity ein letztes Mal pedantisch davon überzeugte, daß alle Verschlüsse seines Anzuges auch wirklich versiegelt waren. Mit Stones Hilfe hatte sie eine der gelben Sauerstoffflaschen auf Frenchs Rücken befestigt und die Schläuche angeschlossen. French wankte unter dem zusätzlichen Gewicht, und obwohl er sich alle Mühe gab, sich nichts anmerken zu  lassen, spürte Charity, daß er am Ende seiner Kräfte angelangt war. Seine Bemerkung über die Schwere Zone ging ihr nicht aus dem Kopf. Offensichtlich herrschte nicht überall an Bord der Raumstation die gleiche Gravitation. Wenn French in einem Bereich mit deutlich geringerer Anziehungskraft geboren und aufgewachsen war, dann mußte er jetzt das Gefühl haben, eine Tonnenlast zu tragen. Selbst sie begann das Gewicht der Sauerstoffflasche bereits unangenehm zu spüren. »Erschrecke jetzt nicht«, sagte sie und berührte eine Taste auf dem winzigen Instrumentengürtel des Anzuges. French gab sich alle Mühe, sich zu beherrschen, aber er fuhr trotzdem zusammen, als sich der durchsichtige Kunststoffhelm aus den Schultern seines Anzuges herausfaltete und zu einer Halbkugel aufblies. Offensichtlich hatte er einen solchen Anzug noch nie zuvor gesehen. Sie überzeugte sich davon, daß auch Gurks und ihr eigener Anzug fest verschlossen waren, und warf einen letzten, sichernden Blick zur Tür zurück. Skudder signalisierte ihr mit einer Geste, sich zu beeilen, und feuerte gleichzeitig wieder in den Korridor hinaus. Die Luft draußen vor der Tür waberte vor Hitze. Skudder feuerte nicht wirklich auf die Angreifer, sondern legte einfach eine Barriere aus unüberwindlicher Glut zwischen sie und ihrem Versteck. Aber so dumm, nicht früher oder später mit gepanzerten Anzügen und schweren Waffen anzurücken, konnten selbst diese Moroni nicht sein. Charity gab Stone, Gurk und French mit einer Kopfbewegung zu verstehen, von der rückwärtigen Wand des Raumes wegzutreten, hob ihre Waffe und visierte eine Stelle zwischen zwei der gebogenen Stahlträger an. Auf engste Bündelung und größtmögliche Energieabgabe eingestellt, fraß sich der grüne Lichtstrahl zischend und Funken sprühend in das Metall; schnell, aber nicht so schnell, wie sie gehofft

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