Die schwarze Hand des Todes
–«
Cooper knirschte mit den Zähnen. »Bist du so gut und holst den Wagen?«
»Jemine«, sagte Weenink. »Und ich dachte immer, nur Frauen hätten ihre Tage.«
Mark hockte am Boden, hielt Owens Maurerhammer in der Hand und trieb das scharfe Ende ein ums andere Mal mit Wucht in die Erde. Zwischendurch begutachtete er die tiefer werdende Mulde.
»Und, ist die Mauer fertig?«, fragte Cooper.
»Das dachte ich«, sagte Mark. »Aber sehen Sie sich das an.«
Er wies auf den neu aufgeschichteten Abschnitt. Die Mauer wölbte sich nach außen, die Decksteine waren weggerutscht, und der Mörtel rieselte heraus wie Korn aus einem aufgeschlitzten Sack.
»Wie ist das passiert?«
»Ein morscher Stein«, sagte Mark. »Ein einziger morscher Stein, der dem Druck nicht standgehalten und alles darüber zum Einsturz gebracht hat. Owen muss ihn beim Mauern übersehen haben. Er sagt immer, dass es auf jeden einzelnen Stein ankommt. Eine Schwachstelle, und das Ganze bricht zusammen.«
»Schade drum.« Cooper nahm Marks Blessuren genauer in Augenschein. »Wo haben Sie das denn her?«
Mark tastete nach seinem Gesicht. »Ach, ich bin bloß ausgerutscht und auf ein paar Felsbrocken geknallt. Werd’s schon überleben.«
»Sicher?«
»Klar.«
»Mark, hat Owen jemals mit Ihnen über Kinder gesprochen?«
Mark schaute weg. »Wenig. Er sagt immer: ›Kinder? Herzlich gern! Aber ein ganzes ist zu viel für mich.«‹
Cooper nickte über den alten Witz und fragte sich, ob noch mehr dahinter steckte. »Als Ranger werden Sie vermutlich auch in die Schulen eingeladen.«
»Das gehört heutzutage zu unserem Job. Es heißt, wenn wir den Kleinen beibringen, was die Aufgaben eines Rangers sind, dann lernen sie Respekt für Peak Park und alles, was damit zusammenhängt. So lautet jedenfalls die Theorie. Owen findet, die Veranstaltungen sind eine einzige Verarschung. Die Gören sind immer völlig außer Rand und Band.«
»Das kann ich mir vorstellen. Aber eigene Kinder hat Owen nicht, oder?«
»Owen ist ein feiner Kerl«, sagte Mark.
Todd Weenink trat ungeduldig gegen die Mauer, bis noch mehr Mörtel zwischen den Steinen herausrieselte. Die Wendung, die das Gespräch nahm, behagte ihm nicht.
Diane Fry sah Maggie Crew schon von weitem; ihre gelbe Jacke leuchtete wie eine Signalrakete. Sie stand etwas abseits vom Hammond Tower am Rand des Steilabbruchs. Einige Meter weiter erhoben sich die bizarren Felsformationen, von denen Ben Cooper gesprochen hatte: die Katzensteine. Maggie regte sich nicht, als fürchtete sie, ihnen zu nahe zu kommen. Hammond Tower galt als Symbol für menschliches Wirken in der Naturlandschaft des Moors, aber für Fry hatte er nichts Zivilisiertes an sich.
Vom Tal wehte ein kalter Wind herauf; ein Vorbote der ersten Novemberstürme. Maggie machte keine Anstalten, hinter den Felsen Schutz zu suchen. Sie schien sich mit Wonne der vollen Wucht der Elemente auszusetzen.
Obwohl sie sich nicht umsah, als Fry von hinten herangehumpelt kam, schien es Diane, als hätte Maggie sie erwartet.
»Kommen Sie, Maggie. Es ist schon spät.«
»Ein paar Minuten noch, dann bin ich so weit.«
»In Ordnung. Ich bleibe so lange hier.«
»Wenn Sie möchten.«
Maggie stand regungslos da und schien zu überlegen, wohin sie sich wenden sollte. Fry hatte sich ihr automatisch von links genähert, um ihr Schamgefühl nicht zu verletzen. Jetzt blickte sie ihr forschend ins Gesicht.
»Ich will mich an mehr erinnern«, sagte Maggie. »Ich weiß, dass Sie meine Erinnerungen brauchen, Diane.«
»Es muss nicht unbedingt sein, Maggie. Wir können auch anders vorgehen.«
»Sie haben gesagt, Ihnen fehlen Informationen und konkrete Beweise. Sie brauchen mich, um den Täter zu identifizieren.«
»Es gibt noch weitere Spuren, denen wir nachgehen können.«
Maggie schüttelte den Kopf. »Nein. Jetzt machen Sie mir etwas vor.«
Wie auf ein Signal setzten sie sich im Gleichschritt in Bewegung. Maggie ging langsamer, sobald sie die Katzensteine erreichten. Unmerklich rückte sie dichter an Fry heran, bis ihre Ellbogen sich berührten. Die Nähe wirkte beruhigend auf beide.
»Ich wäre doch mit Ihnen hierher gegangen, Maggie«, sagte Fry.
»Das verstehen Sie nicht. Ich wollte es alleine schaffen.«
»Schon klar.«
»Wirklich? Ich sollte Sie an allem teilhaben lassen, haben Sie gesagt, an all meinen Erinnerungen. Aber es gibt Dinge, an denen kann ich niemanden teilhaben lassen.« Ihr Blick ging wieder in die Ferne. »Sagen Sie« – Vor dieser
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