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Die Schwarze Festung

Die Schwarze Festung

Titel: Die Schwarze Festung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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die Fluten und ließ Dampf aufsteigen, der das gegenüberliegende Ufer binnen Sekunden ihren Blicken entzog. Tausende von reglosen Insektenkörpern trieben im Wasser, und ebenso viele strebten in heller Panik vom Ufer fort. Die gewaltige Moroni-Armee, die noch vor weniger als fünf Minuten zum Sturm auf die wehrlose Stadt angetreten war, befand sich jetzt in kopfloser Flucht. Hartmanns Blick wanderte zu einem anderen Bildschirm und suchte die Gleiterflotte. Die Schiffe schwebten reglos über der brennenden Stadt. Sie bildeten jetzt einen gewaltigen, weit auseinandergezogenen Kreis, in dessen Zentrum sich einer der wenigen Bereiche der Stadt befand, der noch nicht in hellen Flammen stand. Sie machten keine Anstalten, die fliehende Ameisenarmee zu verfolgen. Aber das war auch nicht nötig. Hartmann sah wieder auf den Schirm, dem Kyles Aufmerksamkeit galt, und beobachtete etwas, das ihn im ersten Moment einfach nur verwirrte. Die Moroni-Legionen befanden sich immer noch in panischer Flucht, aber irgend etwas schien ihren Rückzug zu bremsen. Trotz der starken Vergrößerung konnte er keine Einzelheiten erkennen, aber er bemerkte zumindest, daß sich die Bewegung der riesigen Heeresmasse stetig verlangsamte. Er stand auf, trat neben Kyle und versuchte, das Bild noch weiter zu vergrößern, erreichte damit aber nur, daß es unscharf wurde. »Was geht dort vor?« fragte er. »Etwas, das Sie hätten wissen müssen«, antwortete Kyle. Er deutete ein Kopfschütteln an. »Sie müssen sehr verzweifelt sein, wenn Sie es trotzdem versucht haben.« Hartmann verstand kein Wort. Er beugte sich so weit vor, daß sein Gesicht fast den Bildschirm berührte und seine Augen zu tränen begannen. Die einzelnen Moroni waren auf dem Bild tatsächlich nur ameisengroß zu erkennen. Irgend etwas an ihren Bewegungen war ... nicht richtig. Sie rannten, wie nur Lebewesen rennen können, die um ihr Leben liefen, aber immer mehr und mehr von ihnen wurden plötzlich langsamer und blieben stehen. Dann sah Hartmann, daß an immer mehr und mehr Stellen plötzlich wütende Handgemenge unter den Moroni ausbrachen. Hier und da blitzte ein Laserschuß auf, aber die meisten Ameisen fielen einfach mit Armen und Beißzangen übereinander her und versuchten, ihre Gegner niederzuringen. Wie ein sich rasend schnell ausbreitendes Steppenfeuer griffen die Kämpfe immer schneller um sich, aber sie dauerten niemals sehr lange. Die Ameisen rangen sekundenlang miteinander, dann schienen sie plötzlich jegliches Interesse an ihrem Gegner zu verlieren und lösten sich wieder von ihm. Was um alles in der Welt ging dort vor! »Ich glaube«, sagte Hartmann mit mühsam beherrschter Stimmen. »Sie sollten mir vielleicht das eine oder andere erklären, Kyle.« »Das werde ich«, antwortete Kyle. »Aber nicht jetzt, Hartmann. Uns bleibt nicht mehr sehr viel Zeit. Kommen Sie.« Plötzlich lächelte er. »Wir müssen ein Sternenreich erobern.«
     
    *
     
    »Also ist alles wahr, was unsere Eltern erzählt haben«, sagte Stark. Es war sehr still geworden in der langgestreckten, halbrunden Kuppel aus Stahl, in der er und seine Leute lebten, während Charity mit ruhiger Stimme und überlegten Worten erzählt hatte. Die Blicke des guten Dutzends Männer, Frauen und Kinder hatten gebannt an ihren Lippen gehangen und jede einzelne Wort aufgesogen. Jetzt breitete sich ein fast lähmendes Schweigen im Inneren des Space Shuttles aus. Charity unterbrach dieses Schweigen nicht. Sie hatte sehr lange geredet und dann geduldig jedes einzelne von Starks manchmal sinnlos scheinenden Fragen beantwortet. Der Führer war mit jeder Antwort, die er bekam, schweigsamer geworden; im gleichen Maße hatte sich der Ausdruck auf seinem Gesicht von Mißtrauen zu Bestürzung, dann zu vorsichtiger Erleichterung und schließlich zu Ehrfurcht und Staunen verwandelt. Obwohl Gurk und nach einer Weile auch Skudder sie immer ungeduldiger angesehen hatten, hatte Charity Frenchs Brüdern und Schwestern ihre ganze Geschichte erzählt. Daß sie zu jener Handvoll Astronauten gehört hatte, die damals, am Ende des 20. Jahrhunderts, das Sternenschiff von Moron entdeckt und ein Stückweit auf seinem Flug zur Erde begleitet hatte, daß sie zu jenen wenigen Überlebenden gehörte, die noch aus jener alten, von Morons Legionen hinweggefegten Welt stammte und daß sie mit Skudder und einem kleinen Haufen ebenso verzweifelter wie entschlossener Menschen schließlich den Widerstand gegen die Invasoren aus dem All

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