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Die schwarze Hand des Todes

Titel: Die schwarze Hand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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Einleitung hatte Fry sich gefürchtet. »Sagen Sie, warum hatten Sie damals eine Abtreibung?«
    »Weil ich das Kind nicht wollte«, sagte Fry. »Schlicht und ergreifend.«
    Bei den Katzensteinen blieben sie stehen. Die riesigen Felsbrocken balancierten halsbrecherisch auf ausgewaschenen, dünnen Sandsteinstützen, die an die angewinkelten Hinterläufe eines Tiers denken ließen. Sie sahen aus wie sprungbereit geduckte Katzen, hieß es im Volksmund. Vielleicht setzten sie an, um den Hammond Tower vom Sockel stoßen.
    »Aber dahinter steckt doch noch mehr?«
    Maggie berührte sacht einen der Steine, als hoffte sie, ihn mit der Fingerspitze von der Stelle zu bewegen. »War es eine Vergewaltigung?«, fragte sie.
    »Ja.«
    »Aber Sie wollen nicht darüber reden?«
    »Auf keinen Fall.«
    »Unter Verschluss. Ist das der richtige Weg?«
    »Ich rede nicht darüber«, sagte Fry energisch.
    »Aber damit verleugnen Sie es«, sagte Maggie. »Sie leben mit einer Lüge.«
    Sie waren an der richtigen Stelle. Hier hatte ihren Erkenntnissen zufolge der Angriff auf Maggie Crew stattgefunden – jener kurze, grauenvolle Überfall, der sie fürs Leben entstellt hatte. Die Spurensicherung hatte kaum etwas gefunden, was ihnen bei der Suche nach dem Täter weiterhalf. Es gab keine Zeugen außer Maggie selbst. Und keinerlei Motiv.
    »Sie können Ihr Leben nicht auf Lügen aufbauen«, sagte Maggie.
    Und dann fing sie an zu lachen. Dass Maggie ihr Geständnis mit Erheiterung aufnahm, traf Fry wie ein tödlicher Hieb. Als Nächstes stieg Wut in ihr hoch.
    »Was ist denn daran so komisch?«
    Maggie stützte sich auf Frys Arm. Ihr Gelächter brach sich an den Katzensteinen und verhallte im Tal.
    »Ist nicht so wichtig, Diane«, sagte sie. »Machen Sie sich keine Gedanken deswegen.«
    Sie schien gleich wieder loskichern zu wollen. Fry zog ihren Arm mit einem Ruck weg.
    »Werden Sie nicht hysterisch. Gehen wir. Es war ein Fehler, hier heraufzukommen.«
    »Ja, vielleicht«, stimmte Maggie ihr zu.
    »Sie tun sich damit nichts Gutes.« Fry fröstelte. »Und außerdem wird mir kalt.«
    Maggie schüttelte lächelnd den Kopf. »Manches fällt mir wieder ein, Diane.«
    »Das ist gut«, sagte Fry automatisch.
    »Ich erinnere mich, dass er gerannt ist. Bevor ich überhaupt wusste, wie mir geschah, ging er schon auf mich los. Er hat gekeucht, wie ein Läufer, oder …«Maggie zögerte. »Ich glaube, er hatte Angst.«
    »Angst?«
    »Ja. Ich glaube, er wollte mich eigentlich gar nicht angreifen. Ich stand nur verkehrt.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Ich – ich war einfach im Wege.«
    Ein Schaf kam um einen Felsblock getrippelt und beäugte sie. Die Glotzaugen in seinem schwarzen Gesicht wirkten irgendwie grotesk. Rings um die Katzensteine lagen hunderte kleiner schwarzer Köttel auf dem nackten Fels verteilt. Das Schaf begaffte sie ein Weilchen, ordnete sie offenbar als Lebewesen ein und trapste sodann den Hang hinunter.
    »Maggie, neulich haben Sie mir erzählt, dass Sie sich an Blätter erinnern. Sie sind hindurchgewatet, kurz bevor Sie angegriffen wurden.«
    »Ja.«
    Fry wies auf die Felswand, den Haufen Findlinge und den kahlen Boden. »Hier gibt es keine Blätter. Es sind keine Bäume da.«
    »Aber ich weiß es noch genau.«
    »Gut. Dann haben Sie vielleicht die Stelle, wo es passierte, falsch in Erinnerung.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Für mein Gefühl sehen sich diese Findlinge zum Teil ziemlich ähnlich. Sollen wir ein Stück weiter hinaufgehen?« Fry wies in Richtung Tower. Maggie rührte sich nicht. »Maggie?«
    »Ja, gut.«
    Hinter dem mittleren Katzenstein bot sich ein Ausblick aufs Tal. Auf der A6 herrschte reger Verkehr, die Wohnsiedlungen von Two Dales erstreckten sich hügelan bis zu den Aufforstungen von Matlock Moor und Black Hill. Näher zum Tower hin wuchsen die Birken dichter, gelegentlich war auch eine Eiche dazwischen. Hier lag reichlich Laub am Boden.
    »Was meinen Sie?«, fragte Fry. »Das sieht doch schon eher danach aus?«
    »Könnte sein.«
    »Es ist aber wichtig, verstehen Sie? Wenn der Angriff hier stattgefunden hat, müsste die Spurensicherung sich das Terrain erneut vornehmen. Ob sie allerdings noch etwas finden, nach so langer Zeit …«
    »Ja«, sagte Maggie, »lange her, zu lange. Das kann kein großer Unterschied sein.«
    »Man weiß nie«, sagte Fry und sah sich unruhig um. Mit jedem weiteren Schritt konnten Maggie oder sie wichtige Spuren zerstören, die nur darauf warteten, endlich gefunden zu werden und den Weg zum

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