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Die schwarze Kathedrale

Die schwarze Kathedrale

Titel: Die schwarze Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Palliser
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Tasche.
    »Thorrold? Haben Sie ihn getroffen?«
    »Er hat sich natürlich mit dem Dekan über die Folgen dieser neuen Entwicklung beraten.« Er reichte mir ein Blatt Papier. »Dies ist nur die Zusammenstellung der wichtigsten Punkte, die Sie angeben müßten. Thorrold meint, daß es besser wäre, wenn Sie das mit Ihrem eigenen Rechtsanwalt in Cambridge erledigen würden, um jeden Eindruck eines betrügerischen Zusammenwirkens zu vermeiden.«
    »Gott bewahre«, sagte ich und nahm das Papier in Augenschein. Thorrold hatte den genauen Wortlaut aufgeschrieben, den ich beschwören sollte. Ich sollte gehört haben, wie der alte Mr. Stonex äußerte: »Ich habe die Absicht, dieses Exemplar meines Testaments bei meinem Rechtsanwalt zu hinterlegen.«
    »Bitte denken Sie über die diversen Aspekte nach, die wir besprochen haben«, drängte Dr. Locard.
    »Können Sie mir bis morgen Zeit lassen, mich zu entscheiden?«
    »Zu entscheiden?«
    »Ich meine, mich zu entscheiden, ob ich mich daran erinnern kann, daß Mr. Stonex das gesagt hat.«
    »Aber selbstverständlich.«
    Eine Weile sagte niemand ein Wort. »Ich fürchte, daß der Rücktritt von Dr. Sheldrick eine Menge zusätzlicher Arbeit für dich bedeutet, Robert«, unterbrach Mrs. Locard das Schweigen.
    »Jedenfalls werde ich die Oberaufsicht über die Chorschule wahrnehmen müssen, bis ein neuer Kanzler ernannt ist«, antwortete er. Und als ich ihn überrascht ansah, erklärte er: »Der Bibliothekar ist Stellvertreter des Kanzlers, wenn der letztere verhindert oder krank ist.«
    »Ich verstehe. Gibt es für alle Ämter einen solchen Stellvertreter?«
    »Ja. So wird zum Beispiel der Schatzmeister vom Subdekan vertreten.«
    »Und der Domkustos vom Kantor?«
    Er bejahte und sah mich neugierig an. »Mir fiel gerade Burgoynes Tod ein. Ich nehme an, daß sich das System nicht geändert hat.«
    »Es wird nie etwas verändert, solange es sich nicht als unübersehbar untauglich erweist«, antwortete er und erhob sich. »Das ist die große Stärke der Kirche von England.«
    Er ging zum Seitentisch hinüber und öffnete den Holzkasten, den er dort abgestellt hatte. »Und weil wir gerade von Burgoyne sprechen – das hier wird Sie interessieren, Dr. Courtine. Der Dekan hat sie mir gerade übergeben. Sie sollen in der Bibliothek ausgestellt werden.«
    »Was ist das, Robert?« fragte Mrs. Locard vom Sofa her, während ich aufstand und hinüberging, um zu sehen, was er da hatte.
    Mr. Locard nahm zwei Schlüsselbunde aus dem Kasten und legte sie auf den Tisch. An beiden war eine kurze Kette befestigt. Der eine Bund bestand nur aus zwei großen Schlüsseln, der andere aus sechs kleineren in unterschiedlichen Größen. Dr. Locard nahm den letzteren in die Hand. »Ich vermute, daß dies hier Burgoynes Schlüsselbund ist, für sein Büro, sein Haus, seine Schränke und so weiter.«
    »Das glaube ich auch«, antwortete ich und wandte mich an Mrs. Locard. »Sie lagen neben dem Toten, der heute morgen in der Kathedrale entdeckt wurde.« Dann fuhr ich zu ihrem Mann gewandt fort. »Ich erinnere mich, daß Dr. Sheldrick berichtete, Burgoynes Schlüssel seien nicht an der Leiche gefunden worden, die man für die seine hielt, und daß Freeth und Limbrick in sein Büro einbrechen mußten.«
    »Was ich mir nicht erklären kann, ist die Herkunft dieser beiden«, meinte er und deutete auf die beiden anderen Schlüssel.
    »Sie sind wirklich sehr groß«, pflichtete ich ihm bei, »zu groß für ein Privathaus.« Tatsächlich meinte ich, erraten zu können, wozu wenigstens einer der beiden Schlüssel gehörte. »Ich habe zufällig gerade meine eigenen Schlüssel dabei, und einer davon ist genauso groß wie dieser hier, weil meine Räume nämlich aus dem frühen siebzehnten Jahrhundert stammen und die Schlösser noch die ursprünglichen sind.«
    Ich zog meine Schlüssel aus der Tasche und legte sie neben die beiden anderen. »Die von Burgoyne sind sogar noch größer.«
    »Ich frage mich bloß, warum er einen zweiten Schlüsselbund bei sich getragen hat.« Dr. Locard ging zu der Anrichte hinüber, wo die Kaffeekanne stand.
    Einen Augenblick lang trat Schweigen ein. Einem plötzlichen Impuls folgend, beschloß ich, ein einziges Mal in meinem Leben mit kühner Entschlossenheit zu handeln, und mein Herz begann heftig zu klopfen.
    »Hast du das Rätsel gelöst, Robert?« erkundigte sich Mrs. Locard von ihrem Stuhl am Feuer aus, wo sie jetzt an einer Spitze arbeitete.
    Ich sah mich um, und als ich feststellte, daß

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