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Die schwarze Hand des Todes

Titel: Die schwarze Hand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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Täter zu weisen. Ein winziges Beweisstück genügte. Sofern es nicht weggeweht oder zertrampelt worden war. Oder ein Schaf es gefressen hatte.
    »Sie hätten nicht herkommen sollen, Maggie. Hier sind Sie genauso einsam und allein wie bei sich zu Hause.«
    Maggie zuckte mit den Achseln. Fry behielt sie scharf im Auge. Mittlerweile glaubte sie, Maggies Reaktionen einigermaßen einschätzen zu können.
    »Ich weiß von Ihrer Tochter«, sagte Fry. Maggies linke Augenbraue hob sich fast unmerklich. Die rechte zuckte nur wie bei einem Tic und sank dann wieder in das rote Narbengewebe zurück. »Ich weiß, dass Sie Ihre Tochter zur Adoption freigegeben haben.«
    »Tut mir Leid, aber ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden«, sagte Maggie.
    »Ihre Schwester hat mir davon erzählt«, sagte Fry. »Aber es liegt schon sehr lange zurück, nicht wahr?«
    Maggie ging ein paar Schritte weiter. Als der Wind, der zwischen den Findlingen hindurchpfiff, auf ihre verletzte Gesichtshälfte traf, zog sie die Schultern zusammen und klappte ihren Jackenkragen hoch.
    »Haben Sie Erinnerungen an Ihre Tochter?«, fragte Fry. »Es wäre sicherlich eine Hilfe, sie sich wieder ins Gedächtnis zu rufen.«
    »Vielleicht haben Sie Recht«, sagte Maggie ruhig. »Es könnte irgendwo hier gewesen sein.«
    »Sie sollten das Ganze nicht einfach begraben, Maggie.«
    »Aber ich kann mich nicht genau erinnern. Die Aussicht ist ein Traum. Weit ins Tal hinunter und bis über die Hügel nach Chatsworth.«
    »Maggie –«
    »Geben Sie mir die Schuld?«, fragte sie seufzend.
    »Nein. Aber davon wird es doch auch nicht besser, oder?«
    Maggie zog Fry sanft am Ärmel zu der Felskante am Fuß des Towers. Die erste Berührung, seit sie sich kennen gelernt hatten. Eine Woche war das her. Eine halbe Ewigkeit. Der Wind peitschte ihnen um die Ohren und fing sich in ihrem Haar. Sie standen dicht beieinander, Fry wie immer linker Hand von Maggie.
    Fry spürte, wie es in ihrem Bein pochte. Die Klettertour war zu viel gewesen. Sie kam kaum zu Atem, so heftig schlug der Wind ihr entgegen. Ohne zu wissen, worauf sie eigentlich hoffte, wartete sie, was Maggie ihr weiter zu sagen hatte.
    »Da ist der Zug«, sagte Maggie.
    Eine Rauchfahne stieg aus dem Waldgebiet um Rowsley empor.
    »Der letzte Zug der Peak Rail für heute. Sie stellen die Lokomotiven im Bahnhof Darley Dale ab. Im November fahren sie nicht mehr bis Matlock.«
    Fry spürte Maggies Absicht, ihre Gedanken abzulenken, weit fort nach Matlock und auf ihre eigene Wohnung. Sie meinte, den Rauch noch hier oben am Fels riechen zu können.
     
    Allmählich bekam Ben Cooper einen steifen Hals, so lange starrte er schon zum Moor hinauf. Unter den schweren Wolken wirkten die Hänge düster und befremdlich. Doch das war typisch für den Peak District – die Landschaft konnte schlagartig ihr Gesicht wechseln, je nachdem, wie das Wetter umschlug und die Wolken zogen.
    »Was für ein freudloser Ort zum Sterben«, sagte er. »Ist mir vorher nie so aufgefallen.«
    »Meine erste Wahl wär’s auch nicht«, sagte Weenink. »Wenn ich’s mir aussuchen könnte, dann am liebsten im Bett, und zwar voll in Aktion mit einer Blondine mit Riesentitten. Das wär’s.«
    Cooper schien ihn gar nicht gehört zu haben. »Allerdings, zu Jenny Weston würde er schon passen. Wenn es stimmt, was ihr Vater erzählt, hatte sie es nicht gerade leicht im Leben. Wäre kein Wunder, wenn sie davon depressiv geworden ist.«
    »Sind sie das?«, fragte Weenink.
    Diane Fry und Maggie Crew kamen auf dem Pfad in Sicht. Sie hielten sich dicht beieinander, wie um sich gegenseitig zu stützen. Weenink fielen schier die Augen aus dem Kopf, als er im Näherkommen Maggie deutlicher zu Gesicht bekam.
    »Meine Fresse.«
    »Sieht nicht schön aus, ich weiß schon«, sagte Cooper. »Aber es gibt Schlimmeres. Reiß dich zusammen.«
    »Spar dir die Bemerkung. Ich hole die Karre.«
    Cooper hob die Schultern. »Wie du meinst.«
    Als Fry sie in ihren Wagen verfrachtete, hielt Maggie den Kopf gesenkt wie eine Angeklagte auf dem Weg zur Verhandlung. Es fehlte nur noch das Tuch über dem Kopf. Bloß eins stimmte nicht: Maggie Crew war nicht die Schuldige, sondern das Opfer.
    »Ben, ich glaube, Maggie ist anderswo angegriffen worden«, sagte Fry.
    »Ja?«
    »Ihre erste Aussage stimmt nicht mehr mit dem überein, woran sie sich mittlerweile erinnert. Neulich erzählte sie mir, sie sei durch Blätterhaufen gelaufen. Aber bei den Katzensteinen liegt kein Laub am Boden. Es klingt

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