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Die schwarze Kathedrale

Die schwarze Kathedrale

Titel: Die schwarze Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Palliser
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nicht mehr gesehen worden war. Limbrick lief zu seinem Haus und erfuhr von der Frau seines Meisters, daß auch sie seit etwa neun Uhr am vergangenen Abend nichts vom Verbleib ihres Mannes wußte. Sie hatte angenommen, daß er die Nacht über weggeblieben war, um Vorkehrungen gegen den gefährlichen Sturm zu treffen, und begann erst jetzt, sich Sorgen wegen seiner Abwesenheit zu machen.
    Als Limbrick mit dieser Nachricht in die Kathedrale zurückkehrte, wurden gerade die letzten Balken des eingestürzten Gerüsts von dem Toten gehoben. Er war so zerschmettert, daß man nur am geistlichen Gewand, an der Amtskette des Schatzmeisters und an dem großen Schlüssel zur Westtür erkennen konnte, daß es sich um Burgoyne handeln mußte. Limbrick vertraute Freeth an – zwischen den beiden Männern hatte sich ein zunehmend freundliches Verhältnis entwickelt –, daß er fürchte, aus Gambrills Verschwinden schließen zu müssen, daß dieser Burgoyne ermordet habe. Gambrill wurde tatsächlich nie wieder in der Stadt gesehen und belastete sich durch sein Verschwinden selbst. Die Aussicht auf seine unmittelbar bevorstehende Entlarvung hatte ihn zu dem Mord getrieben.«
    »Das verstehe ich nicht«, widersprach Dr. Sisterson. »Wegen welcher Missetat soll Gambrill denn gefürchtet haben, entlarvt zu werden?«
    »Nun, auch dazu hat Dr. Sheldrick eine Theorie. Limbrick hatte Freeth auf die Idee gebracht, daß die Aufzeichnungen, die Burgoyne über Gambrills Arbeit an dem Gebäude geführt hatte, möglicherweise einen Hinweis enthalten könnten. Die beiden Männer brachen in Burgoynes Büro ein und fanden die Rechnungsbücher, prüften sie und erklärten wenige Tage später, daß sie durch einen Vergleich der Rechnungen und der Arbeiten, die tatsächlich durchgeführt worden waren, festgestellt hätten, daß Gambrill einen Teil des Geldes, das für die Arbeiten an der Kathedrale vorgesehen war, unterschlagen hatte.«
    »Das scheint mir ziemlich einleuchtend zu sein«, meinte Dr. Sisterson.
    »Aber Sie haben doch gesagt, daß Dr. Sheldrick eine Theorie dazu hat«, warf Mrs. Locard ein. »Ist er denn mit dieser Erklärung nicht zufrieden?«
    »Er ist der Meinung, daß Freeth Limbrick dazu überredet habe, ihm zu helfen, Burgoynes Rechnungen zu fälschen, um so alle Schuld auf Gambrill abwälzen zu können.«
    »Obwohl in Wirklichkeit Freeth selbst Gambrill in seine eigenen Unterschlagungen von Stiftungsvermögen hineingezogen hatte?« fragte Dr. Sisterson.
    »Richtig. Ich glaube aber, daß der korrekte Ausdruck Veruntreuung heißt. Und deshalb konnte er ihn auch dazu überreden, Burgoyne zu ermorden.«
    »Lieber Gott!« rief Dr. Sisterson aus. »Hat er irgendwelche Beweise dafür?«
    »Er zieht nur die Schlußfolgerung. Die Theorie paßt zu den Tatsachen, und Freeth scheint durchaus dazu fähig gewesen zu sein.«
    »Fähig, einen Mann zum Mord anzustiften!« rief Mrs. Locard aus. »Das ist bestimmt ein zu schwarzes Bild von der menschlichen Natur, Dr. Courtine.«
    Ich war unangenehm berührt. »Wie der Bericht deutlich macht, hat er sich geldgierig und skrupellos gezeigt, als er eine gefälschte Urkunde benutzte, um Eigentum der Stiftung an sich zu bringen.«
    »Selbst wenn er das getan hat, ist das noch lange kein Mord«, antwortete sie lächelnd. »Und auch die Rolle, die Dr. Sheldrick dem Steinmetzen zuschreibt, erscheint mir rätselhaft. Dieser stolze und umsichtige Mann, den Sie beschrieben haben, hätte doch sicher nicht das Geld für die Kathedrale gestohlen, die er so liebte, ganz egal, wie seine Einstellung zu den Domherren war?«
    »Nun ja, irgend jemand hat Burgoyne ja nun ermordet«, widersprach ich.
    »Wenn es Gambrill war«, wandte Dr. Sisterson ein, »glaube ich nicht, daß sein Motiv etwas mit Geld zu tun hatte. Was wir von ihm wissen, ist, daß er die Kathedrale liebte und der Meinung war, daß Burgoyne drauf und dran war, sie zu zerstören.«
    »Freeth und Limbrick haben damals die Leute jedenfalls davon überzeugt, daß Gambrill der Mörder gewesen sein mußte«, fuhr ich fort. »Rätselhaft bleibt nur, wie die Gedenktafel an ihren Platz gekommen ist. Limbrick und die anderen Männer, die am Abend zuvor im Dom gearbeitet hatten, versicherten, sie sei viel zu schwer, als daß ein einzelner Mann das geschafft haben könnte. Die Bürger der Stadt waren sich einig, daß der Teufel Gambrill geholfen haben mußte.«
    »Das ist sicher die einzig vernünftige Erklärung«, bemerkte Mrs. Locard mit einem Lächeln. Dann

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